Die Naturkatastrophen 2011 haben die Aufmerksamkeit internationaler Medien kurzfristig auf Japan gelenkt. Aber grundsätzlich richtet sich der Fokus deutscher Medien eher auf China als auf andere asiatische Länder. Ein schwieriges Feld für Auslandskorrespondenten, die trotzdem versuchen müssen, ihre Themen zu platzieren.

Schon seit über zehn Jahren wohnt Sonja Blaschke in Tokio und berichtet überwiegend über Japan, aber auch über Taiwan und Südkorea. Zu den Auftraggebern der 38-Jährigen gehört die "Neue Zürcher Zeitung", die ARD sowie die Deutsche Welle. Obwohl deutsche Medien in Japan einen guten Ruf haben, bekommen englischsprachige den Vorzug, wenn es etwa um Interviews mit Ministern oder gar dem Premier geht. Ähnlich geht es Blaschke auch mit ihren eigenen Themen: "Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl, welche Themen gut gehen und in den meisten Fällen werden sie akzeptiert", sagt sie.

Gut gehen vor allem Themen, die nah am "gängigen Japanbild" sind wie etwa Cosplay, Manga und Anime. "Wenn ich ein Thema nicht platziert bekomme, dann liegt es meist daran, dass die Redaktion Japan/Ostasien als 'zu weit weg' für die Leser empfindet", weiß die Korrespondentin. "Redaktionen könnten für mein Empfinden den Lesern mehr Neugierde und Offenheit zutrauen." Nach elf Jahren im Land wird Sonja Blaschke immer wieder davon überrascht, wie groß die Ähnlichkeiten zwischen Japan und Deutschen doch sind. "Ernsthaft, zuverlässig, fleißig - das verbindet die beiden Länder charakterlich sehr", sagt sie. "Was nicht heißt, dass es nicht auch massive Unterschiede gibt. Deutsche kommunizieren extrem direkt - und machen sich damit in Japan keine Freunde." Blaschke merkt aber auch, dass "die Klappe beim japanischen Gegenüber zugeht", weil da ein Ausländer eine Anfrage stellt oder ein Interview führt. "Dann ist es meine Aufgabe, die Person so weit zu beruhigen und Vertrauen aufzubauen, dass es doch möglich ist, ein Gespräch zu führen und Informationen zu bekommen. Die meisten sind erstmal erleichtert, wenn sie merken, dass sie mit mir auf Japanisch sprechen können", erzählt die Japan-Korrespondentin. Neben Japanisch spricht die studierte Kulturwirtin auch Spanisch, Englisch und Französisch fließend und daneben auch Chinesisch und Russisch.

Druck auf japanische Medien

Journalisten haben in Japan aber grundsätzlich ein gutes Ansehen. Nur um die Pressefreiheit war es in dem Land schon einmal besser bestellt: Die Konservative Abe-Regierung übt vor allem auf japanische Medien Druck aus, die sich teilweise aber auch selbst zensieren. Auslandskorrespondenten werden, so Blaschke, durchaus auch mal zum Mittagessen eingeladen, um "ihnen die richtige Deutung bestimmter Dinge nahezubringen, etwa zu Thema Trostfrauen (Zwangsprostituierte im Zweiten Weltkrieg), die die jetzige Regierung gerne beschönigend dargestellt sehen möchte."

Japanerinnen in der Arbeitswelt und die Balance zwischen Familie und Arbeit ist das Thema, mit dem sich Sonja Blaschke seit drei Jahren überwiegend beschäftigt. Denn in Japan schwanger zu werden, ist häufig gleichbedeutend mit dem Ende der Karriere. Oder die Frauen werden schon während der Schwangerschaft oder danach gemobbt, bis sie schließlich ihre Stelle aufgeben oder unter schlechteren Bedingungen weiterarbeiten.

Das interessiert auch die Redaktionen in Deutschland, wie zuletzt das ZDF-"Auslandsjournal", und wird eigentlich immer nachgefragt und dann auch angenommen. Ansonsten interessieren sie sich vor allem für aktuelle Themen wie etwa eine Girlband, die im Lolita-Style auftritt, oder die Rücktrittserklärung des japanischen Kaisers. "Redakteure kennen ihr Produkt am besten, sind sicher näher am Durchschnittsleser dran sind als ich", sagt Blaschke. Deshalb schätzt sie das gemeinsame Brainstormen mit den Heimatredaktionen. "Wenn ich das Gefühl habe, dass mir ein Thema zu arg zugespitzt ist, dann ist es meine Aufgabe, das entsprechend zu erklären und darzulegen, warum ich das übertrieben/unpassend finde und einen besseren Vorschlag zu machen."

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