Es ist davon auszugehen, dass es in den kommenden Monaten noch so einige Masken- und Kostümshows im deutschen Fernsehen zu sehen geben wird. "The Masked Singer" hat vorgemacht, was mit einem schrägen Format alles drin ist. Die neue RTL-II-Sendung "Wild im Wald" ist allerdings keine Reaktion auf die starke ProSieben-Show, wurde sie doch bereits Anfang des Jahres angekündigt - da hatten in Deutschland wohl nur die allerwenigsten überhaupt schon von "The Masked Singer" gehört. 

Ein so großer Erfolg wie die Musikshow wird "Wild im Wald", das auf dem britischen "Wild Things" basiert und bereits in mehreren Ländern adaptiert wurde, wohl nicht, sehenswert ist es trotzdem. Das Format besticht allen voran durch Skurrilität, Schnelligkeit und ein gehöriges Maß an Selbstironie. Als im ersten Spiel sechs Teilnehmer in übergroßen Tierkostümen durch einen Hindernis-Parcours straucheln, um ins Ziel, den Wald, zu gelangen, heißt es aus dem Off: "Die sind weiter entfernt vom Wald als RTL II vom Grimme Preis". 

Das zieht sich durch die ganze Sendung, in der man schon nach drei Minuten voll drin ist, weil sich die Macher von Banijay Productions Germany nicht mit einem allzu langen Vorgeplänkel aufhalten, sondern direkt das erste Spiel starten. Von den sechs Teilnehmern scheiden gleich zu Beginn zwei aus, die restlichen vier Kämpfen in weiteren Spielen um den besten Platz im Finale. 

Dass nicht viele Erklärungen nötig sind, liegt aber auch im Konzept der Sendung. Ziel ist es, möglichst viele Punkte zu sammeln, um im Finale einen Vorteil zu haben. Die in den Tierkostümen steckenden Teilnehmer müssen Hindernis-Parcours überwinden und werden dabei von gigantischen Hummeln angegriffen oder rutschen auf Baumstämmen aus. Sie treten allerdings nicht alleine an, in ihren Kostümen können sie nämlich nichts sehen. Ihnen zur Seite steht ihr Partner, der oder die sie durch die Parcours lotst und dann eben auch Stromschläge erhält oder sich mit Fake-Eidotter übergießen lassen muss, wenn man als Team verliert. 

Ein bisschen wie damals bei "Takeshi"...

Durch den Off-Sprecher, die Kostüme und die Skurrilität der Aufgaben ist "Wild im Wald" tatsächlich recht ungewöhnlich für das deutsche Fernsehen. Das ist wohl auch der Grund, weshalb RTL II die Sendung um 21:15 Uhr und nicht schon eine Stunde früher zeigt. Streckenweise erinnert das Format an "Takeshi's Castle", wo es auch selten normal und ruhig zuging. Zwischen den Spielen erklärt Sonja Zietlow, was als nächstes ansteht. Das braucht es nicht wirklich, engagiert wurde sie aber wohl vor allem für das Augenzwinkern. Ihre ironische Art kennen die Zuschauer bereits bestens aus dem Dschungel - und die funktioniert auch hier im Wald. 

Als es schließlich zum Finale kommt, leisten sich die Macher einen Fauxpas, der verhindert hätte werden müssen. So erklärt man das letzte Spiel schlicht falsch. Aus dem Off wird der Eindruck erweckt, dass alle verbliebenen Teilnehmer in den Tierkostümen so schnell wie möglich einen Parcours überwinden müssen, um zu ihrem Partner zu kommen. Der Gewinner erhalte dann 5.000 Euro und eine Reise. Das hätte aber alle vorherigen Spiele obsolet gemacht. Tatsächlich durfte das punktbeste Team zuerst ran - ein entscheidender Vorteil, weil die anderen Teams später die Verfolgung aufnehmen mussten. 

Finale falsch erklärt

Das Finale erklärt sich zwar nach kurzer Zeit von selbst. Wenn es zuvor aber falsch erklärt wurde, ist das ärgerlich. Unterhaltsam ist es natürlich trotzdem, wenn die "Ranger", also die Teilnehmer ohne Tierkostüm, ihre Partner durch das mit Hindernissen vollgestellte Gebiet leiten müssen - dabei aber auch immer nur das sehen, was der Teilnehmer im Kostüm sieht. So steht die übergroße Ente sekundenlang am Buzzer und damit ganz knapp vor dem Sieg - und schafft es trotzdem nicht, ihn zu betätigen. Da ist es nur allzu verständlich, dass die Nerven oft blank liegen und sich die Teilnehmer gegenseitig ankeifen. 

Vor einigen Wochen suchte RTL II im Wochenend-Programm nach dem "Perfekten Kindergeburtstag". Gefunden hat man ihn nicht, die Quoten des Formats waren desaströs. Mit ein wenig Verzögerung hat man mit "Wild im Wald" nun doch noch einen sehr unterhaltsamen Kindergeburtstag gefunden. Wenn Dachs, Eule, Huhn, Fuchs, Ente und Eichhörnchen im Blindflug über drehende Böden laufen müssen, sich dabei gegenseitig schubsen und alle wild durcheinander schreien, könnte das eben auch auf der Geburtstagsfeier eines Zehnjährigen passieren. "Wild im Wald" hält genau das, was der Titel verspricht. 

RTL II zeigt noch drei weitere Folgen von "Wild im Wald" am Montagabend ab 21:15 Uhr.