Herr Michalsky, wie weit ist die Integration von "Welt" und N24 mittlerweile vorangeschritten?

Die Zusammenführung von Welt und N24 ist sehr weit vorangeschritten. Das lässt sich schon auf den ersten Blick daran erkennen, dass der N24-Schriftzug seit dem Start der neuen Welt.de im Herbst ganz oben auf der Seite zu finden ist. Wir sind ein Unternehmen und eine Redaktion. Das machen wir auf allen Plattformen deutlich. Die gemeinsame Seite ist ein wichtiger Schritt für unsere Nutzer. Dazu gehört in diesen Tagen auch das Abschalten von N24.de. Die Seite geht damit komplett in der neuen Welt.de auf.

Ist es nicht verwirrend, N24.de in die Browserleiste einzugeben und bei der "Welt" zu landen?

Das ist sicherlich Gewöhnungssache. Wir haben deshalb schon vor einiger Zeit begonnen, unsere Nutzer auf diesen Schritt vorzubereiten, sowohl auf unseren Websites als auch in den Apps. Außerdem haben wir die neue Welt.de gemeinsam mit N24-Testnutzern entwickelt. Parallel wurde die visuelle Integration stetig vorangetrieben. Wenn Sie sich auf unserer neuen Website umschauen, dann werden Sie viele Designelemente des Senders N24 entdecken. Insbesondere farblich dürften sich die Nutzer zuhause fühlen. Auch in der neuen Welt Smartphone-App wurden viele Dinge übernommen, die N24-Nutzern sehr wichtig waren.


Zum Beispiel?

Die N24-Nutzer legen Wert auf eine schnelle Orientierung. Dafür haben wir den News-Check gebaut, bei dem alle Nachrichten auf einen Blick geliefert werden. Man muss also nicht viel klicken und scrollen. Sie haben außerdem ein großes Interesse an schneller Echtzeit-Berichterstattung. Die bekommen sie in der Welt-App.

Wie unterscheiden sich die Nutzer von N24 und "Welt" – und wie wollen Sie eine homogene Masse daraus bilden?

Eine homogene Masse ist nicht das Ziel, teils unterschiedliche Interessen bringen ja durchaus auch Chancen mit sich. Spannend ist aber: Die Nutzer unterscheiden sich gar nicht so stark, wie man das vielleicht annehmen würde. Nehmen Sie die Smartphone-App: Dort sind die N24-Nutzer im Schnitt nur ein Jahr älter als die der Welt. Wer N24 digital nutzt, ist pauschal gesagt etwas stärker an schnellen Nachrichten-Themen interessiert als der traditionelle Welt-Nutzer, der vor allem Analysen, Kommentare und Berichte liest. Unser neues Digitalangebot bietet beides und setzt in Zukunft noch stärker auf Bewegtbild.

"Im Netz erwarten die Nutzer eine andere Aufbereitung als im TV."
Oliver Michalksy

Müssen Sie bei Bewegtbild im Netz andere Wege einschlagen als im Fernsehen?

Das machen wir bereits seit geraumer Zeit. Journalismus muss sich in seiner Darstellung immer an der Plattform orientieren, auf der er angeboten wird. Im Netz erwarten die Nutzer eine andere Aufbereitung als im TV – die Inhalte werden ja oft unterwegs konsumiert. Natürlich nutzen wir für Bewegtbild-Angebot auf Welt.de den Verbund mit dem TV-Sender und übernehmen Produktionen. Insbesondere in Breaking-Newssituationen sind wir so unschlagbar. Aber auch unsere umfassende Mediathek ist attraktiv. Ergänzend machen wir auch Eigenproduktionen ausschließlich für das Netz – das bietet sich vor allem für planbare Geschichten an.

Nehmen Sie durch die Zusammenlegung beider Portale in Summe eigentlich bewusst einen Reichweitenverlust in Kauf?

Die Zusammenlegung wird im ersten Schritt nicht ohne einen Verlust in der Reichweite funktionieren, denn beide Angebote haben natürlich teilweise die gleichen Nutzer. 1+1 kann daher in diesem Fall nicht 2 sein. Wir gehen einen strategischen Schritt für eine starke Marke und schaffen ein digitales Angebot, das durch die Verbindung unserer Medien einzigartig ist. Selbstverständlich setzen wir nach der Umstellung auf Wachstum.