Muss als einer der ersten durch den Drei-Stufen-Test: Ki.Ka-Chef Steffen KottkampHerr Kottkamp, früher konnte man Kindersendungen bei ARD und ZDF gar nicht aus dem Weg gehen, heute findet man Sie fast nur noch beim Ki.Ka - in der Sparte. Sehen Sie das auch so?

Ich sehe uns nicht als Nische, sondern als verlässliches Angebot, bei dem das Kinderprogramm nicht ausfällt, weil Könige heiraten oder Skispringer durch die Luft fliegen. Dadurch ist das Programm mehr ins Zentrum gerückt. Es ist eine Tatsache, dass Kinderfernsehen im Ersten und Zweiten am Wochenende stattfindet und die Bündelung in einem Sender die richtige Konsequenz daraus ist. Viele Programme die im KI.KA laufen stammen von der ARD und dem ZDF. Diese vielfältige Kompetenz hat uns zu dem gemacht, was wir sind: Verlässliches Qualitäts-Kinderfernsehen jeden Tag.

Heißt das im Umkehrschluss: Ohne den KI.KA gäbe es in ARD und ZDF weniger bis kein Kinderprogramm in der Daytime?


Sendeplätze in den Hauptprogrammen sind sehr begehrt, das Angebot wäre sicherlich nicht so umfangreich, wie das, was der KI.KA jeden Tag für Kinder an Programm bietet. Allein schon die Schätze in den Programmarchiven und die ganze Repertoirearbeit würden brach liegen.
 
 
 
Seit dreizehn Jahren gibt es jetzt den Kinderkanal. Wie hat sich das Kinderfernsehen seitdem verändert?

Für die Kinder sind wir mit einer Sendezeit von 6 bis 21 Uhr fast immer da. So haben wir die Gelegenheit die gesamte Lebenswelt der Kinder aufzugreifen. Das fand früher eher in Form von Leuchttürmen und zum Teil in den Dritten Programmen statt. Es gibt inzwischen aber auch aufwändige Produktionen, wie zum Beispiel die lang laufende Serie "Schloss Einstein", die es in der Form früher im Kinderprogramm gar nicht gegeben hat. Heute können wir uns viel umfänglicher den Themen für Kinder widmen und andere Verbreitungswege mitbedenken: Drei-Stufen-Test hin oder her. Wir untersuchen die Mediennutzung von Kindern sehr genau und wollen die Plattformen nutzen, auf denen wir sie erreichen – wenn man uns lässt.

Wie haben sich die Sehgewohnheiten verändert?

Kinder sind immer noch Kinder, auch wenn sie sich früher für Erwachsenenprogramme interessieren. Einen Zehnjährigen können wir mit klassischen Kuschel-Kinderprogrammen nur noch ganz bedingt hinter dem Ofen hervorlocken. Außerdem haben die Kinder heute eine ganz andere Medienrealität. Sie sind komplett sozialisiert mit dem Privatfernsehen. Dadurch ist Kinderfernsehen immer modernes Fernsehen, weil junge Zuschauer ab zirka acht Jahren wissen, was auf den anderen Kanälen läuft oder auch in den Erwachsenen-Programmen. Sie erwarten heute mehr denn je gewisse Standards.

Ist das auch der Grund, warum derzeit die Ausweitung der Sendezeit diskutiert wird?


Wir sind mit unserer Sendezeitbeschränkung bis 21 Uhr zu einer gewissen Untätigkeit verdammt. Auf Grund der Nutzungszahlen wissen wir, dass zwischen 21 und 23 Uhr mitunter mehr Kinder im Alter von zehn bis dreizehn Jahren vor dem Fernseher sitzen als zwischen 18 und 20 Uhr. Darauf müssen wir reagieren. Würden wir da nicht aufschreien, wäre das fast verantwortungslos. Wenn die Kinder zu der Zeit fernsehen, müssen wir ihnen dann auch ein öffentlich-rechtliches Angebot machen. Und wir hätten auf diesem Wege völlig andere Möglichkeiten, indem wir zum Beispiel um 20:15 Uhr hochwertige Filme zeigen. Jetzt ist um 21 Uhr Schluss und die Kinder sind zum zappen gezwungen.

Wie ist der aktuelle Stand bei der Diskussion um die Sendezeitausweitung?


Aus dem Bauch heraus bin ich sehr optimistisch. Der MDR, der seitens der ARD für den Kinderkanal federführend ist, befürwortet unser Vorhaben und beim ZDF gibt es ein großes Wohlwollen für unsere Argumente. Das ist alles aber noch nicht soweit gremienrelevant geworden, dass man schon einen Vollzug melden könnte. Das Thema ist ohnehin eine gesamtgesellschaftliche und medienpolitische Debatte und darüber hinaus bei ARD und ZDF eine finanzielle Frage, weil es eine Sendezeitverlängerung nicht gratis gibt.
 
Lesen Sie auf der folgenden Seite, vor welchen Herausforderungen der Kinderkanal derzeit noch steht und vor welche Probleme der Drei-Stufen-Test die Fernsehmacher stellt.