Die Mitteilung kam am Freitag kurz nach 11 Uhr. Was schon seit Tagen spekuliert und von diversen Stellen inoffiziell berichtet wurde, bestätigt der Verlag Gruner + Jahr jetzt auch offiziell. Die seit ihrer Gründung verlustreiche "Financial Times Deutschland" sowie alle dazugehörigen Marken, Titel und Onlineaktivitäten werden eingestellt. Die letzte Ausgabe der "FTD" wird, wie ebenfalls bereits durchgesickert war, am 7. Dezember 2012 erscheinen. Man habe sich bis zuletzt "intensiv aber ohne Erfolg" bemüht, einen Käufer für die FTD zu finden und so den Titel und die Arbeitsplätze im Markt zu erhalten. Auch eine Fortführung als Online-Titel habe der Verlag zwischenzeitlich erwogen, jedoch nach ausgiebiger Prüfung dafür keine Chance auf Erfolg gesehen.

"'Die Financial Times Deutschland' war eines der ambitioniertesten journalistischen Projekte der vergangenen Dekade. Es geht ein bedeutendes Kapitel deutscher Publizistik zu Ende. Gruner + Jahr und seine Gesellschafter haben sich zwölf Jahre lang mit Leidenschaft und Ausdauer für diesen Titel stark gemacht", so Julia Jäkel, Vorstand Gruner + Jahr Deutschland. Aber: "Die 'Financial Times Deutschland' schreibt seit ihrer Gründung im Jahr 2000 Verluste. Vor diesem Hintergrund sehen wir keinen Weg, die 'Financial Times Deutschland' weiter zu betreiben." Für das Anlegermagazin "Börse Online" sowie das Monatsmagazin "Impulse" wird derzeit noch die Möglichkeit eines Verkaufs beziehungsweise die Fortführung mittels Management Buy-Out geprüft. Sollten die Gespräche nicht zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, ist auch für diese Titel die Einstellung geplant.

Das Magazin "Capital" bleibt erhalten und soll künftig inklusive der dazugehörigen Marken, Titel und Onlineaktivitäten am Standort Berlin neu positioniert werden und eine stärker wirtschaftspolitische Ausrichtung erhalten. Steffen Klusmann habe sich laut Verlagsangaben zur Verfügung gestellt, "Capital" noch für eine Übergangsphase zu führen, um die Entwicklung des neuen Konzepts zu ermöglichen. "'Capital' ist eine starke Marke und seit 50 Jahren Bestandteil unseres publizistischen Profils", so Jäkel. "Darauf wollen wir aufbauen und so das Wirtschaftssegment bei Gruner + Jahr erhalten." Die Fortführung von "Capital" werde jedoch "abhängig vom neuen Heftkonzept voraussichtlich mit einer verkleinerten Redaktion erfolgen".  Auch "Business Punk" soll künftig am Standort Berlin fortgeführt werden. Ebenfalls bestehen bleibt die Corporate Publishing-Einheit Fact & Figures.

Betroffen von der Einstellung der "Financial Times Deutschland" sind letztlich mehr Mitarbeiter als bereits spekuliert wurde. Insgesamt sind 258 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der G+J Wirtschaftsmedien in Hamburg, 42 in Frankfurt und 14 in weiteren Außenbüros von den Veränderungen betroffen.  Gruner + Jahr wird für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen mit den Betriebsräten einen Sozialplan verhandeln. In den angrenzenden Verlagsbereichen (Media Sales, DPV, Corporate Services) sind rund 50 weitere Mitarbeiter unmittelbar oder mittelbar betroffen. Hier sollen die Strukturen und Kosten den Veränderungen bei den G+J Wirtschaftsmedien angepasst werden. Fluktuation, also z.B. Altersteilzeit oder auslaufende Befristung, soll dabei im Vordergrund stehen.

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