Das Erste: Historisches Tief, aber stabil bei Jüngeren

Jahresmarktanteil 2015 Das Erste

Das ZDF konnte seinen Vorsprung beim Gesamtpublikum vor allem deswegen ausbauen, weil Das Erste bislang kein Mittel gegen den Quotenrückgang beim Gesamtpublikum fand. Mit 11,6 Prozent unterbot Das Erste den bisherigen historischen Tiefststand aus dem Jahr 2013 noch einmal um einen halben Prozentpunkt. Im Vergleich zum WM- und Olympia-geprägten Vorjahr ging's um 0,9 Prozentpunkte nach unten. Das ist um so bitterer als Das Erste den lange als größte Problemzone ausgemachten Vorabend gerade so langsam in den Griff bekommt. Die Quiz-Schiene lässt die alten Sorgen vergessen und mit "Hubert & Staller", "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" und dem "Großstadtrevier" laufen auch drei der Serien gar nicht so schlecht.

Interessant: Während Das Erste in den letzten Jahren beim Gesamtpublikum beständig an Zuspruch verloren hat, hält man sich bei den jüngeren Zuschauern ziemlich stabil. 6,6 Prozent betrug der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Das war genauso viel wie 2013, 2011 und 2009, also jeweils in den nicht von Sport-Großereignissen geprägten Jahren. Die 7,5 Prozent aus dem vergangenen Jahr konnten ohne WM und Olympia hingegen wenig überraschend nicht mehr erreicht werden. Dass Das Erste in diesem Jahr überdurchschnittlich viele "Brennpunkte" und Informationssendungen gezeigt hat, kam der ARD dabei übrigens zugute: Solche Sendungen sind auch bei den Jüngeren überdurchschnittlich gefragt.

RTL: Dauermarktführer weiter im Abwärtsstrudel

Jahresmarktanteil 2015 RTL

Auch in diesem Jahr war RTL wieder Marktführer bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern. Doch der Vorsprung vor dem Zweitplatzierten war mit 2,1 Prozentpunkten so niedrig wie noch nie. Insgesamt kam RTL im Jahr 2015 nur noch auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 13,0 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Binnen fünf Jahren bedeutet das einen überaus heftigen Absturz um über fünf Prozentpunkte. Wobei natürlich festzuhalten ist, dass RTL in den Jahren 2010 und 2011 einen außergewöhnlichen Höhenflug erlebte, der allen voran von den gigantischen Erfolgen der Scripted-Reality-Formate am Nachmittag getrieben war. Daran kann RTL nachmittags derzeit nicht anknüpfen.

Was RTL derzeit fehlt, ist ein neuer großer Hit. "DSDS", "Supertalent" oder "Bauer sucht Frau" laufen zwar weiterhin sehr gut, aber es bräuchte angesichts an vielen Stellen weiter abbröckelnder Reichweiten mal wieder neue Highlights. Die eigenproduzierten Serien waren es aus Quotensicht nicht - auch wenn "Deutschland 83" in der Auslandsvermarktung ein Erfolg war. Auch "Block B" oder "Männer" sind gefloppt. Dazu kommt, dass auch aus den USA zuletzt kein Quotenhit mehr nachkam, für die Zukunft hat man ohnehin nur noch eine eingeschränkte Auswahl, weil die meisten Output-Deals inzwischen bei ProSiebenSat.1 liegen. Und im Show-Bereich hat man sich in den letzten Monaten nur wenig getraut - und dann ging das vermeintliche Nummer-Sicher-Projekt einer "Let's-Dance"-Kopie auch noch in die Hose.

All das führte nicht nur zu sinkenden Reichweiten beim jüngeren Publikum, sondern auch dazu, dass RTL zum ersten Mal seit 1988 einen zweistelligen Marktanteil beim Gesamtpublikum verpasste und mit 9,9 Prozent knapp darunter blieb. Dass auch Sat.1 beim Gesamtpublikum den schwächsten Wert seit 1988 einfuhr, ist da wohl nur ein schwacher Trost.

ProSieben: Leichter Sinkflug hält an

Jahresmarktanteil 2015 ProSieben

Im Vergleich zu RTL ist ProSieben beinah schon ein Hort der Stabilität. Mit 10,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen gab es zwar auch hier den schwächsten Jahreswert seit den Anfangsjahren, der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr betrug aber nur 0,1 Prozentpunkt. Binnen fünf Jahren ging es um vergleichsweise überschaubare 0,8 Prozentpunkte nach unten. Das ProSieben-Publikum ist dabei über die Jahre immer jünger geworden, auch 2015 war der Rückgang beim Gesamtpublikum mit 0,2 Prozentpunkten wieder etwas größer. Der Grund liegt unter anderem im Ausbau der Sitcom-Flächen, die nur ganz junge Zuschauer ansprechen.

Die auf Jahressicht recht stabilen Quoten sind allerdings auch etwas trügerisch. Denn geholfen hat natürlich unter anderem, dass im Juni und Juli keine WM war und dadurch die Marktanteile in diesen Sommermonaten signifikant höher ausfielen. Der Herbst-Aufschwung, den ProSieben im vergangenen Jahr mit bis zu 11,8 Prozent Marktanteil noch erlebt hatte, blieb diesmal hingegen aus. Auch von September bis November lag der ProSieben-Marktanteil wie schon von Januar bis Juni nur bei maximal elf Prozent, in der Regel aber darunter. Wenn sich das nicht ändert, dann wird es 2016 deutlich abwärts gehen, wenn EM und Olympia auf dem Programm stehen. Dass Raab dann mit "Schlag den Raab" und den diversen Events fehlen wird, macht die Sache nicht einfacher.