Der Sport-Rat der Weisen© RTL/Stefan Gregorowius, ARD, ZDF/Rico Rossival, Sat.1/Martin Saumweber, Sky/Wolfgang Wilde, Sport1

Völlige Neutralität oder echte Emotionen: Wie viel Liebe zu einem bestimmten Verein darf ein Sportjournalist eigentlich mitbringen und zeigen?

Hansi Küpper, Sat.1: "Er darf nicht nur, er muss seine ganze Liebe mitbringen. Es wäre ja absurd zu sagen 'Jetzt bin ich Sportjournalist, jetzt knipse ich all das aus, was mein Leben als Fan ausgemacht hat!' Wer dann allerdings als Fan schreibt oder kommentiert, macht einen schlechten Job."

Wolf-Dieter Poschmann, ZDF: "Ein Sportjournalist sollte sogar eine gewisse Liebe zum Objekt der Berichterstattung mitbringen, nur darf die Liebe nicht den Scharfsinn und die Fähigkeit der Differenzierung und Kritikfähigkeit vernebeln. Kritische Begleitung kann auch aus der Sorge entstehen, dass die 'geliebte' Sportart eine falsche oder möglicherweise schädliche Entwicklung nimmt."

Monica Lierhaus, Sky: "Man ist ja Sportjournalist geworden, weil man den Sport liebt. Dazu gehören auch Emotionen. Also: Liebe mitbringen 'Ja', die Vorliebe zeigen 'Nein'. Die Neutralität einer Berichterstattung sollte gewahrt bleiben."

Dirc Seemann, Sport1: "Mitbringen darf er gerne ganz viel Hingabe zu seinem Verein. Mich würde es ehrlich gesagt wundern, wenn eine Kollegin oder ein Kollege privat keinen Lieblingsklub hat, den sie oder er von klein auf begleitet. Zeigen sollte ein Journalist persönliche Präferenzen im Rahmen seiner beruflichen Arbeit in der Regel aber nicht. Ausnahmen sind sicherlich Auftritte, bei denen auch bei den Zuschauern eine klare Rollenverteilung vorausgesetzt werden kann, zum Beispiel Auftritte von deutschen Nationalmannschaften oder von deutschen Klubs und Sportlern in internationalen Wettbewerben.“

Marco Hagemann, RTL / Eurosport: "Natürlich darf man eine Liebe zu einem bestimmten Verein mitbringen. Schließlich bringt man eh die Liebe zum Sport mit. Geht dann die Arbeit los, liegt die Liebe auf Eis. Da geht es um den Job, um die größtmögliche Objektivität. Schlicht und ergreifend muss man dann professionell arbeiten. Ein absolutes Credo."

Sabine Töpperwien, WDR: "Jeder Mensch sollte Liebe für seinen Beruf mitbringen. Von daher bin ich sehr froh, mein Hobby zur Profession gemacht zu haben. So ergibt sich natürlich auch als Reporterin eine Liebe zum Fußball - privat auch zu einem Verein oder zu bestimmten Lieblingsspielern. Dienstlich, wenn das Mikrofon in der Hand gehalten wird, gelten andere Kriterien. Allen voran Objektivität! Im öffentlich-rechtlichen System müssen Überparteilichkeit und Fairplay herrschen. Wenn allerdings deutsche Vereine international tätig sind oder das DFB-Team im Einsatz ist, darf man im Radio schon schwarz-rot-gold mit fiebern..."