Als Reaktion auf die im Laufe der vergangenen Jahren gesunkenen Quoten und die Tatsache, dass mit den stundenlangen Übertragungen von Büttenreden, Musikdarbietungen und Gardetänzen kaum ein jüngeres Publikum zu gewinnen war, haben Das Erste und ZDF die Narren-Dosis in ihren Programmen spürbar reduziert. Waren im vergangenen Jahr im Ersten und im ZDF zusammengenommen noch neun Sitzungen zu sehen, strich man das Karnevals-Programm in diesem Jahr auf fünf Sitzungen zusammen.

Doch diese Reduzierung und Fokussierung auf weniger Sitzungen hat dem TV-Karneval mit Blick auf die Quoten sichtlich gut getan. Vier der fünf Sitzungen konnten im Vergleich zum vergangenen Jahr Zuschauer hinzugewinnen. Mit Abstand meistgesehene Sendung blieb dabei auch in diesem Jahr wieder "Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht", das am vergangenen Freitag 6,8 Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte. Das war im Vergleich zum vergangenen Jahr ein Zugewinn von 430.000 Zuschauern, im Vergleich zu 2014 wurden gar 1,1 Millionen Zuschauer hinzugewonnen. Man muss schon bis ins Jahr 2007 zurückgehen, um eine höhere Reichweite für die Mainzer Fassenachter zu finden.

Doch auch die traditionell am Rosenmontag übertragene Sitzung "Karneval in Köln" konnte im Vergleich zum Vorjahr 450.000 Zuschauer zurückgewinnen, hier war es die höchste Reichweite seit fünf Jahren. Noch höher waren die Zugewinne bei "Düsseldorf Helau", das um über 900.000 auf 4,4 Millionen Zuschauer zulegte - die höchste Zuschauerzahl seit 2012. Die Verleihung des "Ordens wider den tierischen Ernst" fand sogar rund eine Million Zuschauer mehr als im vergangenen Jahr, blieb mit 4,06 Millionen Zuschauern aber die reichweitenschwächste der Karnevals-Sendungen im Ersten und im ZDF. Die einzige Sitzung mit einer etwas geringeren Zuschauerzahl war "Kölle Alaaf" an Altweiber mit 4,58 Millionen Zuschauern - im vergangenen Jahr lief die Sitzung hier noch unter dem Titel "Mer losse d'r Dom in Kölle" und erreichte 4,8 Millionen Zuschauer.

Karnevalsquoten 2015-2016

Während die "Fastnacht in Franken" in den vergangenen Jahren trotz der Ausstrahlung im Bayerischen Fernsehen mehr Zuschauer fand als etliche der im Ersten und ZDF gezeigten Sitzungen, sortierte sie sich diesmal knapp dahinter ein. Doch das Bayerische Fernsehen und die Franken müssen keinesfalls unzufrieden sein: Mit 3,9 Millionen Zuschauern wurde die Rekord-Zuschauerzahl aus dem vergangenen Jahr gehalten - und das, obwohl sich die Übertragung, die traditionell schon um 19 Uhr beginnt, teilweise mit dem spannenden Handball-EM-Halbfinale überschnitt, das mit 8,5 Millionen Zuschauern ein überaus starker Gegner war. Zudem kommt bei der "Fastnacht in Franken" noch eine Besonderheit hinzu: Die Sendung wird am Tag darauf nochmal zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr im Bayerischen Fernsehen wiederholt - und erreichte dort erneut 1,78 Millionen Zuschauer. Zusammengenommen haben somit also sogar 5,68 Millionen Zuschauer die "Fastnacht in Franken" verfolgt, was sie zur Nummer 2 unter den Karnevals- bzw. Fastnachts-Sitzungen macht.

Der Bayerische Rundfunk war aber freilich nicht das einzige Dritte, das mit Karnevals-Sendungen sehr gut fuhr. Ende Januar erreichte der HR mit "Hessen lacht zur Fassenacht" mehr als 1,7 Millionen Zuschauer. Das SWR Fernsehen unterhielt mit "Mumbach Mumbach täterä - Sitzung der Mombacher Bohnebeitel" am Dienstag vergangener Woche 1,93 Millionen Zuschauer, was einem bundesweiten Marktanteil von 7,4 Prozent entsprach - auch das war ein neuer Rekord. In Rheinland-Pfalz erreichte die Sendung fast jeden dritten TV-Zuschauer. Die "Fastnacht in Franken" stellt hier aber freilich mit 47,2 Prozent Marktanteil in Bayern alles in den Schatten.

Bei den jüngeren Zuschauern tut sich der Sitzungs-Karneval im Fernsehen nach wie vor schwerer. Gefragteste Sendung war hier diesmal nicht "Mainz bleibt Mainz", sondern "Karneval in Köln", das mit 710.000 14- bis 49-Jährigen Zuschauern 6,5 Prozent Marktanteil erreichte. "Mainz bleibt Mainz" kam am Freitag zuvor mit 650.000 14- bis 49-Jährigen Zuschauern auf 6,6 Prozent Marktanteil. "Düsseldorf Helau" und "Wider den tierischen Ernst" blieben mit jeweils rund 3,5 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen weit unter dem Senderschnitt - legten aber im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu, als beide Sendungen noch weniger als 3 Prozent erreichten. Die "Fastnacht in Franken" bleibt die Sendung mit dem niedrigsten Durchschnittsalter seines Publikums. Der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag bei 5,6 Prozent.