Wenn man in die Historie der Emmys schaut, dann zeichnet sich diese durch viel Kontinuität aus. Wer sich einmal in die Herzen der Academy-Mitglieder gespielt hat, der verbleibt dort nicht selten für viele Jahre und findet sich immer wieder auf den Nominierungslisten wieder. Wenn das mal nicht der Fall ist, dann ist das schon auffällig. Und wenn es wie bei Rami Malek sogar einen Preisträger des Vorjahres trifft, dann um so mehr: Er gewann letztes Jahr für seine Rolle des Elliot noch als Bester Hauptdarsteller in einer Drama-Serie den Emmy, in diesem Jahr ist er gar nicht mehr unter den Nominierten. Die zweite Staffel von "Mr. Robot" fand im Allgemeinen viel weniger Anklang.

In Ungnade gefallen sind auch andere frühere Emmy-Lieblinge. "Homeland" etwa findet sich in diesem Jahr weder im Rennen um die beste Drama-Serie noch Claire Danes auf der Nominierungsliste für die beste Hauptdarstellerin wieder. Den Zenit hat die Serie aber ohnehin schon länger überschritten, die letzte Auszeichnung gabs für die zweite Staffel im Jahr 2013. Auch Lena Dunham und ihre Serie "Girls" war einige Zeit mal ein Emmy-Liebling. Doch zur letzten Staffel gab's weder für Dunham selbst noch für die Serie Farewell-Nominierungen, lediglich in den Gastdarsteller-Kategorien gab's gleich mehrere Nominierungen, nämlich für Riz Ahmed, Matthew Rhys und Becky Ann Baker.

Generell wurde Netflix in diesem Jahr bei den Emmy-Nominierungen sehr reichlich bedacht, ausgerechnet eine der meistdiskutierten Produktionen blieb aber außen vor: "13 Reasons Why". Die Serie über die Gründe für den Selbstmord eines Mädchens erhielt überraschenderweise keine einzige Nominierung. Auch die "Gilmore-Girls"-Fortsetzung wurde übrigens nicht bedacht, was hier allerdings schon weniger überraschend kommt, war die Serie doch schon in ihrer Ur-Form damals kein Emmy-Aspirant.

Amazon hängt im Vergleich mit Netflix in Sachen Emmys ohnehin weit hinterher. Ein Pfund, mit dem man Wuchern kann, ist zwar noch immer "Transparent" mit immerhin sieben Nominierungen - allerdings musste die Serie die Königskategorie "Beste Comedy-Serie" nun erstmals räumen. Chancen auf eine Nominierung hatte man sich auch für Billy Bob Thornton ausgerechnet, der immerhin einen Golden Globe für seine Rolle in "Goliath" bekam, er ging allerdings wie die gesamte Serie leer aus. Ein anderer großer Name, der fehlt: Jude Law ("The Young Pope"). Oder auch Christine Baranski: Sie hatte für ihre Rolle in "The Good Wife" die Nominierung als Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle quasi abonniert. Nun rückte sie mit dem Ableger "The Good Fight" zur Hauptdarstellerin auf, bleibt erstmals seit 2009 aber ohne eine Nominierung.

Bis zum Schluss unterhalb des Emmy-Radars flog die HBO-Serie "The Leftovers". Die dritte und letzte Staffel findet sich nun zwar erstmals überhaupt aur den Emmy-Nominierungslisten wieder, allerdings nur für Ann Dowd für ihre Gastrolle. Trotz hervorragender Kritiken, vor allem im späteren Verlauf der Serie, bleibt der Serie also eine Emmy-Ehrung verwehrt. Ebenso übrigens wie "Insecure" und der hervorragenden Issa Rae, die auch im zweiten Jahr völlig ignoriert wurde. Nur in zwei Rand-Kategorien taucht zudem die Starz-Serie "American Gods" bei den Emmys auf.

Jahrelange Dauer-Snubs sind zudem die größten Quotenhits im US-Fernsehen. Die meistgesehene Serie beim jungen Publikum heißt seit Jahren "The Walking Dead". In ihrer gesamten Geschichte gab es bislang zwei Emmys, jeweils in der Kategorie "Prosthetic Makeup". Und auch in diesem Jahr gab es nur eine einzige Nominierung, erneut in dieser Kategorie. Ähnlich ergeht es vielen der großen Quotenhits aus dem Network-Fernsehen. "Empire" erhielt für Staffel 3 nur noch eine Nominierung für die besten Kostüme, "NCIS" schon seit 2013 keine einzige mehr. Und "The Big Bang Theory", dank Jim Parsons viele Jahre noch recht gut im Emmy-Rennen, hat zwar noch in drei Kategorien Chancen, es handelt sich aber nur um Randkategorien (Production Design, Picture Editing, Technical Direction Camerawork Video Control).

Im Non-Fiktionalen fällt das Fehlen von Jimmy Fallon auf, der im Late-Night-Rennen Platz für Stephen Colbert machen musste, der seinerseits im vergangenen Jahr außen vor blieb - Trump lässt grüßen. Nicht vom Trump-Effekt profitieren konnte - zumindest in Sachen Emmy - Trevor Noah mit seiner "Daily Show". Nachdem das Format unter Jon Stewart jahrelanger Dauersieger in der Kategorie war, blieb die "Daily Show" im letzten Jahr ohne eine einzige Nominierung. Und obwohl die Quoten inzwischen deutlich angestiegen sind, reichte es auch in diesem Jahr nur zu einer Nominierung - und das auch nur für "Between-the-Scenes"-Videos.