Wie bei den großen Sendern, so zeigt in einem Monat mit starker EM-Konkurrenz auch bei den Kleineren die Marktanteilskurve eher nach unten. Doch es lohnt ein Blick darauf, wer dem allgemeinen Abwärtstrend widerstehen konnte. Blickt man etwa aufs Gesamtpublikum, dann konnte ZDFneo den im Mai aufgestellten Bestwert von 2,0 Prozent Marktanteil verteidigen. Der Sender hat es offenbar geschafft, im Bewusstsein vieler zu verankern, dass Krimifans dort als Alternative zum Sport fast immer auf ihre Kosten kommen.

Mit dem Aufguss alter ZDF-Krimiware erreichte man nicht selten mehr Zuschauer als manch vermeintlich größerer Privatsender. Den Anspruch, fürs ZDF ein jüngeres Publikum anzusprechen, kann man damit aber freilich nur bedingt erfüllen, nie war die Differenz zwischen dem Marktanteil beim Gesamtpublikum und dem Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen so groß. Mit 1,2 Prozent Marktanteil hielt man sich aber auch bei den Jüngeren recht gut (-0,1 Prozent zum Mai). Die Tatsache, dass ZDFneo seinen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen im Jahresvergleich unverändert hielt, beim Gesamtpublikum aber um 0,3 Prozentpunkte steigerte, zeigt aber die veränderte Altersstruktur des Publikums.

Ebenfalls unbeeindruckt von der EM-Konkurrenz zeigten sich die Kultursender 3sat und Arte. Arte konnte den Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen im Vergleich zum Mai sogar um 0,1 Prozentpunkt auf nun 0,6 Prozent steigern, 3sat hielt sich mit 0,7 Prozent bei den Jüngeren stabil. Beim Gesamtpublikum kam Arte auf unveränderte 0,9 Prozent Marktanteil, 3sat büßte nur minimal auf 1,1 Prozent Marktanteil ein.

Für die meisten Sender ging's wie erwähnt moderat nach unten. DMAX gehört mit einem Minus von 0,3 Prozentpunkten auf 1,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen schon zu den größeren Verlierern, konnte aber trotz EM den gleichen Juni-Wert wie im vergangenen Jahr behaupten. Zudem reichte es problemlos für den Platz an der Spitze der kleineren Sender. Männersender-Konkurrent RTL Nitro musste 0,2 Prozentpunkte abgeben und erreichte 1,3 Prozent, ProSieben Maxx kam auf 1,0 Prozent Marktanteil.

Etwas stärker getroffen hat es einen Sportsender wie Sport1, der im Vergleich zum Mai um 0,4 Prozentpunkte auf 0,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen fiel. Sport-Fans entscheiden sich in einem EM-Monat naturgemäß eben häufig für die EM-Sender. Trotzdem zeigt man sich bei Sport1 nicht unzufrieden: Im Vergleich zum WM-Monat Juni 2014 konnte Sport1 bei den 14- bis 49-Jährigen nämlich sogar zulegen. Hilfreich war dafür der "EM-Doppelpass" ebenso wie die Entscheidung, mittags normales Programm statt Teleshopping zu zeigen. Auch die "PS Profis" hielten sich in Konkurrenz zur Fußball-EM gar nicht so schlecht. Eurosport lag mit einem Marktanteil von 0,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen weit hinter Sport1, hielt sich verglichen mit dem Mai auf diesem Niveau aber zumindest stabil.

Bei den Nachrichtensendern lagen N24 und n-tv mit Blick aufs Gesamtpublikum gleichauf bei jeweils 1,1 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen blieb N24 mit 1,4 Prozent Marktanteil klar in Front. Bemerkenswert: N24 erzielte sogar einen um 0,2 Prozentpunkte höheren Marktanteil als im Juni letzten Jahres, auch n-tv legte im Jahresvergleich um 0,1 Prozentpunkt zu. Weitere Gewinner im Jahresvergleich: ZDFinfo und TLC. Phoenix tat sich bei den jüngeren Zuschauern mit 0,5 Prozent Marktanteil schwerer als zuletzt gewohnt, insgesamt wurden 1,0 Prozent Marktanteil erzielt.

  MA 14-49
+/-
Vormonat
+/-
Juni 15
MA gesamt
DMAX
1,7
-0,3
+/-0 0,9
Super RTL (20:15-00:00) 2,0 -0,3
-0,4 1,2
N24
1,4
-0,1
+0,2
1,1
RTL Nitro
1,3 -0,2
-0,8
 
Sixx 1,3
-0,1
-0,1
0,8
Sat.1 Gold
1,2
-0,2
-0,4
1,4
ZDFneo 1,2
-0,1
+/-0
 2,0
ZDFinfo
1,1 -0,1 +0,1 1,1
n-tv 1,0
-0,1
+0,1
1,1
ProSieben Maxx
1,0 -0,1 -0,2
0,6
Tele 5
0,9
-0,1 -0,1
0,8
Disney Channel (20:15-00:00) 0,8
-0,2
-0,1
0,6
Sport1
0,7
-0,4
-0,1 0,6
3sat
0,7 +/-0 +/-0 1,1
Arte 0,6 +0,1 -0,1
0,9
TLC 0,5 -0,1 +0,2
0,3
Phoenix 0,5
-0,2 -0,3 1,0
Eurosport 0,3
+/-0
-0,3
0,4
Einsfestival 0,3 -0,1 -0,1 0,3
ZDFkultur 0,2 +/-0 +/-0
0,3

