Günther JauchIm Jahr 2006 gab die ARD schon einmal bekannt, dass Günther Jauch ins Erste wechseln und dort den Polittalk am Sonntagabend übernehmen werde. Doch in den Wochen und Monaten danach meldeten sich nach und nach immer mehr Vertreter diverser ARD-Gremien zu Wort, wollten Jauch dies verbieten, hatten dort gute Ratschläge - bis Jauch Anfang 2007 genervt von den "Gremlins" - so seine eigenen Worte - entnervt den Deal wieder absagte. Seitdem wurden der ARD und Jauch immer wieder neue Verhandlungen nachgesagt - und offenbar hat es sie tatsächlich gegeben.

Am Donnerstag ließ die ARD nun überraschend ein zweites Mal platzen: Günther Jauch wechselt demnach im kommenden Jahr nun tatsächlich von RTL zur ARD und wird dort ab Herbst 2011 den Polittalk nach dem "Tatort" übernehmen. Der Drei-Jahres-Vertrag soll diesmal auch tatsächlich bereits unter Dach und Fach sein - allerdings müssen natürlich auch diesmal die Gremien noch zustimmen. Trotzdem ist kaum anzunehmen, dass sich die ARD ein weiteres Mal eine solche Blöße geben wird.

Bitter ist das für Anne Will, die ihren prominenten Sendeplatz in einem Jahr aufgeben muss - und das trotz zuletzt steigender Quoten. Will soll zwar weiter für die ARD talken - nur wann ist bislang unklar. Gut möglich, dass sie sich künftig unter der Woche am späten Abend wiederfindet - denn im Zuge der Jauch-Verpflichtung ringt sich die ARD überraschend auch zu der lange geplanten, aber immer gescheiterten Vereinheitlichung des Sendeschemas in der Primetime durch. Die "Tagesthemen" sollen ab Herbst 2011 dann von Montag bis Donnerstag den lange in Aussicht gestellten einheitlichen Sendeplatz erhalten, danach sollen an allen vier Abenden Gesprächssendungen laufen. Nicht nur die Frage nach dem Sendeplatz von "Anne Will" ist damit offen, auch "Hart aber fair" bräuchte demzufolge einen neuen Sendeplatz.

Foto: RTLUm für die ARD den Polittalk moderieren zu können, trennt sich Günther Jauch von seiner erklärten Lieblings-Sendung, mit der er erst jüngst den 20. Geburtstag feiern konnte: "Stern TV" bei RTL. Im Lauf des kommenden Jahres werde er die Moderation abgeben, wie RTL am Donnerstag bestätigte. Wer ihm bei der äußerst erfolgreichen Sendung nachfolgt, steht noch nicht fest und soll bis Anfang 2011 bekannt gegeben werden.

Ganz verzichten muss RTL auf Jauchs Dienste aber nicht: Er wird unter anderem weiterhin "Wer wird Millionär" moderieren. "'Wer wird Millionär?' geht weiter, so lange der Sender und ich Freude daran haben und die Zuschauer es sehen wollen. Darüber hinaus arbeiten wir, wie in der Vergangenheit auch, an neuen Showkonzepten", so Jauch. Fortgesetzt wird laut RTL auch "5 gegen Jauch", zudem ist eine weitere Sendung für die nächste Saison geplant. RTL-Chefin Anke Schäferkordt fügt hinzu: "Wir sind natürlich nicht glücklich über seine Entscheidung in Sachen 'Stern TV', freuen uns jedoch sehr auf die Fortsetzung unserer bewährten Zusammenarbeit im Showbereich."

Bei den ARD-Verantwortlichen ist die Freude im Gegensatz zu RTL heute natürlich erstmal ungetrübt. Programmdirektor Volker Herres äußert sich in Anlehnung an den Kommentar "Ohne Jauch geht's auch" des damaligen SWR-Intendanten Peter Voß nach der Absage Jauchs Anfang 2007 so: "Mit Jauch geht's auch - und zwar noch viel besser. Mit Deutschlands wohl beliebtestem Moderator werden wir das Informationsprofil des Ersten weiter stärken und unser Angebot noch klarer und verlässlicher strukturieren. Wir sind eins - und wollen es auch bleiben."

Peter Boudgoust, ARD-Vorsitzender bejubelt einen "perfekten Coup": "Wir bieten dem Großmeister der journalistischen Unterhaltung ein Programmumfeld, das seinen Fähigkeiten entspricht. Und den Gebührenzahler kostet seine Verpflichtung keinen Cent mehr. Dazu die Vereinheitlichung der Tagesthemen-Anfangszeiten: ein perfekter Coup." Für NDR-Intendant Lutz Marmor steht Jauchs Verpflichtung schlicht unter dem Motto "Die Besten ins Erste".