Schleuse© DWDL.de
Es hätte nicht mehr viel gefehlt und die Fotografen hätten den Aufstand geprobt: Der neue Ablauf der Preisverleihung brachte aber nicht nur sie, auch die schreibenden Kollegen inklusive der Fachpresse zur Verzweiflung. Rückblick: Bis zum vergangenen Jahr wurde im Anschluss an die Verleihung auf einer gemeinsamen Aftershow-Party gefeiert. Die Kollegen aus dem Boulevard bekamen ihre Jubel-Bilder direkt nach der Verleihung und die Statements der frischgebackenen Gewinner.  Auch das Feuilleton bzw. die Fachpresse hatte Zugang zu den Gesprächspartnern der Branche. Denn neben dem Glamour war der Deutsche Fernsehpreis immer auch ein Branchentreff.

Doch in diesem Jahr wurde der Ablauf geändert. Nach der Verleihung wurden die geladenen Gäste zum gesetzten Dinner gebeten. Journalisten hatten hier keinen Zutritt. Sie mussten eine gute Stunde im Foyer des Kölner Coloneum die Beine in den Bauch stehen bevor sie in einen geschaffenen "Kommunikationsbereich" gelassen wurden. Der klang schon im Vorfeld absurd und war es dann auch: Denn hier ging die Warterei dann weiter. Nur vereinzelt kamen die feiernden Stars durch eine Schleuse (Foto) vom Dinner rüber in jenen "Kommunikationsbereich" und wurden dabei natürlich jeweils überfallen von Fotografen und Journalisten, die inzwischen Stunden gewartet hatten und froh waren über jeden, der überhaupt greifbar war.



Erst weit nach Mitternacht, nach 1 Uhr, füllte sich dann der "Kommunikationsbereich". Kurioserweise folgte dann jedoch umgehend das vom Veranstalter verordnete Arbeitsende für die Journalisten. Kamera-Teams und Fotografen wurden hinauskomplimentiert. Nicht wenige davon waren sauer: Jubelfotos und Statements von den Gewinnern wie in früheren Jahren und sonst jeder Preisverleihung - sie waren diesmal kaum möglich. Und die ohnehin schon deutlich reduzierte Zahl von Journalisten beschwerte sich ebenfalls einhellig darüber, dass ein vernünftiges Arbeiten so kaum möglich sei, wenn sich Gespräche nicht mehr planen lassen, weil man nicht an seine Gesprächspartner heran kommt.

Doch es waren nicht nur die Journalisten, die unzufrieden sind. Auch die Stars: Nach drei Stunden Aufzeichnung im Studio hatte manch einer nun wirklich keine Lust auf das angeordnete gesetzte Dinner, doch per Durchsage im 30-Sekunden-Takt wurden die geladenen Gäste nach dem Ende der Aufzeichnung aufgefordert endlich ihre Plätze einzunehmen für das Dinner. Nicht wenigen hätten sich lieber ein Bier an der Bar genehmigt. Lange genug gesessen hatte man ja. Aber der Deutsche Fernsehpreis will mehr Glamour - daher ein gesetztes Dinner. Ob das allein aber für mehr Glamour sorgt wenn gleichzeitig immer mehr große Namen im Fernsehgeschäft der Veranstaltung fern bleiben? Zweifelhaft. Und mit der Boulevard-Presse hat man es sich auch verscherzt. Keine gute Bilanz.