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Berücksichtigt wird die Zeit zwischen 06:00 Uhr und 20:15 Uhr. Quelle: DWDL.de-Recherche

Kindermarkt: Nickelodeon stark unter Druck

Auch Unter-14-Jährige interessieren sich für Fußball, also waren auch die Kindersender von der Fußball-Konkurrenz betroffen. Super RTL verlor im Vergleich zum Mai mit 3,1 Prozentpunkten zwar deutlich stärker als der öffentlich-rechtliche Kika, für den es um 1,3 Prozentpunkte nach unten ging, trotzdem blieb der private Anbieter aus Köln der gefragteste unter den Kindersendern. Vor einem Jahr hatte das übrigens noch ganz anders ausgesehen: Im Juni 2015 lag der Kika noch zweieinhalb Prozentpunkte vor Super RTL - in Köln hat man also allen Grund zufrieden zu sein.

Der Disney Channel legte nochmal einen guten Endspurt hin und holte erst am vergangenen Mittwoch mit 14,2 Prozent Marktanteil bei den 3- bis 13-Jährigen die zweitbeste Daytime-Quote seit dem Launch des Senders im Januar 2014 und einen neuen Bestwert für dieses Jahr. Dazu beigetragen hat insbesondere die Telenovela "Soy Luna", die am Mittwochvorabend 16,4 Prozent Marktanteil erreichte. Weiteres Highlight ist nachmittags "Miraculous - Geschichten von Ladybug und Cat Noir". Trotzdem ging's auch für den Disney Channel über den gesamten Monat hinweg gesehen um 1,3 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent bergab. Er liegt trotzdem weit vor Nickeloden, das angesichts des ohnehin schon niedrigen Quotenniveaus besonders heftig getroffen wurde. 6,2 Prozent Marktanteil - das waren fast vier Prozentpunkte weniger als noch ein Jahr zuvor und zwei Prozentpunkte weniger als im Mai.

  MA 3-13
+/-
Vormonat
+/-
Juni 2015
Super RTL
18,3 -3,1 -0,7
Kika
17,7 -1,3
-3,8
Disney Channel
8,3
-1,3
-1,4
Nickelodeon
6,2
-2,0 -3,9

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Berücksichtigt wird die Zeit zwischen 06:00 Uhr und 20:15 Uhr. Quelle: DWDL.de-Recherche

Die Marktanteile der Dritten im eigenen Sendegebiet

Die Fußball-EM hinterließ natürlich auch bei den Dritten ihre Spuren - mal mehr, mal weniger. Am glimpflichsten kamen noch das WDR Fernsehen und das HR Fernsehen davon, die allerdings trotzdem weiterhin zu den schwächeren der Dritten im eigenen Sendegebiet gehören. Mit großem Abstand Schlusslicht ist in diesem Ranking der RBB, das mit seinem dritten Programm nur 4,5 Prozent Marktanteil in Berlin und Brandenburg erreicht und im Vergleich zum Mai auch noch heftige 0,8 Prozentpunkte verlor.

Mit großem Vorsprung erfolgreichstes Drittes im Eigenen Sendegebiet blieb trotz eines Rückgangs um einen ganzen Prozentpunkt im Vergleich zum Mai hingegen der MDR. Von den herausragenden 10 Prozent Marktanteil aus dem April ist der Sender damit aber nun natürlich trotzdem schon ein großes Stück entfernt. Das MDR Fernsehen war übrigens auch das einzige Dritte, das im gesamten ersten Halbjahr seinen Marktanteil steigern konnte. Halbwegs stabil hält sich im 1. Halbjahr das SWR Fernsehen, alle anderen verlieren stärker.

 

  MA
ab 3
+/-
Vormonat
MDR 8,4
-1,0
NDR
6,7
-0,6
BR 5,9
-0,9
SWR 5,9
-0,8
HR 5,7
-0,3
WDR 5,6
-0,2
RBB
4,5
-0,8

Marktanteile jeweils im eigenen Sendegebiet. Quelle: DWDL.de-Recherche

Die Monatsmarktanteile im Pay-TV

Von 2,3 Prozent im Mai sackte der Marktanteil der Sky-Sender im Juni recht deutlich auf 1,7 Prozent - was nicht überraschend kommt, weil im Juni natürlich die besonders reichweitenstarken Bundesliga-Übertragungen fehlten, während ARD und ZDF die Fußball-Fans in Scharen anlockten, die besonders häufig auch zu den Sky-Kunden zählen. Stärkste Sport-Übertragung war stattdessen nun der Formel-1-Grand-Prix aus Baku. 370.000 Zuschauer sahen hier zu, der Marktanteil in der klassischen Zielgruppe lag bei guten 2,7 Prozent. Das war ungleich mehr als beim abendlichen Rennen aus Kanada, das 210.000 Zuschauer verfolgten. Der Zielgruppen-Marktanteil lag hier bei 0,4 Prozent.

Im Serien-Bereich werden die Hitlisten von "Game of Thrones" dominiert, wo bis zu 250.000 Zuschauer mit der linearen Ausstrahlung erreicht wurden, die Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen lagen bei bis zu 1,7 Prozent. Reichweitenstärkster Film im Juni war "San Andreas", der mit zwei Ausstrahlungen 450.000 Zuschauer erreichte. Dahinter reihten sich "The Visit" (240.000 Zuschauer) und "Big Game" (160.000 Zuschauer) ein.