Die Branche kennt derzeit, so scheint es zumindest, nur ein Thema: Die Vorabend-Show von Thomas Gottschalk. Fakt ist: Die Quoten von "Gottschalk Live" sind weiterhin äußerst überschaubar - und doch lagen in der "Baustellen-Woche" sämtliche Ausgaben über den Zuschauerzahlen der Vorwoche. Ob das Format damit zu retten ist, steht auf einem anderen Blatt, doch immerhin ist ein leichter Aufwärtstrend erkennbar.

Mitten in das Relaunch-Vorhaben der Redaktion platzten allerdings neuerliche Gerüchte um ein mögliches Ende der Show. Eines der Argumente der Gottschalk-Gegner: Das neue Vorabend-Format soll auch die "Tagesschau" und damit das Flaggschiff des Senders beschädigt haben. Doch stimmt das wirklich? Der Blick auf die Quoten der vergangenen Monate belegt eindeutig: "Gottschalk Live" hat den Nachrichten keinen Schaden zugefügt.

Betrachtet man ausschließlich die zwischen Montag und Donnerstag ausgestrahlten "Tagesschau"-Ausgaben im Ersten, so lag der durchschnittliche Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen sowohl im Februar als auch im noch laufenden März bei jeweils rund 10,4 Prozent. Das waren zwar etwa 0,8 Prozentpunkte weniger als im Januar, doch im Gegenzug lag die "Tagesschau" zuletzt sogar über den Marktanteilen im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember. Den Tiefpunkt bildete der Dezember, als die Nachrichten an den Sendetagen zwischen Montag und Donnerstag sogar im Schnitt weniger als zehn Prozent erzielten.

Zuschauer-Trend: Tagesschau (Mo-Do, Marktanteil 14-49)

Tagesschau Mo.-Do. 2011-2012© DWDL

Quelle: DWDL.de-Recherche

Kurzum: Die "Tagesschau" schnitt in den vergangenen Wochen bei den 14- bis 49-Jährigen sogar besser ab als noch Ende des letzten Jahres - einen negativen Einfluss von "Gottschalk Live" hat es nicht gegeben. Größere Sorgen sollte den ARD-Verantwortlichen der Übergang zwischen "Brisant" und "Verbotene Liebe" bereiten. Weil beide Formate thematisch nicht so recht zusammenpassen wollen, beginnt schon hier das eigentliche Elend des Vorabends: Nach dem Ende von "Brisant" brechen die Zuschauerzahlen regelrecht ein und können sich danach bis zu Beginn der "Tagesschau" nicht mehr erholen.

Was steht an?

Bei RTL II startet am Dienstagabend ein neues Format: Mit "Sag's nicht der Braut" versucht sich der Sender um 21:15 Uhr an der Adaption des BBC-Erfolgs "Don't Tell The Bride". Ein Bräutigam erhält 10.000 Euro und darf und muss damit ohne HIlfe seiner Zukünftigen alle Details der Hochzeit planen - ein interessantes Konzept, das auf dem gelernten Dokusoap-Sendeplatz am Dienstagabend durchaus funktionieren kann. Zur selben Zeit kehrt bei Vox übrigens "Goodbye Deutschland" zurück. Das Auswanderer-Format wird sich ohne Zweifel auf Anhieb besser schlagen als das zuletzt dort ausgestrahlte Model-Casting.

Schon am Montag startet bei ProSieben die neue US-Serie "Touch" mit Kiefer Sutherland. Die Preview-Folge verzeichnete Ende Februar solide 12,9 Prozent Marktanteil, lief damals allerdings nicht um 21:15 Uhr, sondern eine knappe Stunde später. Immerhin konnte sich die Fantasyserie "Terra Nova" zuletzt wieder etwas erholen, sodass "Touch" zum Start also sehr wahrscheinlich eine solide Vorlage erhalten wird.

Unterm Strich verspricht der Serien-Montag bei ProSieben zunächst keine spektakulären Quoten - nach einem kompletten Untergang sieht es zu Wochenbeginn allerdings auch nicht aus. Gleiches gilt für den Dokusoap-Dienstag bei RTL II und Vox. Und die "Tagesschau"? Die muss sich keine Sorgen machen, von Thomas Gottschalk den Todesstoß zu erhalten.