Eigentlich werden in den Personen-Kategorien bei den Emmys stets sechs Schauspieler nominiert. Erstaunlicherweise finden sich auf der Liste der Anwärterinnen auf den Titel "Beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie" in diesem Jahr aber gleich sieben Namen - was Platz lässt, für eine recht ausgewogene Mischung alter Bekannter und neuer Namen.

Zu den alten Bekannten zählt fraglos Tina Fey, die Schöpferin, Autorin und Hauptdarstellerin von "30 Rock". Die Serie, die hinter den Kulissen der NBC-Show "TGS with Tracy Jordan" spielt und in der Fey als Chefautorin Liz Lemon zum Teil auch ihre Erfahrungen aus ihrer früheren Tätigkeit als Chefautorin von "Saturday Night Live" verarbeitet, gehört seit vielen Jahren zu den Lieblingen der Branche - vor allem, weil sie die Branche selbst aufs Korn nimmt. Den Emmy als Beste Hauptdarstellerin gewann Tina Fey bislang allerdings nur einmal - und zwar im Jahr 2008, auch wenn sie seit 2007 Jahr für Jahr nominiert war.

Zum immerhin dritten Mal nominiert ist Edie Falco, die in der schwarzhumorigen Serie "Nurse Jackie" ebendiese Krankenschwester Jackie Peyton spielt, die in ihrem Job an einer New Yorker Notaufnahme chronisch überarbeitet ist, stets Ärger mit Vorgesetzten hat und gegen ihre chronischen Rückenleiden ständig Tabletten nimmt. 2010 bekam die schon dreifach für ihre Rolle als Carmela Soprano in "The Sopranos" als beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie ausgezeichnet Edie Falco auch den Preis als beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie - was schon allein ihre Vielseitigkeit zeigt.

Als Favoritinnen gelten die beiden allerdings nicht - wobei die Academy natürlich immer für überraschende Entscheidungen gut ist. So wie etwa im vergangenen Jahr, als Melissa McCarthy den Emmy für ihre Rolle der übergewichtigen Grundschullehrerin Molly Flynn in der Sitcom "Mike & Molly" bekam. Überraschend war das deswegen, weil McCarthy viele Jahre in "Gilmore Girls" mitgespielt hatte, was die Academy-Mitglieder aber ebenso wie die komplette Serie - mit Ausnahme einer einzigen Nominierung in der Kategorie "Bestes Makeup" - vollständig ignorierten. Schon als McCarthy selbst ihre Nominierung verlesen durfte, konnte sie es kaum fassen. Und dass sie sich am Ende gegen die Favoritinnen wie Amy Poehler, Laura Linney und Tina Fey durchsetzte, hätte sie sich wohl im Vorfeld erst recht nicht träumen lassen.

Apropos Amy Poehler: Die hat mit ihrer Mockumentary "Parks & Recreation", die den Alltag im Grünflächenamt der fiktiven Stadt Pawnee zeigt, eine nicht allzu große, aber doch sehr treue Fangemeinde um sich geschart, wurde von den Academy-Mitglieder bislang aber nicht mit einer Auszeichnung bedacht. Vielleicht reicht es ja diesmal für ihre Rolle der stellvertretenden Leiterin der Parkbehörde Leslie Knope. HBO gab sich als Handlungsort für seine neue Politsatire "Veep" - eine Adaption der britischen Reihe "The Thick of it" - nicht mit dem Grünflächenamt zufrieden, hier steht gleich die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten im Mittelpunkt. Julia Louis-Dreyfus, die bereits Emmys für ihre Rollen in "The New Adventures of Old Christine" und "Seinfeld" in den Jahren 2006 und 1996 bekommen hatte, ist nun als Vizepräsidentin Selina Meyer nominiert und gilt als eine der Favoritinnen.

Und dann gibt es noch zwei völlige Emmy-Neulinge. Da wäre zum Einen Lena Dunham, zugleich Schöpferin, Autorin, Regisseurin und Darstellerin in der neuen HBO-Sitcom "Girls". Die Serie zeigt das Leben von vier New Yorker Frauen im Alter von etwa Mitte 20. Dunham spielt die sich planlos durchs Leben schlagende Hannah Horvath, die in der Pilotfolge von ihren Eltern eröffnet bekommt, dass sie ab sofort keine finanzielle Unterstützung mehr bekommen wird. Dazu verliert sie auch noch ihren Praktikumsplatz und muss sich auf Jobsuche begeben. Dunham ist angesichts der Fülle ihrer Aufgaben bei "Girls" auch mehrfach nominiert - nämlich auch für die beste Regie und das beste Buch.

Und dann gibt es noch ein weiteres "New Girl" bei den Emmys: Zooey Deschanel, die, nachdem sie von ihrem Verlobten betrogen wurde, als "New Girl" in eine bis dahin reine Männer-WG zieht, wo sie zunächst mal aus Liebeskummer den ganzen Tag "Dirty Dancing" schaut. Erst die Hilfe ihrer neuen Mitbewohner bringt die eigentlich so quirlige und überdrehte Jess zurück ins Leben. Die Serie geriet in den USA zum Publikumsliebling und war einer der beiden erfolgreichsten Sitcom-Neustarts der Saison - allerdings mit abnehmender Tendenz. Womöglich könnte ja nun ein Emmy neuen Schwung verleihen. Ganz unwahrscheinlich wäre ein Preis hier nicht.