Grafik: DWDL.deDie Dokumentation "Das Pharmakartell: Wie wir als Patienten betrogen werden" aus der Reihe "Frontal 21", die das ZDF am gestrigen Dienstag ausgestrahlt hat, sorgt für Wirbel. In dem Beitrag ging es unter anderem um ein Medikament Strattera des Pharmakonzerns Lilly, das bei der im Volksmund "Zappel-Phillipp-Syndrom" genannten Krankheit ADHS eingesetzt wird.  Unter anderem solle das Medikament im Zusammenhang mit dem Tod von vier Kindern stehen. Zudem gebe es mehrere hundert Verdachtsfälle auf gefährliche Nebenwirkungen. Bei dieser Aussage berief sich das ZDF auf "interne Unterlagen des Bundesinstituts für Arzneimittel".

Gleich von drei Stellen wurden per Pressemitteilung Richtigstellungen zu dem ZDF-Beitrag verbreitet. So teilt das Pharmaunternehmen Lilly unter anderem mit, es sei kein Todesfall eines Kindes in Deutschland bekannt, der in einem ursächlichen Zusammenhang mit dem kritisierten Präparat stehe. Eine im Filmbeitrag verwendete Aussage des Patientenbeauftragten im Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen bezeichnete das Unternehmen als "grob unwissenschaftlich und zudem unverantwortlich", da dort eine Nutzen-Risiko-Bewertung ohne Kenntnis von Einzelfällen vorgenommen worden sei.
 

 
Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel meldete sich bereits am Dienstag nach einer Vorabmeldung des ZDF zu Wort. Der Leiter der Einrichtung, Dr. Johannes Löwer, teilte mit: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BfArM arbeiten gemeinsam daran, die bestmögliche Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln und Medizinprodukten sicherzustellen. Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit stehen dabei im Mittelpunkt des verantwortlichen Handelns. Vorwürfe, die das Gegenteil unterstellen oder andeuten, weise ich mit Nachdruck zurück".

Ebenfalls in ein schlechtes Licht gerückt sieht sich der Wort & Bild Verlag, der das Magazin "Apotheken Umschau" herausgibt. Dort kritisiert man, der Beitrag habe den Eindruck erweckt, Pharma-Unternehmen könnten durch Anzeigenschaltungen die redaktionellen Inhalte der Zeitschrift beeinflussen. Dies sei falsch, heißt es aus dem Verlag, wo man auf die redaktionelle Unabhängigkeit des Titels hinweist. Darüber hinaus weist der Verlag den Vorwurf von sich, die Zeitschrift, die kostenlos an Kunden der Apotheken abgegeben wird, habe unkritisch über neuartige Produkte zur Behandlung von Depressionen berichtet.

Beim ZDF selbst konnte im Laufe des Tages noch keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgegeben werden. Eine Sprecherin avisierte auf DWDL.de-Nachfrage, dass der Sender sich möglichst zeitnah per Pressemitteilung zu den Vorwürfen gegen die "Frontal 21"-Redaktion äußern wolle.