Bevor in knapp zwei Wochen der Deutsche Fernsehpreis verliehen wird, sind nun in Berlin die Nominierten bekanntgegeben worden. Und man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass vor allem die Nominierten in der Kategorie Beste Unterhaltung Doku / Dokutainment so manche Diskussion hervorrufen werden. Auf eine Auszeichnung kann nämlich die RTL II-Soap "Berlin - Tag & Nacht" hoffen, die sich innerhalb der vergangenen beide Jahren zum echten Überflieger im Vorabendprogramm entwickelte und mit der geschickten Facebook-Einbindung einen innovativen Kniff schaffte, dem zwischenzeitlich sogar das Soap-Urgestein "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" nacheiferte.

Zusammen mit "Berlin - Tag & Nacht" ist außerdem das umstrittene ZDFneo-Format "Auf der Flucht - Das Experiment" für den Fernsehpreis nominiert. Die Sendung hatte kürzlich zahlreiche Kritiker auf die Matte gerufen, weil der Sender angeblich versuche, aus der Flucht ein Event zu machen, kritisierte etwa die Hilfsorganisation ProAsyl. Die erfolgreiche Vox-Reihe "Shopping Queen" ist als drittes Format im Rennen um den Fernsehpreis. Ungleich weniger Diskussionen dürften die Nominierten für die Königskategorie Bester Fernsehfilm hervorrufen: Dort ist der ZDF-Spielfilm "Der Fall Jakob von Metzler" ebenso nominiert wie die Guttenberg-Satire "Der Minister", die Sat.1 im Frühjahr zeigte - beides übrigens Produktionen von UFA Fiction. Hoffen kann aber auch der ARD-Film "Operation Zucker".

Im Bereich der Mehrteiler dürfte die Wahl ebenso schwer fallen: Neben der Verfilmung von "Der Turm", die im Ersten große Erfolge feierte, sind auch die ZDF-Spielfilme "Das Adlon. Eine Familiensaga" und "Unsere Mütter, unsere Väter" für den Deutschen Fernsehpreis nominiert worden. Das Kriegsdrama fand in den zurückliegenden Monaten auch international große Beachtung und hat wohl nicht zuletzt deshalb die besten Chancen. Als Beste Schauspieler sind Robert Atzorn, Matthias Brandt, Volker Bruch, Tom Schilling, Lars Eidinger und Jan Josef Liefers nominiert, als Beste Schauspielerin können sich Alice Dwyer, Julia Jäger, Claudia Michelsen, Nadja Uhl und Susanna Wolff berechtigte Hoffnungen machen.

Im Serien-Bereich hat sich die Jury dagegen für eine etwas kurios anmutende Mischung entschieden: Hier ist neben dem Arte-Projekt "Zeit der Helden" auch die ARD-Vorabendserie "Hubert und Staller" nominiert - außerdem hat die gerade erst gestartete RTL-Sitcom "Christine. Perfekt war gestern!" Chancen auf eine Auszeichnung, auch wenn es sich dabei lediglich um die Adaption der amerikanischen Serie "The New Adventures of Old Christine" handelt. In der Kategorie Beste Unterhaltung Show buhlen sogar gleich drei Adaptionen um den Fernsehpreis: Die neue Tanzshow "Got to Dance", die im Sommer bei ProSieben und Sat.1 Erfolge feierte, tritt gegen die RTL-Tanzshow "Let's dance" an. Darüber hinaus ist auch die Sat.1-Castingshow "The Voice Kids" unter den Nominierten.

Während die Fernsehpreis-Jury in der Show-Kategorie also auf große Produktionen setzt, gehen mit Olli Dittrichs "Frühstücksfernsehen" und der ZDFkultur-Reihe "Götter wie wir" zwei kleine, aber überaus feine Formate an den Start. Auch die "heute-show" darf wieder auf eine Auszeichnung hoffen. Stefan Raab gehört ebenfalls dem Kreis der Nominierten an - allerdings in der für ihn ungewöhnlichen Kategorie Beste Information. Sein Polittalk "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen", den ProSieben in diesem Jahr mehrfach am späten Sonntagabend zeigte, tritt gegen das "Auslandsjournal XXL: Brasilien" und das RBB-Format "Thadeusz und die Beobachter" an. Ins Rennen um die Beste Dokumentation geht indes mit "Weltenbrand" die Abschieds-Reihe des ehemalige ZDF-Chefhistorikers Guido Knopp. "Weltenbrand" muss sich mit den Dokumentationen "Hudekamp - Ein Heimatfilm" (NDR) und "Kinder! Liebe! Hoffnung" (SWR) messen.

Auch die Kategorie Beste Reportage wird von den Öffentlich-Rechtlichen nominiert - mit "Abenteuer Leben Spezial: Das Hohe Haus der Republik - Hinter den Kulissen des Bundestages" könnte hier allerdings kabel eins den zweiten Fernsehpreis in der Sendergeschichte einheimsen. Nominiert ist aber auch die Amazon-Doku des Hessischen Rundfunks, die einige Schlagzeilen verursachte, sowie "Staatsgeheimnis Bankenrettung" (Arte/RBB) und zwei Filme der Reihe "Die Story im Ersten". Für die Beste Sportsendung ist Sky-Mann Kai Dittmann für seinen Kommentar beim Champions-League-Spiel zwischen Dortmund und Malaga ebenso nominiert wie Frank Buschmann, Jan Stecker und Florian Bauer für ihre Sat.1-Berichterstattung zum Super Bowl. Und auch das WDR-Magazin "sport inside" ist dabei.

Bleibt noch die Frage, wer in diesem Jahr den Publikumspreis sein Eigen nennen kann. Hier geht es diesmal um die Beste Nachrichtensendung, für die bis zum Tag der Verleihung abgestimmt werden kann. Nominiert sind die "Tagesthemen", das "heute-journal", "RTL aktuell" und die "Sat.1 Nachrichten", die seit wenigen Monaten von Marc Bator präsentiert werden. Wer darüber hinaus den Förderpreis gewinnt, soll am Abend des 2. Oktober bekanntgegeben werden - dann nämlich findet die Fernsehpreis-Gala im Kölner Coloneum statt. Zu sehen ist die von Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn präsentierte Show allerdings erst zwei Tage später in Sat.1, noch dazu erst um 22:15 Uhr. Eine Live-Übertragung scheint man sich erneut nicht zuzutrauen.

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