Sie hat Pups gemacht. Oder war er es? Egal, wer auch immer. Jemand hat Pups gemacht. Bei Maybrit Illner. In der Sendung am Donnerstag. Während die Kameras liefen. Daheim auf dem Sofa hat das niemand mitbekommen, aber im Studio haben es alle gerochen. Doch, es muss so gewesen sein, denn anders ist der Gesichtsausdruck nicht zu deuten, den zwischendrin alle gemacht haben. Viel wichtiger erscheint aber ohnehin die Vorstellung dessen, was zu diesem Zeitpunkt hinter den Kulissen abging. Dort fragte der Praktikant: „Soll ich den Pups auch twittern?“

Für einen winzigen Moment sah es so aus, als komme gleich ein deutliches „Na klar“, weil die Stunde zuvor, immer ein Ja gekommen war. Wirklich immer ein Ja. Aber dann folgte ein unerwartet klares Nein. Das verwirrte den Praktikanten, der tief in sich die frustrierte Frage hörte: „Warum nicht? Wir twittern doch sonst jeden Scheiß.“

Nein, tun sie natürlich nicht, und es gab auch keinen Pups, aber man kommt auf solche Gedanken, wenn man sieht, wie eine Talkshowsendung rund um die Ausstrahlung das Twitter-Universum überschwemmt. Da kommen die Tweets von einem Account, der die ganze Woche unberührt vor sich hin schimmelte, auf einmal beinahe im Minutentakt. Sagt irgendwer auf dem Bildschirm etwas, erscheint es ziemlich sicher gleich in der Twitter-Timeline. Fast 50 Tweets waren es anlässlich der jüngsten Sendung, Vorankündigungen mit eingerechnet. In der Sendung davor wurde die 50er-Marke locker übersprungen. Danach ging es zurück in die Gruft. Bis zur nächsten Sendung.

Nun ist nichts dagegen einzuwenden, dass Redaktionen in die Welt hinauspusten, was in ihrem Kosmos passiert. Man wird ja heutzutage nicht mehr nur an der Quote gemessen, sondern auch daran, welche Relevanz dem zugestanden wird, was die Gäste der Plauderrunde so von sich geben. Wer weiß, vielleicht ist ja was für dpa dabei, was dann als Schlagzeile die Meldung macht. Das gehört zur Eigenwerbung dazu.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob man wirklich fast jeden vollständigen Satz der Gäste in die Welt hinausdokumentieren muss. Wo führt das hin? Es könnte dazu führen, dass Menschen Maybrit Illner donnerstags stumm stellen, weil diese Überflutung für über eine Stunde alle anderen Nachrichten überdeckt. Die andere Alternative wäre dann, gleich die komplette Abschrift der Sendung ins Netz zu stellen. Zum Selberraussuchen von akzeptablen Gedanken.

Beides ist so doof wie es klingt und könnte vermieden werden, wenn sich die Redaktion nach jedem Satz, der in der Sendung gesprochen wird, mal ganz kurz zurücklehnte und sich fragte, ob das Gesagte von irgendeiner Relevanz ist. Und wenn ja, für wen? Wenn sich die Redakteure dann wieder nach vorne lehnen, werden sie erkennen, dass es mehr bringt, wenn man sich aufs Wesentliche beschränkt, wenn man auch mal ein bisschen schweigt und nicht jedem gedanklichen Pups einen Tweet spendiert.

Möglicherweise wird man dann als Sendung mit seinen Tweets auch wieder ernst genommen und nicht als lästiges Übel genervt weggedrückt. Nur mal so gesagt. Als kostenloser Tipp. Könnte man schon in der nächsten Sendung anwenden.