Ein großer Branchenkongress ist das International Emmy Festival zweifelsohne nicht. Der Rahmen der Veranstaltung im New Yorker Sofitel ist überschaubar und passt eher in die Kategorie klein aber fein als groß und mächtig. So reist auch in erster Linie nach New York, wer nominiert ist, der International Academy of Television Arts & Sciences angehört oder das Zusammentreffen dieser Hochkaräter zur eigenen Präsentation nutzen will, wie in diesem Jahr beispielsweise die Film- und Medienstiftung NRW. Dort sieht man in dem Festival die Chance den Medienstandort NRW auch für internationale Produktionen zu bewerben. Ähnliche Engagements andere Medienstandorte in den vergangenen Jahren haben neben tatsächlichen Produktionsaufträgen vor Ort auch das Networking beflügelt. Eine Hoffnung, die man auch bei der Film- und Medienstiftung NRW hegt.

Doch während man damit schon wieder schnell in Europa, in Deutschland und bei unserem Fernsehen landet, sorgt das Festival am Samstag und Sonntag dafür, dass man Einblicke in die Trends anderer TV-Nationen erhält. Und schon zum großen Auftakt spürt man: Mögen die Europäer auch aufgrund der anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen mit dezenter Krisenstimmung angereist sein, so zeigen sich Gäste andere Kontinente deutlich optimistischer. Anlass zur Zuversicht in der internationalen TV-Branche geben insbesondere zwei Gründe: So sind inzwischen in vielen Märkten die Abgesänge auf das Fernsehen als vom Internet überholtes Medium verklugen und die Erkenntnis eingetreten, dass das Fernsehen wenn auch mit neuen Herausforderungen eine Zukunft hat. Die leidige Diskussion eines sterbenen Mediums - in Südamerika schmunzelt man nur darüber.

Und dann gibt es noch einen Grund: Denn gut gemachtes Fernsehen, insbesondere die Unterhaltung, hat in Krisenzeiten Hochkonjunktur. Sie erlöst die Zuschauer aus ihrem Alltag und nimmt sie mit in fiktionale oder non-fiktionale Welten, die ablenken und für Verstreuung sorgen. Die besten Produktionen aus aller Welt treten am Montagabend um die International Emmy Awards 2011 an. In diesem Jahr sind Nominierte aus 20 Ländern dabei. Eine Rekordzahl, wie Bruce L. Paisner, Präsident der International Academy of Television Arts & Sciences noch einmal betonte in New York. Doch bis zur Antwort auf die Frage, wer dieses Jahr den internationalen Fernsehpreis gewinnt, zeigt das Festival die Nominierten und gibt Gelegenheit zum Gespräch. Beispielsweise über "The Master Show", eine für uns sehr skurril anmutende Gameshow.

Die Stärke des International Emmy Festivals besteht sicherlich darin, dass man dank dem Gespräch mit den Produzenten kompakt an zwei Tagen viel über andere TV-Kulturen abseits des anglo-amerikanischen Marktes lernen kann. Und vielleicht nicht nur drüber schmunzelt - sondern wertschätzt. Und so kann man auch in Deutschland weiter über die sicher im Raum stehende Frage diskutieren wie wichtig nun ein Sieg bei den International Emmy Awads ist. Doch das Festival schafft auf den Fluren des Sofitels in New York mehr Dialog als die großen Fernsehmessen. Und wenn man die vielleicht etwas skeptischere europäische Brille abnimmt, trifft man in diesem Jahr eine selbstbewusstere und optimistischere Branche als in den vergangenen Jahren.  Das ist schon eine erste, interessante Erkenntnis.