Frederic KompHerr Komp, im Frühjahr 2008 ging das Brainpool-Webangebot „MySpass.de“ an den Start. Nach einem ambitionierten Start hat man – abgesehen von „Ulmen.TV“ – nicht mehr viel davon gehört. Welche Strategie verfolgen Sie derzeit mit dem Projekt?

MySpass wird von uns größer gedacht als nur die Webseite "MySpass.de".  Dahinter steckt mittlerweile der Gedanke, ein Comedylabel für unser gesamtes Endkundengeschäft zu etablieren. Die Stelle als Qualitätsmarke für Comedy ist in Deutschland noch vakant, und wir möchten sie gerne besetzen. Dafür ist die Webseite ein wichtiges Element. Darum steht aber auch auf unseren DVDs neben Brainpool schon MySpass. Auch auf anderen Vertriebswegen nutzen wir zunehmend MySpass als Dachmarke..

Warum benötigen Sie dafür MySpass? Ist die Marke Brainpool im Comedy-Segment nicht bereits gut etabliert?

Brainpool ist als Produktionsfirma keine Endkundenmarke. Wichtig ist aber auch, dass MySpass ganz ausdrücklich keine Brainpool-only-Veranstaltung ist. Wir versuchen sehr aktiv auch Inhalte von Sendern und anderen Produzenten zu akquierieren. Mittlerweile finden Sie auf „MySpass.de“ auch Channels von ProSieben und RTL Now mit Sendungen wie der "Bullyparade" und dem "Quatsch Comedy Club", die nicht von uns stammen.

Das klingt ein wenig danach, als hätten Sie vor, das lang ersehnte deutsche „Hulu“ der Comedy-Produzenten werden.

Intern ist bei uns tatsächlich die Rede vom deutschen „Hulu“ für Comedy. Unser Ansatz ist allerdings nicht, die Produzenten zu poolen und die Sender außen vor zu lassen. Es können auch der japanische Manga und die US-Sitcom sein, die bei uns eingestellt werden. Unsere Chance ist doch, dass die Sender derzeit mit Einzellösungen auf dem Markt sind, was uns als neutraler Drittmarke nicht im Wege steht. Wir wollen den Sendern ihre Absenderschaft auch nicht nehmen und ihnen die Möglichkeit geben, weitere Informationen zu den Formaten inklusive Weblinks zur Verfügung zu stellen. Wir wollen ein umfassendes Angebot schaffen. Die Parameter lauten: Nur Comedy, nur Professional-Content und immer kostenlos für den Kunden.

Ihre Ankündigung überrascht. Es hatte zunächst den Anschein, als habe man bei Brainpool nach dem Launch von MySpass selbst nicht so recht gewusst, wohin die Reise gehen soll.

Das erste Jahr haben wir zugegebenermaßen damit verbracht unsere eigenen Inhalte einzustellen, die Technik zu verstehen, uns zu sammeln und mit neuen Inhalten wie zum Beispiel "Ulmen.TV" zu experimentieren. Von solchen Formaten hätten wir gerne noch mehr. Aber noch ist das Genre der Webshows ein zartes Pflänzchen. Nach und nach sehen wir aber ein Wachstum in diesem Werbemarkt, so dass sich auch kleinere Produktionen dadurch finanzieren lassen. Es wird künftig deutlich mehr Werbung geben als nur ein Pre-Roll vor der jeweiligen Show. Wir reden hier allerdings von originären Inhalte und nicht von Backstage-Videos bekannter Fernseh-Sendungen. Der Fokus für das kommende Jahr liegt auf dem Ausbau der Inhalte.

Der Wettbewerb der Video-Portale ist nicht gerade klein. Neben dem umfassenden Youtube kämpfen mit „myvideo.de“ und „clipfish.de“ auch Portale der Sender um Aufmerksamkeit, auch Sevenload setzt verstärkt auf professionelle Inhalte.

Wir haben es hier mit generalistischen Portalen zu tun, bei denen es auch Amateurvideos gibt. Wir wollen eine Nische mit einer klaren Zielgruppe besetzen und glauben das Angebot mit unserer redaktionellen Führung in diesem Segment umfassender und attraktiver gestalten zu können. Gerade durch die Kombination mit Full-Length-Inhalten bekannter Fernsehsendungen sowie Kooperationen mit Reichweiten starken Partnern heben wir uns deutlich von Angeboten wie Youtube ab. Wir glauben auch nicht zwingend an Exklusivität, sondern schlicht an ein gutes Programmpaket. Nur weil Youtube groß ist, muss das Modell nicht zwangsläufig funktionieren. Da sind wir zumindest nicht schlechter aufgestellt, was die ökonomische Strategie betrifft.