Markus Küttner© RTL
Seit gut einem Jahr sind Sie nun bei der RTL in der Position der Bereichsleitung Comedy sowie Real Life tätig. Hat Ihnen Holger Andersen viel Arbeit hinterlassen oder konnten Sie sehr gut auf dem aufbauen, was existent war?

Es ist gut, dass er viel Arbeit hinterlassen hat. Es liefen viele erfolgreiche Projekte, die fortgesetzt und weiterentwickelt werden wollten. Es wird gern unterschätzt, wie viel Arbeit es kostet, erfolgreiche Formate auch erfolgreich zu halten. Aber natürlich haben wir im vergangenen Jahr auch viele neue Sachen gestartet.

Kann man denn noch viel ausprobieren? Das RTL-Programm ist offensichtlich sehr erfolgreich. Ist das ein Segen oder manchmal eher ein Fluch, wenn man neue Ideen umsetzen möchte?

Genau in der Bandbreite bewegt es sich. Es ist ein bisschen ein Fluch - weil wir mehr vielversprechende Formatideen haben als verfügbare Sendeplätze. Auf der anderen Seite natürlich eben auch ein Segen - der Sender boomt und Problemsendeplätze muss man fast schon mit der Lupe suchen. Die meisten unserer Formate laufen sehr erfolgreich und das schon seit mehreren Staffeln.

 

 

Mit steigenden Marktanteilen wächst auch der Erfolgsdruck für neue Formate. Hat da eine kleine, charmante Programmidee überhaupt noch die Chance sich zu entwickeln, wenn es auf Anhieb in ein sehr gut laufendes Umfeld passen muss?

Wobei natürlich die Frage ist: Wie definiere ich eine "kleine" Idee? Einen älteren Herrn, der viele Jahre Erfahrung als Schuldnerberater hat, auf teils hochverschuldete Menschen loszulassen, ist in meinen Augen erstmal eine solche kleine Idee. Dennoch ist es am Ende ein Riesending, in aller Munde und Peter Zwegat eines unsere populärsten Gesichter.

Gibt es denn noch Sendeplätze bei denen Sie für Ideen dankbar wären? Ihr Vorgänger Holger Andersen machte mal den Freitagabend als Baustelle aus...

Wir suchen tatsächlich nach Ideen und Programmen für den Freitagabend. Wir sind extrem happy - und auch selbst ein wenig überrascht - dass sich die "Ultimative Chartshow" so lange und so gut hält. Wir glauben auch daran, dass es noch eine ganze Weile so weitergeht. Viel mehr als zehn Chartshows im Jahr sollte man jedoch nicht machen  Und da das Jahr 52 Wochen hat, haben wir am Freitagabend tatsächlich Handlungsbedarf. Da ist zwar "Wer wird Millionär" gesetzt, aber gerade für die Stunde danach, in der wir vor vielen Jahren mit unseren Sitcoms sehr erfolgreich waren, entwickeln wir derzeit viele neue Ideen, so läuft hier im Januar "Typisch Frau, typisch Mann" mit Dieter Nuhr. 

Stichwort Comedy: Da fokussiert sich RTL sehr erfolgreich auf Live-Programme von Comedians. Bleibt es dabei oder werfen Sie auch einen Blick auf Sitcoms und andere Comedy-Formate?

Es ist beides. Zu den Live-Programmen: Es stimmt, in den allermeisten Fällen sind es etablierte Programme, die teilweise schon ein Jahr oder länger - gespielt werden und die wir dann aufzeichnen. Man kann trotzdem die Frage stellen: Warum findet das nur bei RTL erfolgreich statt und warum sind die Versuche anderer Sender mit Live-Programmen - mit der Ausnahme von ProSieben mit Michael Mittermeier - gescheitert? Der einzige Sender, der erfolgreich diese Live-Programme on air hat, ist tatsächlich RTL. Wir hatten aber 2010 auch die Sketch-Comedy "Ich bin Boes" mit Mirja Boes, "Böse Mädchen" in der bereits dritten Staffel - die vierte wurde vor kurzem abgedreht - was beides auch mit deutlich über 20 Prozent Marktanteil lief. Wir haben "Willkommen bei Mario Barth" und werden im Frühjahr auch mit zwei neuen Programmen starten. Das eine ist "Stars bei der Arbeit" mit Paul Panzer und Kaya Yanar, das andere die "Bülent Ceylan Show".

Wann startet die "Bülent Ceylan Show"?

Wir bringen ab Mitte Februar sechs Folgen, wöchentlich. Dies allerdings auch mit einer wochenaktuellen Produktion, so dass es eine recht offene Show ist, die sich von Woche zu Woche verändern kann und soll. Ausgestrahlt wird die Show am Samstagabend zwischen der Live-Show und der Entscheidungs-Show von "Deutschland sucht den Superstar".

Bleiben wir aber erstmal bei der näheren Zukunft. Sie sind bereits in Australien, die nächste Staffel "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" startet am Freitag. Das Grundkonzept bleibt ja unverändert. Wird das zur Routine?

Nein, "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" ist eine unheimlich vorbereitungsintensive Show, bei der es die ersten Treffen für eine neue Staffel, wenn wir den jährlichen Rhythmus halten, eigentlich bereits kurz nach der Rückkehr aus Australien gibt. Wir haben vergangenen März zum ersten Mal mit Granada Gespräche geführt, uns über die möglichen Promi-Kandidaten und Dschungelprüfungen unterhalten. Natürlich kamen die Fragen: Was war gut, was war schlecht - was wollen wir neu machen? Am Ende wissen wir alle: Das, was in dieser Sendung letztendlich entsteht, kann kein Mensch so genau vorhersagen. Dass eben der eine Promi, den wir für superstark hielten, plötzlich zwei Wochen in der Hängematte liegt und gar nichts bringt, umgekehrt aber jemand wie zum Beispiel Nico Schwanz, der vorher - vorsichtig gesagt - nicht die allergrößte Berühmtheit war, da eine Super-Show macht und am Ende fast die Staffel gewinnt.

Die Namen der Kandidaten wollen Sie noch nicht verraten, aber lässt sich etwas zur Zusammensetzung sagen? Welche Erfahrungen hat man da in den vergangenen Staffeln gewonnen?

Wir versuchen eine gewisse Ausgewogenheit herzustellen. Dass wir eben jüngere und ältere Promis dabei haben und dass wir auch darauf achten, dass wir beispielsweise regional gesehen nicht nur Leute aus dem Rheinland oder nur Ostdeutsche dabei haben. Auch da soll für jeden was dabei sein. Ob es jetzt einen Promi gibt, der sich per se überhaupt nicht eignet, das kann ich so nicht sagen. Wir wollen tatsächlich seit Jahren gerne mal einen Politiker in den Dschungel mitnehmen, was ja den Engländern bei ihrer Show schon mehrfach gelungen ist, aber das ist in Deutschland einfach sehr schwierig.