In den ersten Staffeln war ich ein klein bisschen verliebt in Ally McBeal. Sie war so sympathisch, ein bisschen verrückt, so hinreißend. Irgendwann wurden ihre Handlungen immer weniger nachvollziehbar, die Geschichten um sie herum immer seltsamer, die wichtigen Nebenfiguren austauschbar. Weshalb ich in der zweiten Hälfte der Staffel 4 einfach abgeschaltet habe. Und doch sind mir die Serie, ihre Hauptfigur und ihre Hauptdarstellerin in lebhafter Erinnerung geblieben. Es ist mittlerweile 18 Jahre und gefühlt 532 sehr gute andere Serien her, dass ich die ersten Folgen gesehen habe, trotzdem habe ich heute, wenn ich an die Anwaltscomedy "Ally McBeal" denke, bestimmte Szenen vor Augen, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Ein paar Jahre später habe ich Calista Flockhart wiedergetroffen, im Familiendrama "Brothers & Sisters". Das habe ich eingeschaltet, weil ich neugierig darauf war, wie sie als Nicht-Ally so sein würde. Ihre Figur war nämlich ganz anders: ernsthaft, politisch interessiert und engagiert. Und anfangs fand ich das interessant. Doch nach ein paar Folgen merkte ich, dass ich statt an Kitty McCallister immer weiter an Ally McBeal dachte, der Geschichte nicht richtig folgte, mir die Charaktere nicht einprägte. Ich hörte auf - und verlor Calista Flockhart aus den Augen.

2016 dann eine neue Begegnung: "Supergirl". Ich war sehr überrascht, als ich in der ersten Folge sah, dass Calista Flockhart die fiese, ungnädige, ehrgeizige Chefin der Superheldin spielt. Natürlich nicht wissend, dass ihre Assistentin die Superheldin ist, der sie den Namen Supergirl verpasst hat. Anfangs dachte ich: "Hm. Ally McBeal in fies. Ob das funktioniert?" Doch nach ein paar Folgen hatte sie mich überzeugt. Neurotisch kann sie ja. Und diese Rolle bietet eine unerwartete Tiefe - Cat Grant ist nicht die eindimensionale, überehrgeizige, fiese Chefin, sondern ein überraschend komplexer Charakter mit Hintergrundgeschichte und nachvollziehbarer Entwicklung. Sie wird zu einer Art Mentorin - sowohl für Supergirl als auch für Kara (wie Supergirl im Alltag heißt). Und sie ist eine Frau, die täglich versucht, beides unter einen Hut zu bekommen: Mega-Karriere und Kind.

Je länger ich über die Figur nachdenke, desto eher kommt mir Cat Grant wie eine 18-Jahre-später-Version von Ally McBeal vor. Abgesehen davon, dass sie von derselben Schauspielerin gespielt werden (die weniger stark gealtert ist, als ich erwartet hätte), haben die Figuren bestimmte Charakterzüge gemeinsam: beide sind neurotisch, ehrgeizig, wären gerne Vorbilder für andere Frauen. Und das, was Ally McBeal an feministischer Überzeugung fehlte, hat Cat Grant nun. Ein Phänomen, das vielen Frauen nicht unbekannt sein dürfte: Aus der jung-naiven Meinung "Feminismus? Das braucht doch heute kein Mensch mehr!" wird mit einigen Jahren Erfahrung im Beruf "Ja! Wir müssen uns zusammentun, damit wir nicht untergebuttert werden!". Die Jahre haben Ally-Cat härter gemacht, die Verspieltheit ist gewichen. Und den Glauben an die große Liebe, den hat sie unterwegs verloren. Aber so ist das Leben nun eben manchmal.

Und weiter geht's in Sachen Nostalgie: Ich hoffe sehr, dass Lorelai Gilmore mit den Jahren nicht härter geworden ist. In mir ist zwar immer noch eine große Portion Skepsis, was die Fortsetzung von "Gilmore Girls" angeht (ich hatte im Oktober darüber geschrieben) - doch ein bisschen Vorfreude hat sich mittlerweile auch eingestellt. Das hat folgenden Grund: Soooooookiiiiiiiiie! Melissa McCarthy wird nämlich nun doch dabei sein, wie sie in der Talkshow von Ellen DeGeneres verkündet hat.

Und zum Schluss habe ich noch zwei Gucktipps:

Zombies! Die erste Staffel der Horror-Zombie-Irgendwas-Comedy-Serie "Z Nation" ist ab 9. April auf Netflix verfügbar. (Gibt's unter anderem auch bei Amazon und iTunes. Die zweite Staffel läuft derzeit im Pay-Sender Syfy.) 

Mehr Zombies! Die neuen Folgen "Fear The Walking Dead" sind ab 11. April wöchentlich nach der US-Ausstrahlung bei Amazon Prime zu sehen. 

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das alles gucken, über das ich schreibe?

"Ally McBeal": Läuft derzeit auf keinem Sender und gibt's leider auch bei keinem Streaminganbieter. Aber auf DVD. 

"Brothers & Sisters": Alle fünf Staffeln sind bei Amazon, iTunes und Maxdome verfügbar. Gibt's auf DVD.

"Supergirl": Läuft dienstags um 22.15 Uhr bei ProSieben, gibt's aber auch bei Amazon Video, iTunes, Maxdome, MyVideo, Sony, Videoload.

"Gilmore Girls": Auf dem Disney Channel ist derzeit sonntags und donnerstags die vierte Staffel zu sehen. Alle sieben Staffeln gibt's bei Amazon, iTunes und Wuaki. Und in meinem DVD-Regal.

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