Thomas GottschalkWer am Montagmorgen die "Süddeutsche Zeitung" oder manchen Agenturtext zur Verleihung des 10. Deutschen Fernsehpreises in der Zeitung oder dem Online-Angebot seines Vertrauens liest, wird die Kritik zu einer Sendung lesen, wie sie gar nicht ausgestrahlt wurde. Denn das ZDF hat für die Ausstrahlung der Preisverleihung am Sonntagabend überraschend oft zur Schere gegriffen und einige der peinlichsten Momente der ansonsten allerdings erstaunlich kurzweiligen und unterhaltsamen Zeremonie gleich gar nicht gesendet. Manche vorgefertigte Kritik auf Basis der Aufzeichnung am Samstag konnte das nicht mehr berücksichtigen.

Der vermutlich auch für den normalen Fernsehzuschauern offensichtlichste Schnitt: Die Laudatio von Johann Lafer und Horst Lichter für die "Beste Wissenssendung" war so konfus und ohne roten Faden, dass sich das ZDF kurzerhand dazu entschied, die gesamte Laudatio zu streichen. So standen Lafer und Lichter nach der Vorstellung der drei nominierten Formate via Einspieler plötzlich einfach auf der Bühne - ohne dass der TV-Zuschauer wusste, woher sie kamen.

Nicht vermisst hat der TV-Zuschauer hingegen einige Einspielfilme, die bei der Aufzeichnung der Verleihung am Samstagabend immer mal wieder zum Einsatz kamen. Sie sollten scherzhaft Tipps geben, wie man sich als Preisträger beim Deutschen Fernsehpreis nicht verhalten solle. Lustig waren sie allerdings nicht - und so wurden auch diese Einspieler inklusive der Anmoderation durch Gottschalk gestrichen.
 

 
Was wurde sonst noch korrigiert? Als die Kamera am Samstagabend bei der Kategorie "Beste Moderation Unterhaltung: Late Night" im Studio-Publikum Daniel Hartwich suchte, fand sie ihn leider nicht: Jemand anderes saß auf Hartwichs Platz und wurde unfreiwillig bei der Verkündung des Gewinners zusammen mit den beiden anderen Nominierten groß auf dem Screen eingeblendet. Für die TV-Ausstrahlung legte das ZDF dann aber lieber ein Foto von Daniel Hartwich darüber.

Edgar SelgeEntgegen den Erwartungen wurde ein Schnitt hingegen nicht gemacht: Als Schauspieler Edgar Selge am Samstagabend bei seiner Laudatio für die Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle zunächst Gottschalk für seinen souveränen Umgang mit Marcel Reich-Ranicki lobte, unterbrach dieser direkt: Denn zu diesem Zeitpunkt war noch geplant, den vorgezogenen Ehrenpreis an das Ende der TV-Ausstrahlung zu schneiden - und damit hätte Selge Gottschalk noch nicht gratulieren können. Doch da man die Reihenfolge beließ wie sie ist, wurde sogar der Anfang von Selges erster Laudatio genutzt.

Ganz am Ende verhinderte das ZDF dann noch einen weiteren Eklat, der RTL-Chefin Anke Schäferkordt am Samstagabend nach der Aufzeichnung des Fernsehpreises so wütend gemacht hatte: Bei der Verabschiedung dankte Thomas Gottschalk bei der Aufzeichnung am Samstag im Coloneum in Köln im Namen der Fernsehpreis-Stifter "ARD, ZDF, Sat.1 und ProSieben". ProSieben überlegt zwar seit längerem, dem Stifterkreis beizutreten - ist aber noch nicht mit an Bord. Und RTL wurde damit völlig vergessen. Am Ende der TV-Ausstrahlung sieht man Gottschalk auf der Bühne stehen und die Danksagung sprechen. In der Sekunde in der er eigentlich ProSieben erwähnte, gab es eine kurze Blende aufs Publikum und man hörte Gottschalk RTL sagen. Eine Neuvertonung um des Friedens Willen.