Boardwalk Empire© Home Box Office Inc.
Wer am Sonntagabend im Nokia Theater in Downtown Los Angeles tatsächlich als strahlender Sieger die Bühne verlässt und wer mehr damit beschäftigt sein wird, seine Enttäuschung hinter einem souveränen Lächeln zu verstecken, lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit voraussagen. Doch wenn man sich unter den Journalisten und Branchen-Vertretern vor Ort umhört und einen Blick auf die Wett-Quoten bei den diversen Anbietern wirft, dann dürfte sich das Rennen im Serien-Bereich mit ziemlicher Sicherheit nur zwischen zwei Kandidaten entscheiden.

Während bei den Buchmachern ganz klar "Mad Men" der Favorit auf eine erneute Auszeichnung - die dann bereits vierte in Folge - ist, räumen unter den Journalisten vielen auch der neuen Scorsese-Serie "Boardwalk Empire" von HBO gute Chancen ein. Vielleicht ist es auch schlicht der Wunsch nach etwas Abwechslung, die der Emmy-Verleihung sicher gut tun würde. Große Sympathien schlagen zwar auch "Game of Thrones" entgegen - doch dass die Serie gewinnt, glaubt kaum jemand. Auch "The Good Wife", "Friday Night Lights" und "Dexter" gelten eher als Zählkandidaten, die gegen "Mad Men" und "Boardwalk Empire" kaum eine Chance haben.

Das Duell setzt sich in der Frage, wer als Bester Hauptdarsteller in einer Drama-Serie vom Platz geht, fort: Auch hier gilt Jon Hamm alias Don Draper aus "Mad Men" als Favorit und der einzige, dem man zutraut, ihm den Emmy streitig zu machen, ist Steve Buscemi, der in Boardwalk Empire als Enoch "Nucky" Thompson überzeugt. Dass Dexter-Darsteller Michael C. Hall bei seiner vierten Nominierung für diese Rolle doch endlich einen Preis bekommt, gilt als ebenso unwahrscheinlich wie ein Emmy für "Dr. House" Hugh Laurie oder "Justified"-Darsteller Timothy Olyphant. Kyle Chandler dürfte es wohl kaum etwas nutzen, dass es die letzte Chance auf eine Auszeichnung für seine Rolle in "Friday Night Lights" ist, nachdem die Serie eingestellt wurde.

Auf genau diesen Bonus darf aber Steve Carell bauen, der "The Office" Ende der vergangenen Saison nach sieben Staffeln verlassen hat. Daran, dass er in diesem Jahr als bester Hauptdarsteller in einer Comedy-Serie ausgezeichnet wird, bestehen im Vorfeld unter Branchenbeobachtern, Journalisten und Buchmachern nur wenig Zweifel. Echte Außenseiter-Chancen werden ansonsten nur Jim Parsons aus "The Big Bang Theory" eingeräumt. Wenn Matt LeBlanc ("Episodes"), Johnny Galecki ("The Big Bang Theory"), Louis C.K. ("Louie") oder Alec Baldwin ("30 Rock") in diesem Jahr den Emmy holen würden, wäre das hingegen schon eine dicke Überraschung.

Während Steve Carell den "Letzte Chance"-Bonus besitzt, käme eine Auszeichnung der Serie "The Office" selbst als beste Comedy-Serie schon überraschender. Hier geht man in L.A. derzeit allgemein davon aus, dass "Modern Family" wie im vergangenen Jahr auch dieses Mal den Preis erneut abräumen wird. "30 Rock" muss man zwar als einstigen Dauer-Sieger und Kritiker-Liebling immer auf dem Zettel haben, dennoch gilt ein Preis als eher unwahrscheinlich. Noch schlechter stehen die Quoten für "Parks and Recreation", "The Big Bang Theory" oder auch "Glee".

Spannender ist das Rennen schon in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie. Hier werden gleich mehreren Kandidatinnen beste Chancen eingeräumt. Geht man nach den Buchmachern, gilt aber Laura Linney aus "The Big C" als heißester Tipp, auch bei den US-Branchendiensten und den Kollegen vor Ort fällt dieser Name am häufigsten. Doch auch Amy Poehler aus "Parks and Recreation" sollte man nicht abschreiben, Tina Fey aus "30 Rock" ohnehin nicht. Für Eddie Falco ("Nurse Jackie"), Melissa McCarthy ("Mike & Molly") und Martha Plimpton ("Raising Hope") käme eine Auszeichnung hingegen einer großen Überraschung gleich.

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In der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin in einer Drama-Serie" gilt übrigens ausnahmsweise mal nicht die "Mad Men"-Vertreterin Elisabeth Moss als Top-Favoritin, sondern Julianna Margulies ("The Good Wife"), die sich im vergangenen Jahr noch Kyra Sedgwick aus "The Closer" geschlagen geben musste. Seltener hört man auch die Namen Mireille Enos ("The Killing") und Kathy Bates ("Harry's Law"), während Connie Britton aus "Friday Night Lights" und Mariska Hargitay ("Law & Order: Special Victims Unit") kaum Chancen eingeräumt werden.

Ob es letztlich so kommt wie erwartet oder ob die Academy für einige Überraschungen gut ist, zeigt sich nach deutscher Zeit in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 2 Uhr. DWDL.de ist vor Ort in Los Angeles und berichtet bereits vorher vom Roten Teppich und in der Nacht dann natürlich auch über die tatsächlichen Gewinner.