ZDF LogoWeit entfernt schienen die deutschen Diskussionen über das, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen machen darf, soll und kann, als ZDF-Intendant Markus Schächter am Montagabend bei den International Emmy Awards für das laut Jurybegründung herausragende Management des Senders einen Ehrenpreis, den Directorate Award, erhielt. Stattdessen gab es Anerkennung, etwa für die Internet-Pionierarbeit des ZDF mit seiner früh gestarteten Mediathek, das neue Nachrichtenstudio, den neuen Fernsehsender für das junge Publikum und die erfolgreiche Vermarktung von ZDF-Programmen auf dem internationalen Markt. Doch bei allem internationalen Lob für die Entwicklung des ZDF: Zuhause wartet auf Schächter noch in dieser Woche die vielleicht schwerste Prüfung in seiner Karriere. Die Personalie Brender.

"Ich habe dargestellt, dass ich noch einmal die Gründe darlege, weshalb Nikolaus Brender verlängert werden soll. Die Diskussion darüber wird am Freitag stattfinden und alle nächsten Schritte wird man sehen", sagte Schächter in New York. Im Sommer hieß es zwischenzeitlich, dass er möglicherweise auch sein eigenes Schicksal beim ZDF an den Verbleib Brenders knüpfen würde. Im Interview darauf angesprochen, sagt der ZDF-Intendant: "Sie werden verstehen, dass ich über die Entscheidungen, die ich zu treffen habe, nicht im fernen New York philosophiere, sondern deutlich mache: Es geht um das ZDF, um die Zukunft des großen und wichtigen, jetzt auch hier in New York ausgezeichneten, Unternehmens."

Nicht wenige Beobachter sind davon überzeugt, dass es Schächter schwer fallen würde, sein Gesicht zu wahren und weiter Chef im eigenen Haus zu sein, wenn sein oberster Journalist von der Politik abgesägt wird. Sollte also nicht doch noch ein Kompromiss gefunden werden können, wird die Personalie Brender unweigerlich zur Personalie Schächter - auch wenn dieser sich bislang dazu bedeckt hält. "Fernsehen ist Innenpolitik", scherzt er stattdessen. Daran ändere auch eine Reise nach New York nichts. Und neben diesen innenpolitischen Diskussionen über das ZDF würden die Privatsender auch gerne den neuen TV-Sender ZDFneo zur Debatte stellen. Doch hier zeigt sich Schächter über jegliche Kritik amüsiert und zieht nach gut drei Wochen eine zufriedene Startbilanz.

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Die Strategie einen zweiten Sender aufzubauen, zeige sich schon jetzt als "erfolgreich und richtig", so Schächter. Dass die Einschaltquoten von ZDFneo teilweise im kaum messbaren Bereich lagen, irritiert den ZDF-Intendanten nicht. Die Sorge, dass ZDFneo jetzt die Privatsender massiv angreifen würde, sei "hanebüchen falsch" gewesen angesichts der geringen Marktanteile des Senders, die in Mainz niemanden überraschen. Schächter: "Das wussten wir. Und wir merken: Es sind von Tag zu Tag auch ein paar mehr, wenn auch auf niedrigem Niveau aber so, dass unsere Ziele Ende nächsten Jahres mit 0,3 Prozent aufzuschlagen und dann in drei Jahren so stark zu sein wie ein mittleres drittes Programm der ARD, aufgehen können."