Rette die Million© ZDF/Christopher Adolph
Weil er nicht als Quiz-Onkel in die Geschichtsbücher eingehen wollte, verließ Jörg Pilawa vor acht Monaten die ARD - um nun beim ZDF wieder eine Quizshow zu moderieren. "Rette die Million" heißt das Format, das am Mittwochabend seine Premiere feierte. Und um es vorweg zu nehmen: Es hätte schlimmer kommen können.

Endlich mal kein weiteres Quiz, in dem Promis für den guten Zweck raten. Und endlich mal wieder eine ausgefallene Idee, das simple Frage-Antwort-Spiel ein wenig anders zu verpacken. Schützenhilfe holte sich das ZDF für sein neues Format aus Großbritannien, wo "Million Pound Drop" mit viel Spannung und Tempo zu überzeugen wusste. Umso ärgerlicher, dass davon bei der deutschen Umsetzung an so mancher Stelle nicht allzu viel übrig geblieben ist.

 

Das Konzept ist nämlich wirklich spannend: Gleich zu Beginn erhält jedes Kandidaten-Paar eine Million Euro, verpackt in 40 Bündeln mit jeweils 25.000 Euro. Die gilt es auf die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten möglichst klug zu verteilen, sodass im Falle einer falschen Antwort immer noch ein stolzer Restbetrag übrig bleibt, um weiterspielen zu können. Wie schnell das Geld durch die sich öffnenden Klappen verloren gehen kann, musste gleich das erste Paar feststellen, das sich zu Pilawa ins Studio wagte und nach sieben Runden bereits 900.000 Euro verspielt hatte.

Das verwunderte letztlich allerdings viel weniger als die Tatsache, dass die beiden Kandidaten äußerst aufgedreht wirkten und man sich als Zuschauer durchaus die Frage stellen musste, was zum Teufel das ZDF ihnen bloß vor der Aufzeichnung verabreicht hatte. Auch das nächste Kandidaten-Paar, zwei Düsseldorfer Blondinen, wirkten da kaum natürlicher. Doch die Kandidaten sind eigentlich das geringste Problem der Show: Es fehlt schlicht an Tempo. Der Smalltalk zwischen den Runden kommt zumeist wie lästige Pflicht daher, die Auswahl der nichtssagenden Kategorien wirkt zäh. Und so war der meistgefallene Satz des Abends wohl folgender: "Darunter kann ich mir beim besten Willen nichts vorstellen."

Die wohl größte Schwäche der Show aber ist eine andere: Sie ist nicht live. Im britischen Original lebt "Rette die Million" zweifelsohne auch vom Live-Faktor, der die Kandidaten noch ein wenig mehr unter Druck zu setzen scheint. Und Pilawa? Er fiel bei der Premiere am Mittwochabend überraschenderweise fast gar nicht auf, zu stark ist der Fokus auf die Kandidaten gerichtet - was allerdings womöglich nicht die schlechteste Idee ist. Zu sehen, wie sie die Scheine auf die Antworten verteilen, immer wieder abwägen, unsicher sind: Das macht in der Tat Spaß und gibt der Show eine besondere Note.

Der spannendste Moment war daher jener, als nach der Teilnahme von Martina Gedeck und weiteren Schauspiel-Kollegen bei der Bundespräsidenten-Wahl gefragt wurde. Erst im letzten Moment fiel der Groschen - und hastig entschieden sich Mutter und Tochter dazu, das eigentlich schon gesetzte Geld doch noch einmal umzuverteilen. Mit Erfolg: Am Ende der Sendung durften sich die beiden über 250.000 Euro freuen. Nun bleibt nur zu hoffen, dass das ZDF für die beiden weiteren Ausgaben in diesem Jahr an den entsprechenden Stellschrauben dreht, um noch mehr Spannung und Geschwindigkeit in ein ansich gutes Format bringen zu können. Sollte das gelingen, darf Jörg Pilawa gerne auch als ewiger Quiz-Onkel in die Geschichte des deutschen Fernsehens eingehen.