Matthias Opdenhövel, Sabine Heinrich
Kritik an Stefan Raab? In Unterföhring gilt das als Gotteslästerung und wird mit der 9Live-Geschäftsführung nicht unter zwei Jahren bestraft. Und doch bleibt nach dem Auftakt von "Unser Star für Oslo" eins übrig: Kritik auf hohem Niveau. So formulierte es Raab selbst in der Sendung immer wieder. Und so ist auch diese Kritik zu verstehen. Denn insgesamt löste die Gemeinschaftsproduktion von ARD und ProSieben alle Versprechen ein, die man im Vorfeld gegeben hatte. Es war ein anständiger musikalischer Wettstreit. 

Das mag in Zeiten von Pipiflecken und Dieter Bohlen zwar beinahe bieder wirken. Man könnte aber auch sagen: Es war eine Wohltat, weil reduziert auf das, was bei einem ernsthaften Wettbewerb von Bedeutung ist. Es war einfach nettes Fernsehen. Das ist nicht spektakulär oder schlagzeilenträchtig - aber muss es ja auch (noch) nicht sein. Dafür stehen ja noch einige Shows an bis dann am 12. März unser deutscher Kandidat für den Eurovision Song Contest 2010 feststehen soll. Die Zeit bis dahin könnte man auch noch gut nutzen, um an einzelnen Stellschrauben anzusetzen.
 
 

Und da wären wir wieder bei Stefan Raab: Seine Leistung hinter den Kulissen ist unbestritten und beim WarmUp am Dienstag machte er sogar als Schnulzensänger spontan eine gute Figur. Als Juror hingegen kam er zum Auftakt von "Unser Star für Oslo" einfach nicht auf den Punkt. Seine Statements windeten sich mehrfach, um möglichst ausgewogen zu klingen. Doch das war ein Kuschelkurs der so unnötig war wie die wiederholte Betonung, dass man auf hohem Niveau kritisiere. In diesen Momenten merkt man: Raab will nochmal das ganze Konzept der Show erklären und was sie so abhebt.

Darin sprang ihm am Ende auch Marius Müller-Westernhagen bei, der sich mit Blick auf die zehn Kandidaten der ersten Runde rückversicherte, ob er auch alle fair behandelt habe. Ja, an Kuschelkurs mangelte es nicht am Dienstagabend in Köln-Mülheim. Und an langen aber leider nicht eindeutigen oder gar knackigen Jury-Statements auch nicht. Nur zwischendurch, da schien es ein Thema zu geben an dem sich die Jury festgebissen hatte. Haben die Kandidaten Eier in der Hose oder nicht? Nein, einen Dieter Bohlen braucht das Format sicher nicht. Aber auch keine zu verschwurbelte Fachsimpelei.