Germanys Next TopmodelMan spürte förmlich die Genugtuung der Beteiligten als die Show vorbei war: Das Finale von "Germany's Next Topmodel" vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften Kölner Lanxess Arena war ein Kraftakt für ProSieben und die ausführende Produktionsfirma Tresor TV, den beide zusammen hervorragend meisterten. Der sonst im Dokusoap-Stil präsentierten Castingshow setzte man mit diesem opulent inszenierten Finale die Krone auf und läutete für ProSieben so etwas wie Kölner Feiertage ein. Denn schon am Samstag steht in der Domstadt die nächste Ausgabe von "Schlag den Raab" an - mit einer Rekordgewinnsumme von 3 Millionen Euro.

Doch bevor Raab wieder das Ruder übernimmt, wird bei ProSieben über Heidi Klum gejubelt. Mit ihr gelang erneut eine noch erfolgreiche Staffel von "Germany's Next Topmodel", mit der der Sender bewies: Er kann selbst RTL und "Deutschland sucht den Superstar" das Wasser reichen. 3,27 Millionen 14- bis 49-Jährige erreichte ProSieben gestern, 3,53 Millionen erreichte RTL mit dem "Superstar"-Finale. Nach der erfolglosen zweiten Staffel von "The Next Uri Geller" und der schwachen Eventshow "The Biggest Loser" konnte ProSieben mit "Germany's Next Topmodel" wieder an Selbstvertrauen gewinnen und hat sich die Bestätigung eingeholt: Heidi Klum ist neben Stefan Raab das wichtigste Gesicht, die wichtigste Marke des Senders.
 

 
Wichtiger noch als die nackten Zahlen ist der Imagegewinn für ProSieben, der sich wie kein anderer Sender in Deutschland über Lifestyle verkauft. Das oft beschworene Lagerfeuer-Fernsehen - "Germany's Next Topmodel" hat es geboten. Die Sendung war am nächsten Tag Gesprächsstoff, wenn nicht schon am gleichen Abend, weil gemeinsam mit Freundinnen oder Freunden geschaut wurde. Donnerstagabend war Mädelsabend in Deutschland. Ausgerechnet ProSieben, am Anfang seiner Geschichte nur Abspielkanal für Lizenzware, hat damit bewiesen, wie man ein Abwandern der Zuschauer ins Web oder hin zu DVDs vermeiden kann: Mit Showevents, die eben live verfolgt werden müssen, wenn man mitreden will. Wie man dabei auch das Web einsetzen kann, hat der Sender mit einer eigenen WebTV-Show begleitend zur TV-Sendung bewiesen.

ProSiebenUnd doch kann man Kritik üben am Finale. Naheliegend sind die gleich sechs Werbepausen während der Show, die die Geduld des Fernsehpublikums sehr strapazierte und wie schon im Vorjahr das Gefühl aufkommen ließ, dass die Show nur der Werbung willen in die Länge gezogen wurde. Insbesondere da, nächster Kritikpunkt, die Entscheidung über Germanys Next Topmodel allein in den Händen der Jury lag und diese sich sicher nicht erst während der Finalshow für die Gewinnerin Sara entschieden hat. Mit anderen Worten: Das Finale war gespielte Spannung, die dann ins Absurde getrieben wurde als Heidi Klum am Ende die Entscheidung in bester Marco Schreyl-Manier in die Länge zog und immer wieder die Frage wiederholte "Wer wird Germanys Next Topmodel?". Wäre es für ProSieben ein so großes Risiko, wenigstens im jetzt ja live gezeigten Finale das Publikum entscheiden zu lassen?

Doch insgesamt können diese Kritikpunkte den Erfolg der diesjährigen Staffel von "Germany's Next Topmodel" kaum trüben. Oder wie es im Internet eine Foren-Userin so schön beschrieb: "Manchmal war das Finale wie ein Unfall auf der Autobahn. Schlimm, aber man musste einfach hingucken." Fazit: Die Einschaltquoten waren stärker als je zuvor, das Finale war größer als je zuvor. Ein Erfolg auf ganzer Linie für ProSieben und die Produktionsfirma Tresor TV. Und Heidi Klum? Nun, ihre Stimme wird sie (leider) nicht ändern können. Das Moderieren könnte sie allerdings noch etwas üben, um den ein oder anderen sprachlichen Patzer zu vermeiden. Während der Schwangerschaft dürfte dafür ja genügend Zeit bleiben. Und dann stehen die Chancen gut, dass sich an der ein oder anderen Stelle auch im nächsten Jahr noch etwas verbessern lässt - bei Deutschlands zweiterfolgreichster Castingshow.