Logo: RTLIn einem Video, das "Bild" nach eigenen Angaben exklusiv vorliegt und in der Nacht zu Mittwoch veröffentlicht wurde, sieht man Dschungelcamp-Kandidat DJ Tomekk kurz vor der Abreise ins Camp vor gut anderthalb Wochen in bester Laune in der Lobby des Hotels. Der veröffentlichte Ausschnitt zeigt ihn auf der Stelle marschierend beim Singen der ersten Strophe des Deutschlandliedes, die von den Nationalsozialisten im Dritten Reich genutzt wurde. DJ Tomekk hebt dazu die Hand zum Hitlergruß und kommentiert nach einem Schnitt - bei dem unklar ist, ob dieser nachträglich vorgenommen wurde - beim Blick durch die Hotellobby noch: "So viele Ausländer hier im Haus."
 
"Er wird wahrscheinlich nicht zurückkehren"
 
Diese Szene oder konkreter das Bekanntwerden dieser Szene nach anderthalb Wochen führte zum Rauswurf Tomekks aus dem Dschungelcamp. Schon zu Beginn der Sendung am Dienstagabend erwähnten Dirk Bach und Sonja Zietlow, dass DJ Tomekk aus dem Camp genommen wurde. Erst kurz vor Ende der Show gab es mehr Infos dazu: Das Moderationsduo Bach/Zietlow erklärte den Campbewohnern (im Wortlaut laut Bild.de): "Heute wird niemand rausgewählt. Es gibt Vorwürfe gegen DJ Tomekk. Er musste das Camp verlassen, damit er persönlich darauf reagieren kann. Er wird wahrscheinlich nicht zurückkehren."
 
Nachfragen der Dschungelbewohner blieben unbeantwortet. Dirk Bach ergänzte lediglich: "Worum es bei den Vorwürfen geht, können wir nicht sagen." Auch die Zuschauer vertrösteten Bach und Zietlow auf den Mittwoch: In der Presse gebe es morgen (also heute) mehr dazu. Damit begann das Rätselraten über den Hintergrund und wurde erst eine gute Stunde später durch die Veröffentlichung des Videos auf Bild.de beendet.
 
Haben Lisa Bund und Kollegen nichts mitbekommen?

Grafik: DWDL.de; Logo: RTLRTL-Sprecher Christian Körner sagte der "Bild"-Zeitung laut dem Bericht zum Video: "Das sind schwere Vorwürfe gegen DJ Tomekk. Generell ist ein solches Verhalten für RTL nicht tolerierbar." Deswegen musste der Kandidat das Camp verlassen. Doch beantwortet diese Aussage nicht alle Fragen. Der kurze Videoausschnitt auf Bild.de beweist: Es befand sich sowohl ein Kamerateam wie auch weitere Kandidaten in unmittelbarer Nähe. So z.B. die kürzlich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig ausgeschiedene Lisa Bund.
 
Sehr fraglich ob ihr und den anderen der Vorfall vor anderthalb Wochen gänzlich entgangen ist: Neben dem Gelächter von DJ Tomekk und der filmenden Person hört man in dem kurzen Videoausschnitt auch, dass aus weiterer Entfernung mit Lachen wahrgenommen wurde, was der Berliner dort aufführte. Die spannende Frage bleibt: Wer bekam etwas davon mit und wann wusste wer davon?
 
Nach der "Weisheit der Vielen" jetzt die "Dummheit des Einzelnen"
 
Foto: Screenshot Bild.deUnd es gibt noch eine Frage, die das Video aufwirft: Auch wenn Hitlergruß, Gesang und Kommentar von DJ Tomekk die Grenzen des guten Geschmacks und Anstand weit überschreiten bzw. im Fall das Hitlergrußes auch strafbar sind, so lässt der Tenor des Videos eher auf einen sehr schlechten Scherz als auf einen rechtsradikalen Hintergrund schließen. Doch Bild.de hat schon ganz großen Skandal ausgemacht. lässt den Sprecher das Video schon einmal mit "Dieses Skandalvideo schockiert Deutschland" kommentieren, bevor es veröffentlicht wurde.
 
Dr. Dieter Graumann, stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland hält die Sache laut Bild.de-Bericht für "schockierend und erklärungsbedürftig“. Graumann: "Wer Hitler feiert, muss geächtet werden.“ Dem ist mit aller Entschiedenheit nichts hinzuzufügen. Im Fall von Tomekk gilt aber wohl eher: Zwei Tage nach der "Weisheit der Vielen" erlebt RTL die "Dummheit des Einzelnen" - und hat umgehend gehandelt, sofern man nicht schon früher von dem Vorfall wusste.
 
DJ Tomekk bedauert schlechten Scherz 
 
Am Vormittag verbreitete RTL eine Stellungnahme von DJ Tomekk zu dem aufgetauchten Video. Der Wortlaut: "Hi, hier ist DJ Tomekk, ich bin sehr betroffen von dem Video, das ich gerade gesehen habe. Keinerlei rechtes Gedankengut oder nazistische Ideen trage ich in mir. Im Gegenteil: Ich bin ein Pole, der in Berlin wohnt, mit einem polnischen Pass. Ich stehe für Integration und Zusammenhalt der Kulturen. Mein dummes Witz-Gelaber tut mir unendlich leid. Für alle Leute, die sich davon betroffen fühlen: es tut mir unheimlich leid, es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid! Sorry, Sorry, Sorry! Hip-Hop bedeutet für mich den Zusammenhalt von schwarz und weiß und aller anderen Kulturen. Im Moment bin ich tief erschüttert und entschuldige mich für meinen niveaulosen Humor. Und alles weitere dann in Deutschland: Peace, meine Brüder und Schwestern!"