Hat sich das Pay-TV denn mit der Einschaltquotenmessung überhaupt einen Gefallen getan? Ist die bislang doch sehr überschaubare Werbevermarktung der Sender diese Quoten-Fixierung wert?

Die Einschaltquote ist für uns nicht das maßgebliche Kriterium. Wir machen Programm mit Blick auf den Pay-Value. Wir lassen die Einschaltquoten messen, um intern den Programmflow besser zu verstehen. Die Daten geben uns Anhaltspunkte, welche Programme gut miteinander funktionieren und wo wir optimieren können. Man kann - und wir tun das auch - immer noch anzweifeln, ob die AGF mit ihrem Panel, bei dem 500 Haushalte die Pay-TV-Nutzung repräsentieren, eine TV-Nutzung wirklich glaubwürdig abbilden. Da sind wir auch in wichtigen Diskussionen mit der AGF, die hier viele Hausaufgaben zu machen hat. Schließlich zahlen wir viel Geld dafür. Trotz der Ungenauigkeiten lässt sich den Zahlen aber immerhin entnehmen: Wir im Pay-TV sind keine komische Randgruppe sondern mit relevanter Größe im Markt unterwegs.

Die Botschaft ist es wert?

Viele Beobachter waren überrascht zu sehen, dass wir mit 13th Street und Syfy sehr bald mit zwei Sender in der werberelaveten Zielgruppe dauerhaft zusammen bei mindestens einem Prozent Marktanteil liegen. Bei 13th Street liegen wir schon durchschnittlich bei über 0,5 Prozent, vergangene Woche schaffte 13th Street sogar allein 1,5 Prozent Tagesmarktanteil, Syfy erreichte gestern und vorgestern 0,8 Prozent - und wir reden hier von einem kostenpflichtigen Programm, das mit Reichweiten von manchen Free-TV-Kanälen konkurriert, obwohl wir niemals die gleiche technische Reichweite haben werden. Allein die Tatsache, dass wir diese Message in die Branche tragen konnten, ist die Messung wert. Mit 13th Street und Syfy sind wir seit Jahren die Nr.1 und Nr.2 der fiktionalen Pay-TV-Sender und werden das verteidigen.

Welche Programmhighlights sollen dabei im 2. Halbjahr helfen?

Persönlich freue ich mich auf die Erstausstrahlung des Kultfilms „Sharknado 3“ am 23. Juli auf Syfy. „Sharknado“ hat sich zu einem echten Publikumsliebling entwickelt. Kurz danach zeigen wir als deutsche TV-Premiere die Zombieserie „Z Nation“. Aufgrund unseres Deals mit UTD sind wir stolz, Staffel 1 und 2 der Serie „Dominion“ erstmals in Deutschland präsentieren zu können. Für nächstes Jahr kann ich heute schon „Heroes Reborn“ ankündigen – ein echter Knüller. Auf 13th Street geht es mit neuen Folgen von „Covert Affairs" weiter. Zudem werden wir noch ein außergewöhnliches Serien-Highlight im Herbst haben, auf das sich die Zuschauer freuen können. Uns hilft natürlich generell, dass Universal - wie alle Hollywood-Studios - so viele Serien produzieren wie lange nicht. Das macht die Auswahl, etwa bei den diesjährigen LA Screenings, größer. Wir schauen ja auch über den Tellerrand von Universal hinaus. Aber natürlich haben wir bei unserem Mutterhaus jede Menge hervorragende Serien entdeckt.

Mit welchen Beobachtungen sind Sie denn von den diesjährigen LA Screenings zurückgekehrt?

Die wichtigste Beobachtung: Es gab wieder unglaublich viele Piloten. Einer der Trends war für mich dieser Wunsch jedes Studios nach einer Art „Game of Thrones“. Dann ist auch Medical Drama wieder ganz groß und was ich auch für unsere Sender ganz gut finde, ist die Rückkehr der Procedurals, gerade im Krimi-Genre.

Interessant. Es entsteht sonst immer der Eindruck die Pay-TV-Sender freuen sich mehr über den Trend zu Serien mit fortlaufenden Handlungen und nur die werbefinanzierten Sender wünschen sich abgeschlossene Handlungen pro Folge.

Das stimmt so nicht. Wir wissen, dass die Zuschauer bei unseren Abonnenten abgeschlossene Episoden und auch große bekannte Programmmarken lieben. Auch die Pay-TV-Sender brauchen wiederholbare Serien. Bei 13th Street sehen wir, dass auch große bekannte Programmmarken sehr gut funktionieren. Da freuen wir uns zum Beispiel auf „NCIS: New Orleans“. Es gilt immer eine gute Kombination aus unverwechselbaren TV-Premieren - mit langen Auswertungsfenstern - und die besten bereits bekannten Franchises zu finden.

Pay-TV kam in Deutschland nur sehr langsam in die Gänge und gerade jetzt, wo es mal einen Lauf gibt, kommt Netflix und bedroht die Entwicklung…

Netflix ist doch keine Bedrohung. Das ist ein Marktpartner wie andere auch. Ich mochte das, was Herr Zmeck bei Ihnen im „Studio D“ gesagt hat: Netflix ist im Grunde eine Videothek. Das ist ein anderes Geschäftsmodell. Ich glaube ehrlich gesagt sogar, dass Netflix dem TV-Markt hilft. Wir reden schließlich so viel über Serien und Serienkultur wie noch nie. Das ist toll - und viele der Library-Programme bei SVoD-Anbietern kommen von den großen Hollywood-Studios, auch von Universal. Ich drehe den Spieß einfach um und sage: Wir bieten ja längst - zusammen mit Sky Go –Serien on Demand an. Damit haben wir schon lange ein integriertes Angebot bestehend aus einem linearen Sender mit nicht-linearen Komponenten. Bei uns weiß der Zuschauer sofort, wofür die Marke steht. Wie geht wohl Netflix mit der Bedrohung um, dass eigentlich jeder Inhalte-Anbieter jetzt auch non-lineare Angebote schafft?

Wir nehmen die Frage mit zu unserem nächsten Gespräch mit Netflix. Herzlichen Dank für das Gespräch Frau Behrends