Foto: ProSiebenHat man beim Produktionsunternehmen Endemol nun ein gutes Händchen für den Zeitgeist und die Bedürfnisse des Publikums, oder einfach nur für geschickte, skandalträchtige PR? Die Wahrheit liegt vermutlich wieder einmal irgendwo dazwischen. Wie das Kölner Boulevard-Blatt "Express" in seiner Sonntagsausgabe berichtet, geht am kommenden Freitag im niederländischen Fernsehen eine Endemol-Sendung über den Bildschirm, in dem eine todkranke Frau eine Niere spenden soll. Die Zuschauer entscheiden per Televoting, welcher der drei Kandidaten das Organ zur Transplantation bekommt. Zu sehen sein soll die Sendung im öffentlich-rechtlichen Jugendsender BNN.

Wie der "Express" weiter berichtet, sieht der Sprecher des Vereins "Organspende und Transplantation e.V.", Reiner Hoffmann, hierin einen Skandal, da mit der verzweifelten Lage von Dialysepatienten gespielt werde. Er sieht in der Sendung eine "Art Organhandel". Anderen Medienberichten zu Folge sind entsprechende Vereine in den Niederlanden ebenfalls erbost über die Idee.


Beim Sender BNN hingegen, der die Show ausstrahlen wird, sieht man in der Sendung jedoch eine Chance, die Zuschauer für das Thema Organspende zu sensibilisieren. Die Show solle zudem ein Tribut an den ehemaligen Senderchef sein, der an einem Nierenleiden verstarb, da er vergeblich auf ein Spenderorgan gewartet habe. Zudem liege die Chance der Kandidaten, eine neue Niere zu bekommen, bei rund 33 Prozent. Das sei eine höhere Wahrscheinlichkeit, als auf dem regulären Weg, heißt es laut verschiedenen Medienberichten von Seiten des Senders. Von seiten der niederländischen Politik gab es bereits heftige Proteste gegen die geplante Sendung.

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Die Produktionsfirma Endemol ist die zweitgrößte Fernsehschmiede der Welt. Das Unternehmen fiel bereits mehrfach durch kontrovers diskutierte Show-Ideen auf. So sorgte auch der TV-Dauerbrenner "Big Brother" bei seinem Start vor rund acht Jahren im Vorfeld für Pressewirbel. Auch die Ankündigung der Format-Idee "Sperm Race" vor drei Jahren, in der Männer hinsichtlich der Qualität ihres Samens in Konkurrenz treten sollten, sorgte für heftige Diskussionen. Endemol gehört derzeit noch zum spanischen Telekommunikationskonzern Telefónica, wird aber demnächst von einem Konsortium, dem auch Firmengründer John de Mol (Bild) und Silvio Berlusconis Mediaset angehören, übernommen.