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Herr Demmel, seit wenigen Monaten sitzt n-tv jetzt auch im Sendezentrum der Mediengruppe RTL Deutschland in Köln-Deutz. Sind Sie froh aus dem Industriegebiet Ossendorf weg zu sein? Das war ja jetzt im Vergleich zu N24 am Potsdamer Platz in Berlin nicht gerade eine zentrale Lage…

Also zuerst mal: Wir haben in Berlin eine sehr aktive, sehr gute Redaktion und mit Heiner Bremer jemanden vor Ort, der so eng mit der Berliner Politikszene verbunden ist, dass es den Sitz des Senders in Köln 'ausgleicht'. Ich ziehe nur ungern den Vergleich zu den Kollegen von N24, aber ein Teil der Probleme, die wir - vorsichtig formuliert - auf der finanziellen Seite eben nicht haben, hängt schon auch damit zusammen, dass wir uns unnötige Kosten wie einen zu teuren Hauptsitz schenken.

Das hieß erstmal: Ab nach Köln-Ossendorf. Machen sich Nachrichten denn jetzt anders - mit Blick auf dem Dom aus der Innenstadt von Köln heraus?

Es fühlt sich natürlich völlig anders an. Ossendorf ist zwar nur ein paar Kilometer Luftlinie vom Kölner Stadtzentrum entfernt, aber gefühlt in einer anderen Welt. Gerade für Medienschaffende ist man jetzt am Puls einer Metropole. Und, was viel wichtiger ist: Man sitzt nun mit der ganzen Mediengruppe RTL Deutschland unter einem Dach. Da gibt es nicht nur die klassischen Synergien, also die gemeinsame Nutzung von Technik oder Verwaltung - es erzeugt einfach Nähe. Es hilft im kollegialen Miteinander. Im Gespräch mit Mitarbeitern. Das sollte man nicht unterschätzen.

Sie sagten gerade, sie ziehen nur ungern den Vergleich zu N24. Entsprechendes sagt man in Berlin auch gerne. Fast so als gäbe es einen Nichtangriffspakt…

Angesichts der ein oder anderen Interview-Aussage aus Berlin gibt es wohl keine Anzeichen für ein solches Abkommen. Manche Seitenhiebe von N24 zeigen eher, dass die Kollegen ein wenig nervös sind wegen der aktuellen Situation. Wir bedienen zwar dasselbe Genre, aber jeder auf seine Art. Wir haben einen deutlich höheren Anteil an Nachrichten und Wirtschaft im Programm. Fünf Jahre alte "Toto & Harry"-Wiederholungen zu zeigen, würde ich nicht als Aufgabe eines Nachrichtensenders sehen. Ich mache lang genug Fernsehen, um zu wissen, dass man damit Quote macht. Aber Quote ist bei einem Nachrichtensender ein zwar wichtiges, aber gewiss nicht das alleinige Kriterium.

Die Aussage kommt jetzt aber nicht zufällig weil n-tv noch immer hinter N24 liegt oder?

Wir haben sowohl bei den 14- bis 49-Jährigen als auch bei den 20- bis 59-Jährigen wieder die 1 vor dem Komma. Das war unser Ziel für das Sportjahr 2010. Und wirtschaftlich lief es für uns am Werbemarkt ja auch sehr gut. Hier haben wir kräftig zugelegt. 2011 wollen wir nutzen, um uns weiterzuentwickeln.

Umsatzzuwächse trotz stagnierender Quoten. Worauf führen Sie das zurück?

Wir sind in erster Linie verlässlicher geworden und es gibt bei uns ein Know-how, gerade in Sachen Wirtschaft, das seinesgleichen sucht. Das hilft natürlich. Wir haben auch ganz bewusst am Werbemarkt mit diesem Zusatzargument geworben: Wir sind ein Männersender. Nicht Männersender im Sinne von DMAX, sondern Männersender, da Nachrichten nun mal zu 2/3 von Männern geschaut werden. Diese Stärke haben wir ganz klar kommuniziert. Und dann hatten wir auch etwas Nachholbedarf, da wir unsere Marktanteilszuwächse in 2009 aufgrund der Krise nicht entsprechend kapitalisieren konnten.

N24 lässt sich inzwischen von iq media vermarkten, einer Agentur die bislang nicht viel Erfahrung in der TV-Vermarktung hat. Machen Sie sich da Hoffnungen für n-tv?

Wir werden sehen, was dabei herauskommt. Mir persönlich wäre mit dieser Strategie nicht wohl. Unser Vermarkter IP macht einen sehr guten Job. Wir sind, was die Preise anbelangt, sehr stabil geblieben. Für uns ist da auch Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit wichtig.