Was will uns Amazon mit der Pilot Season sagen?

Ich habe gerade zum ersten Mal über Serienpiloten abgestimmt. Und bin eigentlich ganz froh, dass mir in der diesjährigen Pilot Season von Amazon nur zwei Erwachsenen-Serien angeboten wurden. Denn ich weiß nicht so recht, was ich von dieser Art der Publikumsbefragung halten soll - obwohl Amazon das ja nun schon mehrfach gemacht hat. Bisher ist mir nämlich nicht ganz klar, was Amazon damit bezweckt.

Wenn mich jemand fragen würde, was eine typische Amazon-Serie ist - ich hätte keine Ahnung. Klar, "Transparent" ist etwas ganz Besonderes (dazu gibt's übrigens auch eine Podcast-Folge der "Seriendialoge"). Aber könnte ich mir die Serie auch bei einem anderen Anbieter vorstellen? Ja. Genauso die Comedy "Red Oaks" - um jetzt mal eine Serie zu wählen, die nicht auf den ersten Blick bemerkenswert ist. Natürlich könnte man jetzt einwenden: Ein Profil an einzelnen Serien festzumachen, ist immer schwer. Ja, ist es. Deswegen versuche ich es mal andersherum: Ich schaue mir die Liste der Serien an, die als Amazon Originals bezeichnet werden. Doch auch die hinterlässt mich ratlos. 

Na gut, ein klares Profil zu entwickeln, ist nicht einfach. Gerade in einem so üppig gefüllten Markt wie dem der TV-Serien. Da könnte man theoretisch auch versuchen, die Profilbildung nicht über den Inhalt oder die Zielgruppe zu erreichen, sondern über ein anderes Merkmal. Vielleicht: Dem Publikum das zu geben, was es will. Ja, das könnte eine Idee sein. Eine gute Idee sogar. Wenn, ja, wenn man dabei konsequent wäre. Ich würde gerne sagen können: "Amazon, das sind die, die immer das produzieren, was ihre Kunden sehen wollen. Die lassen ihre Kunden nämlich über die Piloten abstimmen." Aber so ist das ja gar nicht. Es gibt ein paar Serien, über die Sie und ich und die anderen Prime'ler und Prime'lerinnen entscheiden dürfen. Und dann wieder gibt es Serien, da haben wir nichts zu sagen (nur zwei Beispiele aus den vergangenen Monaten: ein David-E.-Kelley-Serienprojekt und das deutsche Schweighöfer-Projekt).

Was übrigens auch eine Möglichkeit zur Profilbildung wäre: Romanvorlagen umzusetzen. Passend wäre es - schließlich ist Amazon als Buchversand gestartet. Zumindest in der Pilot Season für die Erwachsenen-Serien dieses Mal wurde dieses Kriterium erfüllt: "The Interestings" basiert auf dem gleichnamigen US-Bestseller von Meg Wolitzer aus dem Jahr 2013, "The Last Tycoon" auf dem unvollendeten Roman von F. Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1941. (Erstere würde ich gerne weiterschauen, Zweitere war nichts für mich.) Vielleicht ist Amazon also gerade auf dem Weg dahin, ein Profil als Bücher-zu-Serien-Macher zu bilden. Ich werde das im Auge behalten. ;-) 

Und noch drei Gucktipps und ein Hörtipp zum Schluss:

"Alf". Da muss ich nichts erklären, oder? Von der ersten Folgen an: ab 26. Juni immer sonntagmittags bei RTL Nitro. Gibt's auch bei Amazon Video, iTunes, Maxdome und auf DVD.

Britisch und zynisch: Die Beziehungs-Comedy "Coupling" von Steven Moffat ist nicht für alle geeignet. Für mich schon: Ich mag die Serie, die schon ein paar Jährchen alt ist. Wer's damit versuchen will: ab 28. Juni dienstagabends bei Einsfestival. Gibt's auch bei Amazon Video, iTunes, Maxdome und auf DVD.

Das europäische Original ist sehr sehenswert: "Die Brücke". Zwei Leichen werden auf der Öresund-Brücke gefunden, Schweden und Dänen ermitteln gemeinsam. Ab 1. Juli beim Pay-Sender Sky Krimi. Gibt's auch bei Amazon Video, iTunes, Maxdome, Netflix und auf DVD.

Und zum Hören gibt's eine neue Folge der "Seriendialoge": Es geht um die britische Ermittlerserie "Luther", die es Daniel Schröckert von Rocket Beans TV angetan hat. Der Kino- und Serienexperte ist begeistert von der düsteren Figur John Luther. Ich ebenfalls - gute Voraussetzungen für eine intensive Betrachtung der Serie im Podcast "Seriendialoge". Passenderweise läuft am 1. Juli die vierte Staffel "Luther" als Deutschlandpremiere bei ZDFneo. Weitere Infos zur Serie und zum Gesprächspartner gibt's hier, zum Anhören klicken Sie auf folgenden Audioplayer: 

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"The Interestings": Bei Amazon Video (Prime).

"The Last Tycoon": Bei Amazon Video (Prime). 

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