Im Jahr eins nach "Rising Star" will man bei RTL offenbar nichts dem Zufall überlassen und hat deshalb nicht nur zwei Castingshows mit Dieter Bohlen im Programm, sondern auch zwei Tanzshows mit Joachim Llambi. Und Motsi Mabuse. Und Jorge Gonzaléz. Und Daniel Hartwich. Und Sylvie Meis. Streng genommen musste sich RTL nur einen anderen Namen ausdenken für seinen "Let's dance"-Klon, der am Freitagabend auf dem - Sie ahnen es vermutlich schon - "Let's dance"-Sendeplatz Premiere feierte. Tatsächlich ist nichts von dem, was die Produktionsfirma ITV Studios (die bis zum vorigen Jahr 'Let's dance' produzierte) auf die Beine stellte, neu.

Der einzige Unterschied zum etwas glamouröseren Original besteht allenfalls darin, dass die Profitänzer nicht auf der Bühne stehen, sondern echte Paare trainieren, die mal mehr, mal weniger prominent sind. Dahinter steht vermutlich die Hoffnung, dass vor laufender Kamera mal so richtig die Fetzen fliegen. Beim dreistündigen Auftakt erfüllte sich diese Hoffnung allerdings nicht. Stattdessen zeigten sich "Bachelorette" Anna und ihr Freund (weniger prominent) von Kopf bis Fuß verliebt und auch Designerin Natascha Ochsenknecht (etwas mehr prominent) erklärte ihre Beziehung nach dem frühen Ausscheiden am Ende der ersten Sendung erst mal nicht für beendet. Etwas aus dem Rahmen fielen allenfalls Schauspielerin Mimi Fiedler ("Ich hab neue Möpse") und Ex-Fußballer Mario Basler ("Was soll ein Mann denken, wenn er das erste Mal eine schöne Frau sieht? Vögeln!").

Trotz dieser wenig philosophischen Liebesbekundung war Basler so etwas wie der heimliche Star von "Stepping Out", wie dieses andere "Let's dance" übrigens heißt. "Scheiden lassen wir uns nicht, weil wir nicht verheiratet sind", scherzte er schon vor seinem Auftritt, der gute Chancen hat, in die Geschichte der schlechtesten Tänze der Fernsehgeschichte einzugehen. "Du bist ein netter Kerl, aber du hast die falsche Studiotür gewählt", stänkerte der gut aufgelegte Joachim Llambi nach Baslers Zeitlupen-Cha-Cha-Cha. Noch härter ging er zuvor mit "GZSZ"-Star Felix von Jascheroff ins Gericht. Der habe "getanzt wie der buckelige Quasimodo" und sei "geschmeidig wie ein Nashorn". Das Problem sei, dass er ihm trotzdem einen Punkt geben müsse, so Llambi. Ein ähnlich strenges Urteil musste sich auch WDR-Koch Björn Freitag anhören, der sich so bewegte, als hätte er "gerade in der Küche ein Schwein filetiert". 

Auf den bissigen Chef-Juror war also Verlass – doch das war nach all den Jahren bei "Let's dance" natürlich keine Überraschung. Unfreiwillig lustig dagegen sein Versprecher nach dem Auftritt des ersten Paares: "Wenn ein Promi dabei wäre..." sagte er – obwohl er eigentlich Profi meinte. Doch auch so mancher Profi hatte seine Probleme mit den Promis: "Ich kenne sie beide nicht, aber ich werde sie googeln", sagte der Trainer des Schauspieler-Paares Mimi Fiedler und Bernhard Bettermann erstaunlich ehrlich. Und sonst? Fast schon krampfhaft versuchten Moderatoren und Juroren zu vermeiden, Parallelen zu "Let's dance" zu ziehen, was jedoch nicht immer gelang und angesichts der derart offensichtlichen Gemeinsamkeiten sowieso nicht nötig gewesen wäre.

Ohnehin wäre eigentlich die ganze Sendung nicht nötig gewesen, schließlich fährt RTL mit dem Original schon seit Jahren gut und läuft durch die dreiste Kopie Gefahr, die Abnutzung zu forcieren. Dass die Tanzfläche rund und der Hintergrund aus einer LED-Wand besteht, sind dann auch beinahe schon die einzigen Stellschrauben, an die man sich für "Stepping Out" wagte. Selbst die Moderationen waren über weite Strecken hinweg vorhersehbar. Doch während sich Daniel Hartwich wenigstens noch die Mühe machte, die eine oder andere Spitze zu setzen, verharrte Sylvie Meis vom Anfang bis zum Ende im gewohnten Moderationsroboter-Modus. "Wie geht’s?" und "Wollt ihr wirklich weitermachen?" waren schon die aufregendsten Fragen, die Meis im Laufe der drei Stunden auf ihren Moderationskärtchen fand.

Ohne Spontaneität und Esprit führte sie durch die Show, sodass RTL gut daran getan hätte, sich zumindest bei der Besetzung der Co-Moderatorin etwas zu wagen. So aber mutierte "Stepping Out" über weite Strecken hinweg zum Inbegriff für die lähmende Angst eines taumelnden Marktführers, der alles tut, um sein Publikum nicht mit unnötig viel Ungewöhnlichem zu stören. Handwerklich gut gemacht und durchaus unterhaltsam, aber leider erschreckend uninspiriert. Das fiel übrigens auch den Machern der reichlich verstörenden Comedy-Rankingshow "Mirjas wilde 13" auf, die im Anschluss an "Stepping Out" Premiere feierte. Die kleine Schnecke, die neben Mirja Boes durch die Sendung führte, brachte die Ähnlichkeiten zu "Let's dance" ziemlich auf den Punkt: "Das war wie wenn man sagt: Micaela Schäfer läuft nicht mehr nackt rum – sie trägt jetzt eine Brille."