KernerVielleicht ist das alles nur ein großes Missverständnis. Vielleicht hat man einfach nur viel zu viel erwartet. Im Vorfeld sprach Sat.1-Geschäftsführer Guido Bolten davon, dass man mit "Kerner", also dem Magazin, seine journalistische Kompetenz ausbauen wolle. Chefredakteurin Tanja Deuerling ernannte Kerner, also den Moderator, zum neuen Flaggschiff des Senders. Und beim Presselunch vor drei Wochen wurde noch über damalige Beispielthemen wie den Friedensnobelpreis für Barack Obama oder die umstrittenen Aussagen von Bundesbank-Vorstand Sarrazin gesprochen.

Von diesen Ansprüchen und den entsprechenden Erwartungen war bei der Premieren-Sendung am Montagabend nicht viel zu merken. "Die 30. Sendung ist wichtiger als die erste", sagte Johannes B. Kerner vor dem Start im DWDL.de-Interview. Leider wirkte die erste Sendung auch genau so. Wochenaktuelle Themen gab es nicht. Stattdessen auf Aktualität gebürstete Stories wie etwa das Aufreger-Thema "Kündigungswahn". Ärgerlich nur, wenn dann der Experte im Studio auf Kerners Frage, ob sich solche Kündigungen wegen Bagatell-Vergehen derzeit wirklich häufen oder ob das durch die Medienberichterstattung nur so wirkt, sagt, dass er derzeit keine Häufung solcher Kündigungsfälle feststellen kann.
 

 
Kerners neue Sat.1-Sendung - sie wirkt im Nachhinein ziemlich genau, wie zu erwarten war, einer Mischung aus seiner alten ZDF-Sendung und "Stern TV" von RTL. Die Kulisse, das Opening, die Schreibtischsituation: Seinen Stamm-Zuschauern bot der Moderator ein vertrautes Umfeld. Dazu Themen, wie sie auch schon bei "Stern TV" liefen oder laufen könnten. Etwa der Beitrag zu populären Rechtsirrtümern, der in den vergangenen Tagen schon Schlagzeilen machte. Neu an "Kerner" in Sat.1 ist im Vergleich zur ZDF-Sendung eine große Videowand inkl. Stehpult davor und eine neue Interview-Situation mit dem Studio-Publikum im Hintergrund.

Genau so plauderte Kerner auch mit Mario Barth. Zwischen dem ersten Thema des Abends, dem vermeintlichen Kündigungswahn, der keiner ist, und Barths Auftritt widmete man sich übrigens noch dem Thema "Baustellenchaos". Ein für die Redaktion offenbar zu verlockendes, naheliegendes Thema. Mit dem Verweis, dass das gerade auch eine Folge der Wirtschaftskrise sei, wollte man auch durch die Hintertür Aktualität suggerieren. Doch der Beitrag war dann so auf den Ärger, den Frust und die Reaktionen der Stau-Geschädigten fixiert, dass er jederzeit einsetzbar gewesen wäre. Nach der ersten Werbepause folgte dann eben Mario Barth.