Ein Mann meldet sich bei der Feuerwehr und berichtet von dichtem schwarzem Qualm, der aus einer Lagerhalle in die Höhe steigt. Jetzt muss für den kompletten Löschzug der Zentralen Feuer- und Rettungswache in Gelsenkirchen alles ganz schnell gehen: Die Jacken anziehen, die Feuerleiter nach unten rutschen, den Motor anlassen und dann nichts wie hin zum Ort des Geschehens, an dem zu allem Überfluss auch noch ein Mann vermisst wird. Die bedrohlich anmutende Musik im Hintergrund lässt erahnen, dass die Lage ernst ist. 

Das sind die ersten Szenen einer neuen Doku-Reihe, die das WDR Fernsehen von diesem Montag an ins Programm nimmt. "Feuer und Flamme" heißt sie, und damit der geneigte Zuschauer auch versteht, was er sieht, hat der Sender sein Format sicherheitshalber noch mit dem Untertitel "Mit Feuerwehrmännern im Einsatz" versehen. Wer jetzt unweigerlich an Daytime-Sendungen der Privaten denkt, kann sich entspannen, denn mit dem "Blaulicht-Report" oder "Auf Streife" hat "Feuer und Flamme" allenfalls das Setting gemein.

Hier sind nämlich nicht nur die Einsatzkräfte echt, sondern auch die Fälle. Und die gehen oft sogar dann unter die Haut, wenn die Rettungsaktion längst nicht so spektakulär verläuft wie im Falle der brennenden Lagerhalle. Ein kokelnder Toaster reicht bereits, um den Zuschauer vor dem Fernseher zu packen. Das hat mehrere Gründe: Einer ist auf die Produktion zurückzuführen, für die der WDR und die mit Grimme- und Fernsehpreis ausgezeichneten Produzenten von SEO Entertainment einen ungemein großen technischen Aufwand an den Tag legten.

Knapp 1.000 Stunden Material sind über den Zeitraum von fünf Monaten entstanden, in dem nicht einfach nur ein Kamerateam den Feuerwehr-Alltag begleitete. Realistisch kommt "Feuer und Flamme" insbesondere deshalb daher, weil die Feuerwehrleute mit sogenannten Bodycams ausgestattet wurden, also mit am Körper befestigten Aufnahmegeräten – so wie das auch im belgischen Vorbild der Fall ist, das dem internationalen Markt als "Local Heroes" angeboten wird.

Glaubhaft und packend

All das wäre aber nur halb so gut, wären da nicht diese wahnsinnig sympathische Truppe, die die Macher der Doku-Reihe inmitten des Potts ausfindig gemacht hat. Von den rund 100 Feuerwehrmännern der Wache 2 kommen während und nach ihren Einsätzen insgesamt zehn zu Wort und geben einen erstaunlich offenen Einblick in ihre Arbeit, aber auch in ihr Seelenleben. Das machen sie derart glaubhaft und packend, dass es zu keinem Zeitpunkt einen Erzähler braucht.

Feuer und Flamme© WDR/Max Kohr

Auf diese Weise wird das Publikum auch mit alltäglichen Fällen emotional in all die großen und kleinen Geschichten des Lebens hineingezogen. Etwa, wenn ein alter Mann Hilfe benötigt, weil er im Badezimmer gestürzt ist, oder wenn sich ein junger Familienvater nach einem Zusammenbruch weigert, ins Krankenhaus zu gehen, weil heute doch eigentlich Schalke spielt. Hier lässt sich nicht nur erahnen, sondern regelrecht spüren, wie viel Einfühlvermögen die tägliche Arbeit der Einsatzkräfte erfordert.

Damit die Zuschauer überhaupt so dicht dran sein können, war übrigens auch abseits des Drehs ein ganzes Stück Arbeit nötig, schließlich galt es, von allen im Bild erkennbaren Personen Einverständniserklärungen einzuholen. Diese Mühe und das Sichten des Materials haben sich jedoch gelohnt. "Feuer und Flamme" ist starkes und modernes Doku-Fernsehen, dem das gelingt, was viele Formate nur vergeben zu sein: Es ist im besten Sinne authentisch. Und so viel mehr als nur Tatü-Tata.

Das WDR Fernsehen zeigt "Feuer und Flamme" montags um 20:15 Uhr.