3DTV auf der ANGA CableDie Internationale Funkausstellung in Berlin hat eine lange Tradition als Innovationsschau der Unterhaltungselektronik. In diesem Jahr stürzen sich die Hersteller von Flachbildfernsehern wenig überraschend auf den seit dem Kinostart des Films "Avatar" ausgebrochenen 3D-Hype. War die Leistungsschau der Gerätehersteller im letzten Jahr noch in einer Art Wartestellung, so gibt es diesmal nur ein Thema: 3D-TV. Und wer sich die Technologie an einem der zahllosen Stände demonstrieren lässt, könnte sich auch davon begeistern lassen. Und dann kommt selbst bei den Verbrauchern die kritische Frage nach den Anforderungen. Und wieder einmal muss es neue Technik sein, die man sich ins Wohnzimmer holt. Da hört die Begeisterung vieler Konsumenten auf.

Wie im Rausch beflügeln sich allerdings Gerätehersteller und Content-Anbieter derzeit gegenseitig. Im Wochentakt werden 3DTV-Angebote angekündigt, die derzeit allenfalls wenige tausend Haushalte empfangen können, wenn sie reichlich Geld investiert haben. Es sei die nötige Investition in die Zukunft, heißt es von allen Seiten. Und doch fragt man sich: Sollte das nicht schon HDTV sein? Doch bei der IFA ist HDTV bereits ein alter Hut. Standard quasi. Das Problem daran ist nur, dass sich Hersteller und Content-Anbieter leider oftmals von der Realität entfernt haben: Denn HDTV ist außerhalb der Messehallen im Berliner Westen alles andere als der Standard.
 

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Während die technische Elite nicht nur seit Jahren darüber spricht sondern auch längst in HDTV konsumiert, folgt die breite Masse der Bevölkerung erst sehr zögerlich. Ob es dann besonders klug ist, mit 3DTV und neuen technischen Voraussetzungen neue Unsicherheit zu stiften? Es ist kein Geheimnis, dass bei 3DTV derzeit noch alle drauf zahlen. Nicht nur die Konsumenten, die für die Technik tief in die Tasche greifen müssen. Auch etwa für Fernsehsender. Bei Eurosport räumte man im Frühjahr beispielsweise am Rande eines 3DTV-Showcases in Zusammenarbeit mit Panasonic ein, dass sich die 3DTV-Übertragung ohne einen Sponsoringpartner auf absehbare Zeit nicht rentieren würde - und das obwohl man Events wie die French Open immerhin europaweit ausstrahlt.

Dreifach so teuer wie eine HDTV-Produktion sei das 3D-Fernsehen, hieß es in Paris. Angesichts der möglichen technischen Reichweite zum jetzigen Zeitpunkt also ein unvorstellbares Verlustgeschäft. Aber die Euphorie scheint die Sorgen davon zu tragen. Doch auch ganz praktikabel stellt sich die Frage, ob eine Technologie die das Tragen von 3D-Brillen benötigt, ernsthaft eine Chance haben kann. Im Fernseh-Alltag ist eine Großfamilie mit Extra-Couchtisch für die 3D-Brillen kaum vorstellbar - inkl. permanenten Auf- und Absetzen der Brille, wenn zwischen 2D- und 3D-Programmen gewechselt wird. Die Kommunikation vor dem Fernseher würde angesichts des eingeschränkten Sichtfeldes der Brillen auch zum Erliegen kommen.

So bleibt am Ende die Frage, ob 3DTV eine Faszination ist, die uns im Kino oder beim IFA-Showcase in den Bann zieht aber sonst kalt lässt und allenfalls in der Nische überlebt? Oder sind das nur die Zweifel eines konservativen Medienjournalisten? Wir wollen Ihre Meinung hören. Stimmen Sie ab und lassen Sie uns wissen, wie die DWDL.de-Leser über das Thema 3DTV denken. Wir sind auf das Ergebnis gespannt. Ab Montagmittag berichtet DWDL.de übrigens direkt von der Medienwoche@IFA. Auf der Website und via Twitter.