Stayalive© Daniel Häuser
Die Location für die Vorstellung für ein düster anmutendendes Portal wie Stayalive hätte kaum besser gewählt sein können. Das zweite Untergeschoss des Münchner Hofbräukellers bot mit seinen dunklen Kellergewölben eine geeignete Athmosphäre für das neue Internet-Unternehmen von Focus-Gründer Helmut Markwort und Stayalive-Erfinder Matthias Krage, der nach eigenen Angaben Internet-Unternehmer der ersten Stunde ist.

Nachdem sich viele zunächst ob des zunächst merkwürdig anmutenden neuen Online-Dienstes die Augen gerieben haben, stellte Gründer Krage sofort klar. „Es ist weder ein klassisches Trauerportal noch ein Fun-Portal für Tote.“ Stayalive sei schlichtweg ein originäres Produkt und kein weiteres Social Media-Portal, das man früher oder später meistbietend an Facebook oder Myspace weiterverhökern wolle. Obwohl das Blau der heute freigeschalteten Online-Seiten durchaus ein wenig facebookig aussieht.

Nun bietet Stayalive ab heute zu Lebzeiten durchaus auch spielerisch die Möglichkeit, für sich zu definieren, wie man für seine Nachkommen und Freunde in Erinnerung bleiben möchte. Natürlich können Galerien angelegt, YouTube-Videos hochgeladen und eine eigene Vita angelegt werden. Auch ist Google Maps angeschlossen, bei dem grafisch gezeigt wird, wo etwa andere Hinterbliebene ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Eine gezielte Auswahl von Unterlagen können in einem abgeschlossenen Safe hinterlegt werden. Für Miteigentümer Markwort war unter anderem auch wichtig, dass es einen solchen Bereich gibt, wo etwa festgelegt werden kann, wer auf der eigenen Beerdigung am besten nicht erscheinen sollte.

Günstig ist Stayalive nicht, sondern preislich von Anfang an sehr ambitioniert. Es gibt zwar einen kostenlose Probierphase, doch für ein Jahr verlangen die Münchner 19,90 Euro, für 10 Jahre rund 100 Euro. Für die eigentlich einzige sinnvolle Option, die lebenslange Mitlgliedschaft werden fast 500 Euro fällig. Kein Pappenstiel. Dafür bekommt man dann aber auch einen kostenlosen Scanservice, bei dem dafür gesorgt wird, das alte Dokumente und Fotos in bester Qualität online erscheinen. Online-Werbung sei, aufgrund des sensiblen Umfelds, nicht geplant.

Natürlich steht hinter Stayalive ganz klar eine geschäftliche Grundidee. Eine der letzten Bastionen im Anzeigengeschäft der Zeitungen soll mit Stayalive fallen. „Todesanzeigen werden ein Online-only-Markt“, prophezeit Krage. Zeitungen selbst würden dazu auf den eigenen Webseiten dazu nichts machen. Einerseits weil sie sich noch zu sicher wähnen, andererseits weil sie sonst fürchten sich selbst Konkurrenz zu machen. „Die Tageszeitungen werden früher oder später den Kampf um diesen Markt verlieren.“, sagt Krage, der sein Profil mit Spitznamen „Mucki“ zur Ansicht der zahlreich angereisten Journalistenschar vorstellte.

Helmut Markwort wiederum verdeutlichte mit Stayalive, dass er sich nach dem Ausstieg als Focus-Chefredakteur nicht etwa aufs Altenteil zurückzieht. Im Gegenteil, er bleibt bei interessanten Geschäftsideen wachsam. „Es hat große Zukunft sich mit seiner eigenen Vergangenheit zu beschäftigen“, begründete er sein Engagement im Hofbräukeller. Er ist ebenso wie Erfinder Krage und Geschäftsführer Florian Korff und drei weiteren Gesellschaftern mit rund 16,6 Prozent am Unternehmen beteiligt.

Mehr zum Thema

Nach der ersten Testphase ist bereits jetzt eine Erweiterung von Stayalive geplant. Nach ersten Umfragen sei sofort klar gewesen, dass ein solches Portal wohl von Anfang an zweckentfremdet wird: Als Gedächtnisportal für Haustiere, wie Katzen, Hunden und Mäusen. Hier sei die Nachfrage von Anfang an hoch gewesen. Eine spezielle Rubrik für Tiere ist deshalb in Vorbereitung.