Begeisterung für eine Serie ist toll. Aber Begeisterung hilft bei Serientipps nur bedingt weiter, habe ich festgestellt. Hört sich etwas kryptisch an? Was ich meine: Wenn man gerade eine Serie schaut, von der man sehr begeistert ist, will man, dass die ganze Welt diese Serie schaut und mindestens genauso begeistert ist wie man selbst. Ein sehr menschliches Bedürfnis - schließlich sind wir soziale Lebewesen, die Bestätigung unseres Umfeldes ist für uns wichtig. Doch: Das, was mich begeistert, könnte bei Ihnen ein müdes Gähnen hervorrufen - und umgekehrt. Und wer will schon, dass seine Tipps nicht gut ankommen?

In den vergangenen Wochen habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was bei individuellen Serientipps wichtig ist. Eigentlich war ich Anfang Juli noch der Meinung: Eine echte Seriensommerpause, die gibt es doch gar nicht mehr. Zuviele Serien, die man nicht alle gleichzeitig gucken kann, so dass im Sommer automatisch hochwertiger Nachschub vorhanden ist. Dazu: Serien von Streaminganbietern, die ohnehin zu allen möglichen Zeiten veröffentlicht werden. Und: Serien, die off-season laufen, wie "UnREAL", "Mr. Robot" oder "The Night Of".

Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Und zwar dadurch, dass ich von einigen Leuten um individuelle Serientipps gebeten wurde. Das werde ich zwar das ganze Jahr über hin und wieder, aber ab Mitte Juli waren es mehr als sonst. Die große Herausforderung für mich: Ich kenne sehr viele Serien und möchte gleichzeitig vermeiden, dass die Person, der ich Serien empfehle, enttäuscht wird und sich dem Seriengucken vielleicht wieder abwendet. Ich habe also ein gewisses Missionierungsbedürfnis, was Serien grundsätzlich angeht. 

Es gibt Leute, die dazu neigen, einfach das zu empfehlen, was sie selber am besten finden. Kann man machen. Funktioniert aber oft nicht, siehe oben. Komplizierter geworden ist das bei Serien dadurch, dass es mittlerweile eine riesige Auswahl gibt und viele Serien - gerade bei den Streaminganbietern - sehr stark auf Nischengeschmäcker zugeschnitten sind, um echte Begeisterung bei einem bestimmten Publikum erzeugen zu können. Gleichzeitig sind Geschmäcker und Erwartungen der unterschiedlichen Seriengucker sehr verschieden. Selbst mein Mann findet nicht alle Serien gut, die ich mag - und andersherum. Wenn ich also einfach meine Lieblingsserien als Tipps weitergeben würde, hätte ich ein sehr schlechtes Gefühl, weil ich wüsste: Die Erfolgsquote könnte echt dürftig sein. Daher habe ich schon immer die Tipps daran angepasst, was ich über die Leute, die mich gefragt haben, wusste. Was natürlich kein Problem ist, wenn ich die Person gut kenne. Wenn dem nicht so ist, wird es schwieriger. Daher war meist meine erste Frage: "Was hast du zuletzt geguckt, was dich begeistert hat?" Doch auch damit war ich nicht richtig zufrieden.  

Dann, mitten in der Serientipps-Hauptsaison, bin ich unverhofft auf ein neues System gestoßen. Ende Juli twitterte mich Carline an, eine Bekannte, weil sie einen Serientipp brauchte. Und sie machte einen Vorschlag, der einfach und wirklich gut ist: "Idee: Ich sage @FrauClodette 5 Serien, die ich mag und 5, die ich nicht mag. Und du sagst mir, was ich jetzt gucken soll. Gegen Wein. Deal?" Und genauso haben wir es gemacht (wer ihre Liste und meine Tipps nachlesen möchte, kann das hinter diesem Link tun).

Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, nicht ins Blaue hinein Serien zu empfehlen, sondern konnte mich an etwas Handfestem orientieren. Und ich bin immer noch der Meinung, dass das die passendsten Serientipps waren, die ich bisher gegeben habe. Allerdings hat mir Carline auch noch nicht verraten, ob ihr die Serien gefallen haben. Achja, und den versprochenen Wein kriege ich dann hoffentlich auch noch. :-)

Wer mir auf Twitter folgen möchte, kann das hier tun: @FrauClodette.