Welchen Stellenwert hat der Umweltschutz, wenn es um Fernsehproduktionen geht? Das ist eine Frage, die zunehmend auch bei den Sendern diskutiert wird - wohl wissend, dass es noch ein weiter Weg ist, bis das Fernsehen wirklich "grün" ist. Beim ZDF misst man dem Umweltaspekt "einen steigenden Stellenwert" bei, wie es offiziell von Seiten des Senders heißt. "In unseren Sendungen schauen wir unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, der Politik und der Wirtschaft, kritisch auf die Finger; sei es beim Umweltschutz oder im Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Diese kritische Haltung gilt auch innerhalb des ZDF."

Konkret hat das ZDF im letzten Jahr in Mainz eine Photovoltaik-Anlage zur alternativen Stromversorgung in Betrieb genommen und die Fahrzeuge für den innerbetrieblichen Transport auf Elektroantrieb umgestellt. Beim SWR wurde inzwischen sogar ein Herstellungsleiter zum Nachhaltigkeitsbeauftragten ernannt - und an Arbeit mangelt es ihm nicht. "Zunächst schauen wir uns die Produktionsschritte an. Die größten Hebel sind meist der Energieverbrauch und die Reisetätigkeit. Daneben ist die Müllvermeidung bei großen Teams eine relevante Größe", sagt Michael Becker, der den Posten übernommen hat.

Doch nicht immer kann das umgesetzt werden, was sich Becker vorstellt. "An die Grenzen stoßen wir, wenn die finanziellen Mittel zur Umsetzung nicht vorhanden oder eingeplant sind." Aber auch hier sei man zuletzt vorangekommen, erzählt der Nachhaltigkeitsbeauftragte gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. So habe die Geschäftsleitung eine Anschubfinanzierung für 2019 bereitgestellt. "Damit könnten wir dann neue technische Entwicklungen testen und im Umfeld der Aufnahmeleitung einen Green Consultant einsetzen, der für die Produktion recherchiert und die eingeleiteten Maßnahmen vor Ort umsetzt."

Nachhaltigkeit spielt auch in den Produktionsverträgen des SWR eine Rolle. Bei Auftrags- und Koproduktionen hat der öffentlich-rechtliche Sender aus dem Südwesten in diesem Jahr einen Passus aufgenommen, in dem auf den "hohen Stellenwert sozialer Nachhaltigkeit und ressourcenschonenden Produktionsmethoden im SWR" hingewiesen wird, wie es heißt. Der Vertragspartner verpflichte sich zur Einhaltung sozialer Mindeststandards. Auch eine ökologisch nachhaltige Produktionsweise wird in dem Papier gefordert - bislang geschehe das aber noch ohne Verbindlichkeit, räumt der SWR ein. Anhaltspunkte dafür, wie grün eine Produktion wirklich ist, gewährt ein CO2-Rechner, den man gemeinsam mit der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg entwickelt hat.

Makatsch-"Tatort" nach grünen Vorgaben gedreht

Wie eine grüne Produktion im Idealfall aussehen kann, zeigt ein erstes Pilot-Projekt, das schon vor drei Jahren im Rahmen der "Green Shooting"-Initiative der MFG entstanden ist. Es handelt sich dabei um den von Zieglerfilm produzierten "Tatort"-Film "Fünf Minuten Himmel" mit Heike Makatsch. Damals stellte die MFG finanzielle Mittel für Coaching und Betreuung der Produktionsarbeiten zur Verfügung. Alleine durch recyceltes Papier, Reisen mit Bahn, Elektrofahrzeugen und Fahrrad sowie der Nutzung von Ökostrom und wiederverwendbarem Geschirr gelang es eigenen Angaben zufolge, 53,6 Tonnen CO2-Emissionen einzusparen, wie die Initiatoren auf ihrer Website stolz vorrechnen.

Und doch besteht noch Verbesserungsbedarf, schließlich sind Produktionen wie diese die Ausnahmen - im Übrigen auch beim ZDF, auch wenn der Sender schulterklopfend darauf verweist, dass "Der Quiz-Champion" mit Johannes B. Kerner schon 2015 als erste TV-Show überhaupt von einer Filmförderung mit dem "Grünen Drehpass" ausgezeichnet wurde. Möglichkeiten zur Verbesserung sieht man in Mainz etwa hinsichtlich einer Umstellung auf Ökostrom, über die derzeit ebenso wie über besonders energieeffiziente Vorgaben bei Neubauten nachgedacht werde. Um sich stärker zu engagieren, haben die Programmbereiche inzwischen den Auftrag erhalten, ein Konzept zur Umsetzung nachhaltiger Produktion zu erarbeiten.

Schulungsmaßnahmen sollen nun helfen, das Bewusstsein für umweltbewusstes Produzieren zu schärfen und gezieltes Wissen zu vermitteln. "Derzeit etablieren wir hausintern elektronische Workflows und digitale Dokumentenmanagementsysteme, um die noch verbliebenen papierbasierten Prozesse zu ersetzen", erklärt eine ZDF-Sprecherin. "Durch den verstärkten Einsatz von Videokonferenz-Technologien möchten wir zudem die Anzahl an Dienstreisen reduzieren." Der SWR beschäftigt sich derweil gerade schwerpunktmäßig mit den szenischen Eigenproduktionen. "Aufgrund des hohen Aufwands lässt sich hier auch viel bewegen", betont der Sender, der das Augenmerk zukünftig aber auch auf Studioproduktionen in der Unterhaltung und Außenübertragungen richten will. "Letztlich sollen die getroffenen Maßnahmen im SWR zum Standard und selbstverständlich werden."