Vom Einbruch des Marktanteils beim Marktführer RTL war hier schon häufig die Rede. Von den Problemen des Dauersorgenkinds Sat.1 ebenso. Doch inzwischen bietet auch der dritte große Privatsender aus Quotensicht ein sehr tristes Bild: Gerade mal 10,5 Prozent Marktanteil holte ProSieben im März bei den 14- bis 49-Jährigen - der desolate Januar, als ProSieben schon einmal bei nur 10,3 Prozent Marktanteil hängen geblieben war, war offenbar kein einmaliger Ausrutscher. Zum Vergleich: Im März 2012 hatte ProSieben noch 11,8 Prozent Marktanteil erzielen können.

Das ist vor allem bitter, weil ProSieben im März eigentlich schon mehr aufbot, als man für die nächsten Wochen in petto hat. "Wok-WM" und "Schlag den Raab" liefen im März, der April wird hingegen frei sein von Raab-Events. Die Staffeln von "Simpsons" und "Two and a half Men" gingen im März zu Ende, sodass nun nur noch Wiederholungen laufen, was die Montage und Dienstage kaum stärken dürfte. Mittwochs zeigt man mangels Alternativen bald sechs Folgen "How I Met your Mother" am Stück, davon nur eine Erstausstrahlung - obwohl die Wiederholungen um 22:15 Uhr zuletzt schon miserabel liefen. Und "Germany's Next Topmodel" hat donnerstags erneut an Quote im Vergleich zum Vorjahr verloren. Dem Sender könnten also magere Wochen bevorstehen.

Entspannung der Lage bei Sat.1

Immerhin hat sich im März die Lage bei Sat.1 wieder etwas entspannt. Zwar blieb der Marktanteil erneut im einstelligen Bereich hängen - nachdem der Februar mit 8,9 Prozent aber einen echten Tiefschlag gebracht hatte, berappelte sich Sat.1 deutlich um 0,9 Prozentpunkte und verzeichnete im März immerhin 9,8 Prozent Marktanteil. Das sind zwar immer noch 0,4 Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor, aber zugleich der beste Wert seit November. Besonders die älteren Zuschauer haben Sat.1 aber den Rücken gekehrt: Beim Gesamtpublikum lag der Marktanteil mit 8,3 Prozent sogar 1,8 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. 

Nun muss man hoffen, dass "The Voice Kids" einschlägt und die Übergangslösungen am Vorabend und Nachmittag etwas besser funktionieren als "Britt" und "Patchwork Family". Bis Sommer wird sich Sat.1 aber nur durchschleppen können - spätestens im Herbst muss ein neues Tagesprogramm her. Daran wird sich entscheiden, ob Sat.1 wieder in die Erfolgsspur zurückkehren kann. Und kabel eins? Das sendet weiter auf ebenfalls gesunkenem Quoten-Niveau unspektakulär vor sich hin. Im März lag der Marktanteil in der Zielgruppe bei 5,6 Prozent, 0,1 Prozentpunkt mehr als im Februar, aber ebenfalls ein halber Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Die drei großen ProSiebenSat.1-Sender verloren zusammen. damit im Vergleich zum Vorjahr 2,2 Prozentpunkte. Sixx und Sat.1 Gold können das nicht ansatzweise wett machen.

RTL fällt unter die 15-Prozent-Marke

Doch nicht nur in Unterföhring hat man zu knabbern an der stärker werdenden Konkurrenz durch kleinere Sender, auch bei RTL hält der Abwärtstrend an. Dort verliert RTL allein mehr als die drei ProSiebenSat.1-Sender zusammen: Mit nur noch 14,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag RTL 2,8 Prozentpunkte unter dem März-Wert des Vorjahres. Bei den 14- bis 59-Jährigen, die RTL neuerdings als "erweiterte Zielgruppe" ausweist, sah es mit 15,0 Prozent Marktanteil nur unwesentlich besser aus. Der Schwung, den das Dschungelcamp zu Jahresbeginn gebracht hatte, ist jedenfalls längst verflogen.

