Thomas WagnerIn der Flut der Programme und bei immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen ist es nicht leicht, den Zuschauer immer vor dem Bildschirm und vor allem beim gleichen Programm zu halten, noch dazu wenn Werbung läuft. Es geht darum, den Zuschauer vom Umschalten abzuhalten und eine erhöhte Aufmerksamkeit für den Spot des Werbekunden zu schaffen. Seit einiger Zeit schon gibt es die Sonderwerbeform des Einzelspots, die in der Tat ein Hingucker ist. Seit kurzem experimentiert ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne Media aber noch mit einer weiteren Verpackung für die Werbung.

So gibt es unter anderem in der ProSieben-Serie "Flash Forward" eine Werbeinsel zu sehen, die nur drei Spots enthält. Dies wird dem Zuschauer auch so angekündigt. Somit zuckt der Finger nicht allzu schnell auf der Fernbedienung - und wenn doch, ist er rechtzeitig zurück, da die Werbepause schneller vorbei ist, als gewöhnlich. "Short Break" heißt die Form. Es handelt sich bei dieser Portionierung der Werbung um einen Versuch, heißt es auf DWDL.de-Nachfrage bei SevenOne Media. "Wir testen immer wieder verschiedene Varianten, um unsere Werbeblöcke für Kunden noch attraktiver zu machen und den Audience Flow zu verbessern", sagte Thomas Wagner (Bild), Vorsitzender der Geschäftsführung, gegenüber DWDL.de.
 

 
Es sei mitnichten so, dass man aus der Not einer geringen Auslastung eine Tugend mache, und dem kurzen Block nur ein neues Etikett aufklebe. "Wir sind mit der Auslastung von 'Flash Forward' zufrieden. Es ist ein junges, eher männliches Werbeumfeld und im Moment konzentrieren sich die Werbekunden nach wie vor etwas stärker auf die Zielgruppe Frauen und Haushaltsführende", erklärt Wagner. Das liegt vor allem daran, dass eher männeraffine Branchen wie Telekommunikation und Automobil noch mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen haben. Also nutzt man die Gelegenheit zum Ausprobieren neuer Formen.

Matthias DangBei den Kollegen von IP Deutschland, die sich in Köln um die Vermarktung der RTL-Sender kümmern, betrachtet man den Test der SevenOne Media mit großem Interesse. "Werden die Werbeblöcke kürzer gestaltet, erhöht sich auch die Aufmerksamkeit der Zuschauer für die einzelnen Spots, so dass die Zeiten teurer verkauft werden können", sagt Matthias Dang (Bild), stellvertretender Geschäftsführer bei IP Deutschland. Allerdings ist die kleine Insel für ihn auch ein schmaler Grat, "da man schnell Gefahr läuft, die Sonderwerbeformen zu kannibalisieren". Es könne sich bei der kleineren Portionierung auch nur um eine Sonderwerbeform handeln, die keinen Block ersetzen könne, so Dang.

Bevor eine derart neue Verpackung für die Werbung eingeführt wird, sollte man laut Dang allerdings sehr genau beobachten, wie die Zielgruppe damit umgeht. "Daher erscheint es als richtiger Weg, es zunächst bei einem einzelnen Publikum zu testen", sagt er über den Vorstoß der Münchner. Auch bei IP Deutschland gebe es Überlegungen, nach US-Vorbild künftig weniger Spots pro Werbeinsel zu zeigen und dafür öfter eine Werbeunterbrechung einzuziehen. "Bislang haben wir uns jedoch dagegen entschieden. Auch seitens der Kunden gibt es dafür momentan keinen Bedarf".