"Defying Gravity" war noch eines der Beispiele dafür, dass bei einer internationalen Produktion jeweils ein Schauspieler aus jedem Land ins Projekt geschickt wurde. Das hat ja fast nie funktioniert.

Nun ja, in “Defying Gravity" ging es um eine Geschichte auf der internationalen Raumstation. Die Voraussetzung für eine internationale Crew war damit ideal. Ich denke nicht, dass die Serie dadurch erfolgreicher oder schlechter wurde, weil z.B. aus Deutschland Florentine Lahme mit an Bord war. Wir casten unsere Schauspieler nicht nach dem Kriterium, wie viel Geld wir von einem bestimmten Co-Partner bekommen und wen sie gerne aus ihren eigenen Reihen schicken würden, sondern danach, wer die beste Option für die Rolle ist. Aber Sie haben Recht: Es gibt sogar heute noch einige internationale Koproduktionen, bei denen das Casting einfach gar keinen Sinn macht. Was ich deshalb so an TF1 und der Mediengruppe RTL Deutschland liebe: Sie wollen eine US-Serie und lassen uns machen. Ihre Aufgabe folgt nach der Produktion.

Was meinen Sie?

Jetzt geht es darum, wie gut die Serie in Deutschland und Frankreich promotet und platziert wird. Wir für unseren Teil haben unseren Partnern eine gute Serie versprochen - die wir meiner Meinung nach auf jeden Fall abliefern werden. Ich bin sehr glücklich, dass die RTL-Gruppe und TF1 auch ein gewisses Risiko mit dieser Produktion eingehen und etwas Neues wagen. Es ist etwas teurer als das, was sie sonst gewöhnt sind.

Wer bestimmt, wann die Serie on air geht?

Die Mediengruppe RTL Deutschland und TF1 kontrollieren ihren eigenen Zeitplan. In Deutschland plant Vox die Ausstrahlung im kommenden Winter. Es gibt zwar einige Gegebenheiten, auf die geachtet werden muss - etwa die rechtzeitige Entscheidung über eine zweite Staffel. Da müssen wir ja den Cast rechtzeitig für blocken, doch darüber sind sie sich völlig im Klaren. Wir vertrauen ihnen jedenfalls, dass sie die Serie in ihrem Land angemessen bewerben und auf dem richtigen Sendeplatz positionieren.

Wie wichtig ist der deutsche Markt eigentlich für Sie, also NBC Universal International Studios?

Ich denke, dass der deutsche und auch französische Markt schon immer wichtig für die amerikanischen Studios waren. Es sind große Märkte, die eine immense Anzahl von Zuschauern und Kunden bereithält.

NBC Universal International Studios expandiert stetig. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, eine eigene Produktionsunit in Deutschland zu gründen oder zu übernehmen?

Wir denken darüber nach auf dem deutschen Markt aktiv zu werden. Auf der anderen Seite ist es ziemlich schwierig, deutsche Fiktion in die Welt zu verkaufen. Das ist kein großes Geschäft. Das Gleiche gilt für französische Fiktion. Amerikanische Produktionen verkaufen sich hingegen leichter in eine Vielzahl von Territorien. Das gelingt den wenigsten deutschen Produktionen. Das muss man sich genau anschauen.

Warner ist in den deutschen TV-Markt eingetreten, Sony war schon lange aktiv. Im deutschen Produktionsgeschäft spürt man eine Nervosität vor einer weiteren Konsolidierung.

Warum? Wären Übernahmen denn etwas Schlechtes? Als ich 2010 Teil von NBC wurde, waren noch knapp 60% des Indie-Marktes lokal betrieben. Seitdem gab es eine Menge Übernahmen. Hat es den Menschen je geschadet? Ohne dieses Vorgehen hätte es kein Golden Age of British Television gegeben, "Downtown Abbey" wäre niemals entstanden. Entscheidend ist, dass nach Übernahmen nicht aus Prinzip alles anders gemacht wird. Wir setzen auf die Köpfe, die sich auskennen. Eine gute Übernahme ermöglicht statt zu verunsichern.

Es gibt in Deutschland einfach viele kleine Produktionsfirmen, die sehr stolz auf ihre Unabhängigkeit sind.

Dann sollten sie das Geld nicht nehmen und ihre Firma nicht verkaufen. Problem gelöst. Ich denke, es ist lediglich die Angst, die nervös macht. Ein amerikanischer Partner ist größer und einschüchternder, womit man erst einmal klar kommen muss.

Herr Edelstein, herzlichen Dank für das Gespräch.