Bitter liefen für RTL zuletzt vor allem die neuen Real-Life-Formate. "7 Tage Sex" war nicht nur wegen der eilig gestrichenen Geschwister-Folge ein dunkles Kapitel, "Entführt" und "Die Zuschauer" ging gar völlig unter. Nur "Das Jenke-Experiment" schlägt sich zumindest ordentlich. Dazu kommt das Problem, dass man donnerstags nichts findet, das zusammen mit "Alarm für Cobra 11" funktioniert und dienstags "Dallas" allzu schnell an Zuspruch verlor. Immerhin: Mit "Unschlagbar" hat RTL wenigstens ein sehr vielversprechendes neues Show-Format aufgetan - und damit mehr auf der Habenseite als viele Konkurrenten.

ZDF zeigt am Geburtstag Stärke

Nun könnte man die Probleme der großen Sender leicht rein auf die stärker werdende Konkurrenz durch kleinere Sender schieben, und sicher macht das einen Teil der Probleme aus. Doch das als alleinige Begründung herzunehmen, wäre eine allzu billige Ausrede. Dass es auch anders geht, zeigt etwa das ZDF. Zwar ging der Marktanteil im Vergleich zum Februar leicht zurück, mit 13,1 Prozent lagen die Mainzer aber auch im März wieder weit über dem Vorjarheswert, 0,6 Prozentpunkte um genau zu sein. Den vierten Monat in Folge war das ZDF damit Marktführer. Mit "Unsere Mütter, unsere Väter" gelang es, ein echtes Event zu schaffen, das sogar ARD-Talker Günther Jauch sein Thema diktierte. Fußball und "Wetten, dass..?" taten ihr Übriges

Der Vorsprung vor dem Ersten, das leicht auf 12,5 Prozent Marktanteil zulegen konnte, blieb in jedem Fall beträchtlich. RTL war als stärkster Privatsender mit 11,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum schon deutlich abgeschlagen. Bei den 14- bis 49-Jährigen hat das ZDF weiter seine Probleme, mit einem Monatsmarktanteil von 6,6 Prozent lag man aber immerhin einen halben Prozentpunkt über dem Vorjahreswert. Das Erste kam in dieser Altersgruppe auf einen Marktanteil von 6,7 Prozent.

Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor gratulierte dem ZDF übrigens zum Geburtstag und der Marktführung: "Auch wenn ARD und ZDF in einem freundschaftlichen Wettbewerb stehen, freue ich mich über den Erfolg des ZDF. Er hilft uns auch in der Diskussion um den neuen Rundfunkbeitrag und die Frage nach der Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das ZDF hat aber hoffentlich auch Verständnis dafür, dass wir nach den Feierlichkeiten irgendwann wieder zur natürlichen Ordnung des Ersten und Zweiten Programms zurückkehren möchten!"

Vox kann die starken Quoten halten

Nicht nur das ZDF zeigt sich in guter Form, auch Vox setzt seinen Erfolgskurs der letzten Monate fort. Im März reichte es für 8,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Das ist im Jahresvergleich ein Zugewinn von 0,7 Prozentpunkten - so viel wie bei keinem anderen Sender. Grundlage dafür ist weiterhin der Erfolg am Nachmittag, dazu kommen aber Primetime-Erfolge wie "Grimm" oder auch der große Erfolg mit "Stirb langsam 4.0" und der nachfolgenden Doku.

RTL II ist derzeit zwar nicht mehr auf Rekordjagd, hielt sich im März mit 6,5 Prozent Marktanteil aber dennoch erneut deutlich über dem Vorjahres-März, in dem der Marktanteil noch bei 6,2 Prozent lag. Die 7-Prozent-Marke, die im November übersprungen wurde, ist gleichwohl erstmal ein Stück in die Ferne gerückt.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
zum Mrz 2012
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
zum Mrz 2012
Das Erste
12,5 +0,1
+0,3
6,7
-0,1
+0,3
ZDF
13,1
-0,4
+0,6
6,6
+0,1
+0,5
RTL
11,2
-0,1
-2,2
14,8 -0,5
-2,8
Sat.1
8,3
+0,5
-1,8
9,8
+0,9
-0,4
ProSieben
5,3
-0,2
-0,8 10,5
-0,6
-1,3
Vox
5,9
+/-0
+0,3 8,1
-0,1
+0,7
RTL II
4,1
+/-0
+0,2 6,5
-0,3
+0,3
kabel eins
4,0
+0,1
-0,1
5,6
+0,1
-0,5

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche