Bettina, Du bist seit 13 Jahren in Los Angeles und berichtest für deutsche Medien. Raubt dieser Job Illusionen?

Natürlich, ja.

Was macht den Job dann so interessant, dass man mit Leidenschaft dabei bleibt?

Er ist super spannend. Und machen wir uns doch nix vor: Wir machen Entertainment. Das ist keine Quantenphysik und wir verändern damit auch nicht die Welt. Wir bieten den Menschen Unterhaltung.

Was ist die wichtigste Eigenschaft einer freien Auslandskorrespondentin?

Man darf definitiv kein Heimweh haben (lacht). man muss auch damit leben können eine Zeit lang von der Familie getrennt zu sein und auch damit, dass man nicht mal eben zum Chef ins Büro gehen kann um die Projekte zu besprechen. Man ist eben weiter weg von Kollegen. Man muss sofort sehr selbstständig arbeiten können.

 

 

Was war dann Deine erste Erkenntnis im Job?

Wie wichtig es ist, die Entertainment-Sprache von LA zu sprechen.

Die Entertainment-Sprache von LA?

Du hast es ja selbst sicher schon erlebt: Hey Sweetie, hey Darling, nice to see you, how are you, you look amazing und so etwas. Das kostet am Anfang schon Überwindung bis man merkt, wie es die anderen meinen und schon geht es einem als Floskel leichter über die Lippen. Man muss bereit sein, schmeicheln zu können. Das darf Dir nichts ausmachen. Ich spreche zuhause und privat natürlich nicht so. Aber den Schalter im Kopf muss man umlegen können und wollen.

Jetzt gibt es in Deutschland viele selbsternannte Promi-Expertinnen und -Experten. Wie hebt man sich da ab?

Ich beschäftige mich seit 13 Jahren mit Hollywood-Stars. Ich kenne sie privat oder weiß wer wo wohnt, ich kenne ihre Hauspaparazzi, treffe sie auf diversen Partys, habe sie beim Shoppen gesehen oder habe schon bei Ihnen zuhause gedreht. Ich kenne ihr Lebensumfeld. Das ermöglicht mir, die echten Informationen von vielen Gerüchten zu trennen, die einfach nicht stimmen können, wenn man den jeweiligen Promi kennt und es wirklich einschätzen kann.

Gibt es unter den deutschen Kollegen in Los Angeles eher Konkurrenz oder Kollegialität?

Wir buhlen nur sehr selten um die gleichen Kunden. Das groovt sich schon ein. Da entstehen Freundschaften. Man trifft sich hin und wieder mal zum essen. Und dann gibt es so einen gemeinsamen Knotenpunkt hier in LA: Wir nutzen meist alle die gleiche Kamerafirma, Jurifilm. Da buchen wir meistens die Kameramänner, weil es einfacher ist mit deutschen Kameramännern zu arbeiten. Und die schmeissen im Sommer öfters mal ein Barbecue und dann sitzen ARD, ZDF, RTL und Sat.1 beisammen und feiern. Das Wort Konkurrenz passt in diesem Zusammenhang dann nicht.

Aber das klingt mir jetzt etwas zu romantisch. Journalisten, Reporter, die nicht um die Storys kämpfen?

Nun, wir reden natürlich nicht über unsere Drehs, also nicht über die Story, die man gestern gecovert hat und auch nicht über die, die man morgen plant. Das behält man erstmal für sich. Eine Woche später, wenn der Beitrag in Deutschland dann ausgestrahlt wurde, kann man darüber reden. Dann ist das kein Problem.