Von einem "Chaos bei der 'Tagesschau'" schreibt die "Bild"-Zeitung am Mittwoch und berichtet auf ihrer Titelseite, dass das neue Studio der ARD-Nachrichtensendung mehr als 20 Millionen Euro kosten würde. Das Blatt bezieht sich zudem auf einen nicht näher genannten Insider, wonach sich die Kosten sogar auf bis zu 40 Millionen Euro belaufen könnten. Damit wäre das neue "Tagesschau"-Studio deutlich teurer als der komplette ZDF-Neubau, den sich die Mainzer vor wenigen Jahren 30 Millionen Euro kosten ließen. In einem Statement hat der NDR nun erstmals die Kosten beziffert: 23,8 Millionen Euro seien für die Erneuerung des Studios vorgesehen, teilte der Sender mit.

"Dieser Kostenrahmen wird auch heutiger Sicht eingehalten", so NDR-Sprecher Martin Gartzke. Dies habe er der "Bild" auch mitgeteilt - ebenso, dass die Investitionen weniger als 25 Millionen Euro inklusive der notwendigen Schulungen betragen würden, betonte Gartzke. Und doch scheint derzeit noch nicht alles nach Plan zu laufen. Ein "leitender ARD-Mitarbeiter" wird von "Bild" mit den Worten zitiert: "Die gelieferte Software funktioniert in der Anwendung genauso wenig wie das Zusammenspiel zwischen Studiotechnik und Grafik. Damit war nicht zu rechnen. Das ist alles nicht havariefest." Zudem würden auch die Touchscreens Probleme bereiten.

Schwierigkeiten musste in diesem Zusammenhang nun auch der NDR zugeben. "Es zeichnet sich ab, dass das Studio deshalb nicht ganz so schnell auf Sendung gehen wird, wie die Beteiligten sich das wünschten." Doch als problematisch erachtet man das nicht - zumal die Nutzungsdauer bei mindestens zehn Jahren liege, in denen das Studio 24 Stunden am Tag an sieben Tagen pro Woche in Betrieb sein wird. "Angesichts dieses langen Nutzungszeitraums ist die Frage unerheblich, ob das neue Studio einige Zeit früher oder später startet", sagte Gartzke. Noch im Januar hatte ARD aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke im "Tagesschau"-Blog davon gesprochen, das neue Studio "Ende dieses Jahres" in Betrieb nehmen zu wollen.

Dazu wird es nun mit Sicherheit nicht kommen. "Das neue Studio wird erst in Betrieb gehen, wenn alle Arbeitsabläufe zu hundert Prozent sitzen", betonte der NDR-Sprecher am Mittwoch. Man habe "aus guten Gründen" bislang keinen genauen Termin genannt. "Es gibt keinerlei Zeitdruck, Genauigkeit geht vor Schnelligkeit." Der NDR widersprach der "Bild"-Zeitung auch in Bezug auf die Meldung, dass die "Tagesschau" künftig angeblich "mehr moderierende Elemente" bekommen soll. Gartzke: "Geradezu unsinnig wäre es im Übrigen, angesichts des großen Erfolgs der 'Tagesschau' das bewährte Sprecherprinzip aufzugeben. In diesem Fall zitiert 'Bild' mich vollkommen korrekt mit: 'Alles Quatsch!"

Die "Bild"-Zeitung hatte Talkshow-Moderatorin Anne Will in diesem Zusammenhang mit einem Wechsel zur "Tagesschau" in Verbindung gebracht. Auch das stimme nicht. "Es gibt keine Entscheidung über die Zukunft der Talkshows. Es gibt auch - anders als von 'Bild' behauptet - keinen Auftrag an eine Intendantin oder einen Intendanten, für Anne Will eine andere Beschäftigung zu suchen; sie moderiert ihre Sendung außerordentlich erfolgreich", heißt es von Seiten des Senders. Und überhaupt: Warum Anne Will, die einst die "Tagesthemen" moderierte, plötzlich als Sprecherin der "Tagesschau" fungieren sollte, erscheint wenig durchdacht. Über ein Aus eines der ARD-Talks wird dennoch weiter spekuliert. Bis diese Frage geklärt sein wird, dürfte aber immerhin schon das neue "Tagesschau"-Studio in Betrieb sein.