Im Januar 2011 trennten ProSieben und RTL aus Marktanteilssicht Welten, oder um es genau zu sagen: 10,5 Prozentpunkte bei den 14- bis 49-Jährigen. Während ProSieben damals 10,7 Prozent erreichte, triumphierte RTL mit 21,2 Prozent Marktanteil. Das war natürlich ein Ausnahmemonat, getrieben vom riesigen Erfolg des Dschungelcamps, doch ein Abstand von über sechs Prozentpunkten war noch bis ins Frühjahr letzten Jahres die Regel. Seitdem hat sich viel getan - vor allem bei RTL, das zwar weiterhin Marktführer bleibt, doch seine alles überragende Dominanz längst eingebüßt hat.

Nach dem rabenschwarzen Mai ging es für RTL im Juni sogar noch ein wenig weiter nach unten: 13,6 Prozent betrug der Tagesmarktanteil im vergangenen Monat bei den 14- bis 49-Jährigen nur noch, das waren noch einmal 0,3 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. RTL brachte das Kunststück fertig, im Vergleich zum Juni 2012 überhaupt nicht zuzulegen - und das, obwohl damals bekanntlich eine Fußball-EM die Quoten aller Privatsender verhagelt hatte. Schuld an der Malaise: Rückläufige Quoten im Tagesprogramm und immer häufiger das Nachsehen in der Primetime im Vergleich zur Konkurrenz. Außer dem Montag und Dienstag machten im Juni alle Abende mal mehr, mal weniger Probleme.

ProSieben hingegen profitiert kurioserweise sogar von der Tatsache, dass Formate wie "Circus HalliGalli" oder "TV Total" in die Sommerpause gegangen sind. Das eröffnet Platz für noch mehr Sitcom-Wiederholungen - und die holen eben nochmal deutlich bessere Quoten. Auch tagsüber haben sich die Zuschauer daran noch immer nicht sattgesehen, dazu kam ein Erfolg wie "Got to dance". Jedenfalls erreichte ProSieben mit all dem im Juni einen Marktanteil von 12,1 Prozent und damit den besten Monatswert seit Oktober 2011.

Der Rückstand von ProSieben auf RTL schnurrte damit auf 1,5 Prozentpunkte zusammen - so nah waren sich die beiden Sender noch nie. Wie praktisch für RTL, dass man dort inzwischen lieber auf die erweiterte Zielgruppe 14-59 verweist. Dort kam RTL zwar mit 13,3 Prozent Marktanteil sogar auf einen noch etwas schwächeren Wert, dafür ist die Marktführung noch viel deutlicher. ProSieben erreichte hier 9,3 Prozent, Sat.1 9,0 Prozent, ARD und ZDF je 7,9 Prozent Marktanteil.

Vorabend verschlimmbessert: Sat.1 taumelt weiter

In Unterföhring könnte man bei ProSieben also langsam Morgenluft wittern. Doch die Quotentiefschläge mit nur noch knapp über 10 Prozent sind hier auch nur wenige Monate her. Und wer einen Sender mit großen Quotensorgen besichtigen will, muss nur nebenan bei Nicolas Paalzow anklopfen. Sat.1 musste im Juni nämlich einen Monatsmarktanteil von nur 8,6 Prozent hinnehmen. Das waren nochmal 0,6 Prozentpunkte weniger als im Mai. In den letzten 20 Jahren gab es nur einen einzigen Monat, in dem es für Sat.1 noch schlechter lief: Der Juni 2012, der aber eben durch die Fußball-EM geprägt war. Und ähnlich wie bei RTL konnte auch Sat.1 im Vergleich dazu fast nicht zulegen. 0,1 Prozentpunkte Wachstum sind kaum der Rede wert.

Beim Gesamtpublikum fiel der Marktanteil im Vergleich zum Juni 2012 sogar um 0,9 Prozentpunkte auf nun 8,0 Prozent Marktanteil. Bei Sat.1 macht sich dabei vor allen Dingen die Schwäche am Nachmittag und am Vorabend bemerkbar. Die Änderungen der letzten Monate haben tagsüber viele alte Zuschauer gekostet und keine jüngeren gebracht. Weiter verschlimmert hat sich die Lage am Vorabend: Die "Navy CIS"-Wiederholungen laufen dort noch deutlich schlechter als zuvor "K11" und "Niedrig und Kuhnt". Primetime-Erfolge wie "Got to dance" fallen da bei der Endabrechnung kaum noch ins Gewicht.

Wachwechsel beim Gesamtpublikum: Das Erste überholt das ZDF

Das Erste war im Juni tatsächlich mal wieder Erster: Der Marktanteil zog um 0,6 Prozentpunkte auf 12,3 Prozent Marktanteil an. Getrieben war das Wachstum unter anderem getrieben durch das DFP-Pokalfinale, das zu Monatsbeginn gleich über 12 Millionen Zuschauer zum Ersten spülte, aber auch die vielen Hochwasser-"Brennpunkte" haben sich bemerkbar gemacht.

Für das ZDF lief es hingegen im Juni deutlich schwächer als zuletzt. Der Marktanteil sackte um 0,9 Prozentpunkte auf nun 12,0 Prozent Marktanteil ab. Das ZDF hatte im Juni nicht nur in der Primetime den Wiederholungsanteil hoch gefahren, auch am Vorabend sind inzwischen flächendeckend keine neuen Folgen zu sehen, was natürlich auf die Quoten drückt. Die Folge: Nach sechs Monaten musste das ZDF die Marktführung wieder abgeben.

kabel eins mit stärkstem Monat seit Juli 2012

Bei den Privatsendern der zweiten Generation sticht vor allem heraus, dass sich kabel eins deutlich steigern konnte und nach einem Zugewinn von 0,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat den besten Wert seit Juli letzten Jahres erzielen konnte. Um ein Haar wäre erstmals nach 14 Monaten auch wieder die 6-Prozent-Marke geknackt worden, am letzten Tag des Monats fiel man aber noch unter diese Schwelle. Beim Gesamtpublikum zog kabel eins mit RTL II gleich: Beide Sender erreichten jeweils 4,1 Prozent Marktanteil.

Mit Blick auf die Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen blieb kabel eins hingegen der schwächste der Privatsender. RTL II büßte zwar 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat ein, kann mit einem Monatsmarktanteil von 6,7 Prozent aber trotzdem zufrieden sein. Vox legte minimal zu und kam auf 7,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe 14-49.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
zum Juni 2012
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
zum Juni 2012
Das Erste
12,3
+0,6
-3,6
6,6
+0,1
-5,3
ZDF
12,0
-0,9
-3,5
6,0
-0,6
-5,3
RTL
10,8
-0,5
+0,2
13,6 -0,3
+/-0
Sat.1
8,0
-0,3
-0,9
8,6
-0,6
+0,1
ProSieben
5,9
+/-0
+0,7 12,1
+0,5
+2,2
Vox
5,6
+0,1
+0,3
7,6
+0,1
+0,8
RTL II
4,1
-0,2
+0,4 6,7
-0,3
+0,8
kabel eins
4,1
+/-0
+0,6
5,9
+0,3
+0,8

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche