2005 hat London den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2012 erhalten. Und nach vielen Jahren der Vorbereitung ist es am kommenden Freitag endlich so weit: Die Spiele der XXX. Olympiade, wie die Veranstaltung offiziell heißt, werden in der britischen Hauptstadt eröffnet. Bei einem Großereignis wie diesem ist es natürlich geradezu unvermeidlich, dass sich im Vorfeld einige Pannen ereignen – und sich manch einer die Frage stellt, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen ist, eine sportliche Großveranstaltung wie diese in eine Metropole zu holen, die ohnehin schon tagtäglich am Rande des Verkehrszusammenbruchs steht.

Der Stoff bietet sich als Satire geradezu an, was sich auch die Verantwortlichen in der Comedy-Abteilung der BBC gesagt haben. Und grünes Licht für „Twenty Twelve“ gaben. Die halbstündige Serie, welche im vergangenen Jahr auf BBC Four Premiere gefeiert hat, bevor sie mit der zweiten Staffel auf BBC Two umgezogen ist, handelt vom (fiktiven) Olympic Deliverance Committee (ODC), welches für die konkrete Umsetzung der hochfliegenden Olympia-Pläne verantwortlich ist. Wieviele Athleten kommen auf eine Toilette? Wie findet man das passende Audio Logo für die Spiele? Und was fängt man bloß mit den ganzen Stadien an, wenn Olympia wieder vorbei ist? Das sind nur einige der Fragen und Probleme, mit denen sich die Damen und Herren des ODC auseinandersetzen müssen.

Angeführt wird das Team von dem an sich unerschütterlichen Ian Fletcher, Head of Deliverance, der auch noch den größten Katastrophen und Missgeschicken etwas Positives abzugewinnen versucht. Sein liebster Satz, der manchmal fast eine Art Mantra zu sein scheint, lautet dementsprechend auch: „So, this is all good!“ Verkörpert wird Ian von Hugh Bonneville, der für seine Leistung in dem ITV-Hit „Downton Abbey“ gerade erst für einen Emmy als bester Hauptdarsteller in einer Dramaserie nominiert worden ist. In „Twenty Twelve“ erweist sich Bonneville jedoch auch – dank perfekten Timings und stoischer Ausstrahlung – als Komödiant erster Güte.

Auch sonst ist die Besetzung von „Twenty Twelve“ durchweg hochklassig: Die übrigen Mitarbeiter des Teams werden von Jessica Hynes („Spaced“), Amelia Bullmore („Suburban Shootout“, „Ashes to Ashes“), Karl Theobald („Primeval“), Vincent Franklin („The Thick of It“) und Olivia Colman („Die eiserne Lady“) gespielt. Als Sprecher fungiert der ehemalige „Doctor Who“-Hauptdarsteller David Tennant.

Angelegt ist „Twenty Twelve“ nämlich als eine Mockumentary, also eine vermeintliche Dokumentation. Dabei werden die Spielsequenzen nicht nur (wie in „The Office“ beziehungsweise „Stromberg“) immer wieder von kurzen Interviews mit den Figuren unterbrochen, sondern sind auch mit dem betont sachlich-nüchternen Voice-Over-Kommentar von David Tennant unterlegt, der die Absurdität und Komik vieler Begebenheiten erst richtig zur Geltung bringt. So ist, als Ian und sein Team sich in der zweiten Folge mit dem Bus verfahren, während sie eigentlich einer brasilianischen Delegation das Olympische Dorf zeigen wollen, zu hören: „It's ten past twelve, which means that despite the benefits of satellite technology, they are now officially late. And Ian has made an executive decision... to buy a map.“

Der Fokus von „Twenty Twelve“ liegt durchweg auf dem beruflichen Schlamassel, in dem die Figuren stecken. Ihr Privatleben, wie beispielsweise Ians zunehmend implodierende Ehe, wird nur am Rande miterzählt. In Sachen Kompetenzgerangel und (karrierebezogene) Eifersüchteleien ähnelt „Twenty Twelve“ als Büro-Comedy natürlich „The Office“. Ein durchaus bedeutender Unterschied ist allerdings: anders als in „The Office“ (oder „Stromberg“) geht es in „Twenty Twelve“ um etwas. Es ist eben nicht nur eine Papierfabrik oder eine Versicherung, sondern es sind die Olympischen Spiele, die hier organisiert werden, wodurch sich eine völlig andere Fallhöhe ergibt. Wenn hier etwas schief läuft, dann blamiert man sich nicht nur vor den Kollegen, sondern unter Umständen vor der gesamten Weltöffentlichkeit. Nicht zuletzt genau dieser Gegensatz – aus banalem, für jeden Zuschauer wiedererkennbarem Büro-Alltag und einem außergewöhnlichen Once-in-a-Lifetime-Ereignis – ist es, der „Twenty Twelve“ so amüsant macht.