"Jessica Jones". Hm. Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht auf eine Serie wie diese gewartet. Ich mag zwar Superheldengeschichten hin und wieder ganz gerne, aber ich hatte nie das Bedürfnis, dringend eine Superheldin zu sehen. Vermutlich, weil ich Vorurteile hatte: Superheldinnen, das sind die mit den superengen Kostümchen, dem Supermodel-Body, und den supersitzenden Haaren.

Und jetzt ist Jessica da. Und ich bin froh. Naja, "froh" ist vielleicht das falsche Wort, die Serie ist ja sehr düster. Ich freue mich. Hm. Ach, Sie wissen schon, was ich meine. Jessica trägt Schlabberpulli und Riesenschal (zumindest ist bis zur fünften Folge noch kein superenges Kostümchen aufgetaucht), sieht ungesund aus und hat wirre Haare. Sie ist unsympathisch, unfreundlich und wirkt anfangs, als habe sie sich aufgegeben und als seien ihr alle anderen Menschen egal. Ich mag sie. Ich will mehr von ihrer Geschichte erfahren, die so herrlich anders erzählt wird. Düster. Realer, als jede Superheldentum-Geschichte, die ich bisher gesehen habe. Was nicht nur mit dieser vielschichtigen, faszinierenden Frauenfigur zu tun hat. Sondern auch damit, wie die Serie erzählt wird: treffende Dialoge, komplexe Nebenfiguren, Superkräfte, die beiläufig - wenn überhaupt - gezeigt werden. Ich freue mich auf die nächsten neun Folgen.

Manchmal, ganz manchmal, begebe ich mich nach draußen, um eine Serie zu sehen. Dann verlasse ich das Sofa oder den Schreibtisch, werfe ein bisschen Mascara auf die Wimpern und gehe an einen Ort, wo andere Menschen sind - und ein großer Bildschirm, größer als der zu Hause. Diese Woche habe ich das auf Einladung von Netflix gemacht: Es gab die erste Folge von "Jessica Jones" zu sehen. Nicht, dass ich sie nicht auch zu Hause vom Sofa aus hätte gucken können - aber manchmal ist es als Serienkritikerin auch wichtig, Kontakte zu pflegen. 

Maria Schrader in © RTL / Conny Klein

Maria Schrader spielt in "Deutschland 83" eine Führungsoffizierin des DDR-Auslandsnachrichtendienstes - abgeordnet ins westdeutsche Feindesland. 

So, jetzt aber wieder zu einer Serie, die ich ganz allein auf meinem Sofa geschaut habe: "Deutschland 83". Ich hatte ja Sorgen, dass ich sie nicht mögen könnte. Weil meine Erwartungen nach den Lobpreisungen aus den USA zu groß sein könnten - ich habe sehr viel dazu gelesen in diesem Sommer. Und mich danach geärgert, dass ich all das gelesen habe. Schließlich kenne ich mich: Wenn ich mich zu sehr auf eine Serie oder einen Film freue, wird das fast nie was. Prägnantes Beispiel: der Film "American Beauty". Alle meine Freunde hatten ihn vor mir gesehen und geschwärmt, ich hatte begeisterte Rezensionen gelesen, auf den Abend hingefiebert, an dem ich nun endlich auch das Wunderwerk des zeitgenössischen Kinos würde sehen können. Und ... mir war langweilig. Der Film war zäh. Kevin Spacey (den ich in früheren Filmen großartig fand) spielte so lala. Natürlich weiß ich mittlerweile, dass das nicht am Film, sondern an mir lag. Ich hatte einfach viel zu viel erwartet. Mit etwas Abstand und rationalerer Herangehensweise habe ich den Film nochmal geschaut. Und ihn zu schätzen gelernt. Was habe ich daraus gelernt? Dass ich auf der Hut bin, wenn die Vorfreude bei Filmen und Serien zu groß ist. Deswegen war ich bei "Deutschland 83" auch auf der Hut. Und ja, die Serie ist kein Wunderwerk. Natürlich nicht. Aber sie ist gut. Sie ist unterhaltsam, sie traut sich was, sie macht Lust auf mehr deutsche Serien. Klar, hat sie auch Schwächen. Aber alles in allem mochte ich sie. Und Maria Schrader als Führungsoffizierin des DDR-Auslandsnachrichtendienstes ist wirklich großartig! (Die anderen Schauspieler auch, aber ich bin einfach ein Schrader-Fan.)

Und dann war da diese Woche noch ...

... die dritte Folge meines Podcasts "Seriendialoge". Und ja, das ist schon wieder Eigenwerbung. ;-) In Episode 3 rede ich mit Hannah Pilarczyk, Kulturredakteurin bei "Spiegel Online", über "Orphan Black". Sie ist fasziniert von der Serie und begeistert von der Hauptdarstellerin Tatiana Maslany, weil sie in der Serie sehr viele sehr unterschiedliche Rolle auf einmal spielt. Wenn Sie das Gespräch hören wollen, können Sie auf folgenden Audioplayer klicken: 

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Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"Jessica Jones": Nur bei Netflix.

"Deutschland 83": Läuft bis 17. Dezember bei RTL donnerstags in Doppelfolgen. Gibt's auch online bei RTL Now

"American Beauty": Gibt's zum Beispiel bei folgenden Streaminganbietern Amazon Instant Video (Prime), Google Play, iTunes, Maxdome (Flatrate), Netflix, Wuaki. Und auf DVD. 

"Orphan Black": Läuft in Deutschland bei ZDFneo, ein erneuter Ausstrahlungstermin ist derzeit nicht bekannt. Alle drei Staffeln gibt es bei Amazon Instant Video und iTunes, zwei Staffeln sind beim Maxdome, Netflix, Wuaki und Xbox Video verfügbar. Gibt's auf DVD.  

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