Im Sommer hatte Netflix in drei deutschen Städten zu Hintergrundgesprächen  gebeten, doch die Gespräche sollten nicht dazu dienen, Neuigkeiten zu verbreiten. Stattdessen wollte man Erwartungs-Management betreiben. Zuvor hatte DWDL.de schon über den Netflix-Irrtum und falsche Erwartungen geschrieben. Die indirekte Freischaltung des deutschen Angebots im Laufe des gestrigen Tages und die ersten Reaktionen darauf zeigen, wie wichtig das offenbar war. Netflix hat Deutschland erreicht und sorgt bei Serienfans, die schon einen Blick darauf werfen konnten, in erster Linie für etwas Ernüchterung.



Wer schon einen Netflix-Account besitzt, beispielsweise für das US-amerikanische Angebot, bekommt seit Sonntag beim Aufrufen von Netflix über den Browser, aber auch die vorhandenen Apps bereits Zugriff auf das deutsche Angebot des SVoD-Anbieters (Subscription-Video-on-Demand). In unserem Fall bot sich am Sonntagabend noch ein amüsanter Mix aus englischer Menüführung und Beschreibungstexten zu diversen Produktionen, die teils auf deutsch, teils auf englisch verfügbar sind. Andere Nutzer haben jedoch auch schon die eingedeutschte Menüführung nutzen können.

Die ersten Reaktionen in diversen Internet-Foren fallen angesichts des derzeit einsehbaren Angebots sehr zurückhaltend aus. Das Erwartungs-Management von Netflix hat diese potentiellen Kunden des Angebots nicht erreicht. Zugriff auf deutsche Produktionen wie „Sendung mit der Maus“, „Mord mit Aussicht“ „Lerchenberg“ oder „Stromberg“ sowie diverse Fernsehfilme und allerlei Comedy-Programme von Dieter Nuhr ist aus Netflix-Perspektive zwar eine nötige Ergänzung des Angebots, um sich lokal im deutschen Markt zu verankern. Doch - wie befürchtet - erhofften sich viele Nutzer etwas anderes: Im Grunde einfach Zugriff auf das US-Netflix inklusive des dortigen Serienangebots.

Doch diesbezüglich sieht es derzeit noch mau aus, allerdings ist zu bedenken: Dieser  derzeit nur über Umwege mögliche Zugriff auf das deutsche Netflix mag noch kein umfassendes und finales Bild des Angebots abgeben und darüber hinaus braucht der SVoD-Anbieter auch in den kommenden Wochen und Monaten ja noch Material, mit dem man nachlegen kann. Schon abrufbar sind, wie erwartet, in jedem Fall beide Staffeln der von Netflix selbst produzierten Gefängnisserie „Orange is the new black“ sowohl im englischen Original als auch in deutscher Synchronfassung. Auch ausgesuchte Live-Comedyprograme aus den USA sind dabei.

„House of Cards“ ist wegen der Lizenzierung an Sky in Deutschland nicht verfügbar, ebenso wenig wie die Netflix-Mafiaserie „Lillyhammer“. Auch die Serie „Fargo“, die vor weniger als einer Woche bei den Primetime Emmys als beste Miniserie ausgezeichnet wurde, fehlt noch. Sie soll nach DWDL.de-Informationen aber zeitnah folgen. Synchronisiert ist sie bereits. Eine gute Nachricht für Fans von US-amerikanischer Serienware deutet sich aber an: „The Walking Dead“ ist beim deutschen Netflix sowohl in der synchronisierten als auch der englischen Originalfassung verfügbar.

Angesichts des bereits durchgesickerten Zugangs zum deutschsprachigen Angebot dürfte der offizielle Startschuss für Netflix nicht mehr lange auf sich warten lassen und möglicherweise sogar an diesem Montag erfolgen. Für den 16. September hat der SVoD-Anbieter allerdings auch in Berlin zu einer Party eingeladen.