Noch immer ist der Sportjournalismus eine Männerdomäne: Woran liegt das - und wie kann das geändert werden?

Monica Lierhaus, Sky: "Früher gab es eher eine klassische Rollenverteilung im Freizeitverhalten: Jungs spielten Fußball, gingen mit den Vätern ins Stadion und guckten die Sportschau und die Mädchen gingen zum Reiten oder Ballet, trafen sich mit Freundinnen oder lasen Bücher. Das Interesse am Sport ist bei Männern größer gewesen, was auch den beruflichen Werdegang im Sportjournalismus prägte. Doch es findet bereits ein sichtbarer Wandel statt, denn die Frauen erobern immer mehr die früher 'männlichen' Bereiche. Die Stadien sind voller Frauen und Mädchen und auch im journalistischen Bereich tauchen ja bereits mehr Frauen auf – egal ob im Radio, am Spielfeldrand oder in der Moderation. Ich persönlich halte es grundsätzlich für falsch, in 'Männer'- oder 'Frauen'-Kategorien zu denken. Es gibt nur 'gut' oder 'schlecht'. Die Qualität ist das einzige, was zählt."

Wolf-Dieter Poschmann, ZDF: "Nicht der Sportjournalismus in seiner gesamten Vielfalt ist immer noch eine Männerdomäne, sondern einzelne Sparten wie Fußball, Boxen oder Formel 1. Also Sportarten, die erst spät auch aktiv von Frauen erobert wurden oder noch werden, beispielsweise die Formel 1. Da entwickelt sich entsprechend auch die journalistische Begleitung."

Dirc Seemann, Sport1: "Auch im Sportjournalismus gibt es unterschiedliche Disziplinen und Schwerpunkte - daher ist eine pauschale Aussage nicht möglich. Wir haben zum Beispiel bei der Besetzung unserer aktuellen Volontärsstellen zwei jungen Sportjournalistinnen den Vorzug gegeben. Im Fokus stehen immer sehr die Moderator- und Kommentator-Positionen. Gerade im Bereich des Kommentars gibt es kaum Bewerbungen von Frauen. Das finde ich schade, ich kann sie dazu nur ermutigen. Unser Anspruch an die journalistische Arbeit baut auf Fachkompetenz, einem überzeugenden Auftreten und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Gesprächspartnern auf - Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht ist kein Einstellungskriterium. Als anerkannte Nachwuchschmiede Nummer eins in Deutschland für Bewegtbild-Journalismus im Sport gibt es viele aktuelle Beispiele aus unserem Haus - wie zum Beispiel unsere jungen Moderatorinnen Nele Schenker oder Lisa Ramuschkat - die zeigen: Es ist lohnenswert, Wege in den Sportjournalismus einzuschlagen. Das spornt hoffentlich viele weitere Berufsanfängerinnen an, die hier ihre berufliche Zukunft sehen."

Marco Hagemann, RTL / Eurosport: "Ist es immer noch eine Domäne? Es arbeiten im Sportjournalismus inzwischen viele Frauen, die genauso wie ihre männlichen Kollegen eine sehr gute Arbeit machen. Für mich persönlich ist es wichtig, dass tatsächlich journalistischer Hintergrund dahintersteckt. Was bedeutet eigentlich Journalismus? Wie recherchiert man etc? Das sollte jede/jeder von Grund auf erlernen. Zudem müssen die jeweiligen Arbeitgeber Frauen noch mehr Chancen einräumen. Deshalb finde ich es gut, dass meine Kollegin Claudia Neumann beim ZDF ein EM-Spiel kommentiert hat. Und hat sie es schlechter oder besser gemacht als die mänlichen Kollegen? Nein, sie hat es gut gemacht. Oder Julia Scharf bei der ARD, Anett Sattler bei Sport1, Daniela Fuß bei Sport1, Jessica Kastrop bei Sky, um nur ein paar zu nennen, alle haben diesen Beruf von der Pieke auf gelernt. Dementsprechend haben sie natürlich alle Berechtigung, in diesem Feld zu arbeiten."

Sabine Töpperwien, WDR: "Der Sportjournalismus ist vor allem im Bereich des Fußballs noch immer eine Männerdomäne, weil zum einen die Herren der Schöpfung die schönste und wichtigste Nebensache der Welt immer noch gerne persönlich in die Augen und Ohren der Deutschen bringen wollen, Stichworte: Reputation und Bekanntheit, und zum anderen sich zu wenige Frauen bei den zumeist männlichen Chefs mit Nachdruck und Qualifikation empfehlen und aufdrängen. Das muss sich als erstes ändern.

Auch im Sportjorunalismus gibt es unterschiedliche Disziplinen und Schwerpunkte – daher ist eine pauschale Aussage nicht möglich. Wir haben zum Beispiel bei der Besetzung unserer aktuellen Volontärsstellen zwei jungen Sportjournalistinnen den Vorzug gegeben. Im Fokus stehen immer sehr die Moderator- und Kommentator-Positionen. Gerade im Bereich des Kommentars gibt es kaum Bewerbungen von Frauen. Das finde ich schade, ich kann sie dazu nur ermutigen. Unser Anspruch an die journalistische Arbeit baut auf Fachkompetenz, einem überzeugenden Auftreten und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Gesprächspartnern auf – Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht ist kein Einstellungskriterium. Als anerkannte Nachwuchschmiede Nummer eins in Deutschland für Bewegtbild-Journalismus im Sport gibt es viele aktuelle Beispiele aus unserem Haus – wie zum Beispiel unsere jungen Moderatorinnen Nele Schenker oder Lisa Ramuschkat – die zeigen: Es ist lohnenswert, Wege in den Sportjournalismus einzuschlagen. Das spornt hoffentlich viele weitere Berufsanfängerinnen an, die hier ihre berufliche Zukunft sehen.“

Hansi Küpper, Sat.1: "Mädchen, die Fussball spielten und lebten, waren früher die absolute Ausnahme. Deshalb war der Fußballjournalismus auch zwangsläufig eine Männerdomäne. Das ändert sich mit jeder fußballinteressierten Frau, die in den Sportjournalismus geht. Deshalb muss man auch nichts ändern. Die Dinge ändern sich von selbst."