HBO konnte auch in diesem Jahr mehr Emmy-Nominierungen für seine Produktionen einheimsen als jeder andere Sender. Doch der Abwärtstrend ist unverkennbar. 126 Nominierungen waren es 2015, in diesem Jahr "nur" noch 94. Klar: Im Comedy-Bereich sind mit "Veep" und "Silicon Valley" gleich zwei große Emmy-Favoriten im Rennen, im Drama-Bereich hat man mit "Game of Thrones" beste Chancen - doch insbesondere dort sucht man mit dem nahenden Ende der Fantasy-Serie vor Augen händeringend nach einem neuen Quotenhit und Kritikerliebling - und wurde zuletzt nicht fündig.

Große Stücke hielt man im Vorfeld auf "Vinyl", standen doch unter anderem Martin Scorsese und Mick Jagger dahinter. Doch nicht nur die Quoten waren enttäuschend, auch inhaltlich wusste die Serie nicht zu überzeugen. Letztlich reichte es für zwei Nominierungen in Neben-Kategorien (Vorspann und Make-Up) - für eine HBO-Aushängeschild-Produktion ist das ein sehr mageres Ergebnis. Kein Wunder, dass man von der eigentlich schon bestellten zweiten Staffel doch wieder Abstand nahm. Und "True Detective", in Staffel 1 noch eine der meistgelobten Serien, konnte mit der zweiten Staffel das Niveau bei Weitem nicht halten und brach unsanft von 13 auf 1 Nominierung ein - und die gab's auch nur für das beste Sound-Mixing. Ebenfalls durchs Raster fiel die Serie "The Leftovers".

Im Bereich der Limited Series, wo man im letzten Jahr mit "Olive Kitteridge" das Triple (Comedy, Drama, Limited Series) noch perfekt machen konnte, ist HBO diesmal gleich gar nicht vertreten. Hier hätte man am ehesten noch auf "Show me a Hero" gesetzt, das bei den Academy-Mitgliedern aber völlig ohne Beachtung blieb. Und die Riege der HBO-Enttäuschungen komplett zu machen, sei auch noch "Girls" genannt: In Staffel 5 blieb die Comedy-Serie von Lena Dunham erstmals völlig ohne Nominierung.

Die Problemchen von HBO hätte in Bezug auf die Emmy-Beachtung ein Network wie The CW gern. "Jane the Virgin" und Hauptdarstellerin Gina Rodriguez wurden beispielsweise schon mit vielen anderen Preisen bedacht - bei den Emmys reichte es wie im vergangenen Jahr gerade mal für eine einzige Nominierung ("Outstanding Narrator"). "Crazy Ex-Girlfriend" bringt es auf immerhin vier Nominierungen, auch hier aber nur in den Rand-Kategorien. Hauptdarstellerin Rachel Bloom, die sowohl einen Golden Globe gewann als auch bei den Critics' Choice Awards ausgezeichnet wurde, findet sich hingegen nicht mal unter den Nominierten für einen Emmy.

Zu den großen "Snubs" gehört aber "Orange is the New Black", das auf eine einzige Nominierung zurechtgestutzt wurde, sowie die Serie "Billions". Keine einzige Nominierung gab's hier, auch nicht für die beiden Hauptdarsteller Paul Giamatti und Damien Lewis, der für "Homeland" einst die Trophäe mit nach Hause nehmen konnte. Viele hatten auch einen Christian Slater für seine Rolle in "Mr. Robot" erwartet, der sich nicht unter den Nominierten findet, obwohl die Serie an sich nominiert ist. Und ziemlich überraschend fehlt auch eine Julianna Margulies ("The Good Wife"), die 2011 und 2014 den Emmy als Beste Hauptdarstellerin noch mit nach Hause nehmen konnte. Doch trotz Serien-Finale reichte es diesmal nicht mal mehr für eine Nominierung. Dass die Academy-Mitglieder, die über die Nominierungen und Vergabe entscheiden, nicht in Farewell-Stimmung waren, zeigt sich aber auch bei einem über mehr als ein Jahrzehnt quasi prägenden Format: "American Idol" - das aber noch nie der große Emmy-Liebling war.

Dauer-Emmy-Gewinner war in den vergangenen Jahren hingegen die "Daily Show with Jon Stewart", die den Sieg quasi beinahe abonniert hatte. Jon Stewarts Nachfolger Tervor Noah konnte an diesen Erfolg bislang nicht anknüpfen - weder aus Quotensicht noch bei den Emmys oder allgemein in der öffentlichen Wahrnehmung. Stephen Colbert, der für seinen "Colbert Report" auch stets zu den Emmy-Nominierten gehörte und sich 2014 sogar mal gegen die "Daily Show" durchsetzen konnte, ist an neuer Wirkungsstätte als Nachfolger von David Letterman in der "Late Show" ebenfalls noch nicht so recht angekommen. Um so ernüchternder müsste es für ihn also sein, dass ausgerechnet die "Late Late Show" mit dem vorher weitgehend Unbekannten James Corden es stattdessen auf die Nominierungsliste geschafft hat.

Ja, und dann gehören auch in diesem Jahr wieder die ganz großen Quotenhits zu den Verschmähten in Sache Emmy: "Empire" als größter Network-Hit bringt es nur auf eine einzige Nominierung (für Taraji P. Henson), bei "The Walking Dead" sind es zwei (Prosthetic Makeup und Visual Effects). Auch "The Big Bang Theory" hat seine besten Emmy-Zeiten wohl hinter sich. Jim Parsons, der 2010, 2011, 2013 und 2014 als bester Hauptdarsteller in einer Comedyserie ausgezeichet wurde, ist für seine Rolle als Sheldon Cooper mittlerweile nicht mal mehr nominiert, so wie schon im vergangenen Jahr.